KÖIGSBERG (GS) Die Kirche steht in bester Lage direkt am Salzmarkt. Früher gehörte der Bauteil zum angrenzenden Gasthaus "Goldener Stern". Ende der Fünfziger Jahre zog die Neuapostolische Gemeinde ein. Diese wurde nun der Haßfurter Gemeinde angeschlossen. Das Gotteshaus in Königsberg hat ausgedient.
"Neuapostolische Kirche, Gottesdienst Sonntag 930 Uhr, Mittwoch 2000 Uhr" steht auf der Steintafel am Eingang eingemeißelt. Doch die Kirche ist geschlossen. Im Internet findet sich der Hinweis: "Die Gemeinde Königsberg ist geschlossen. Bitte besuchen Sie die Gottesdienste in Haßfurt."
Seit dem 9. Juli 2006 gehören die Mitglieder der bisherigen Gemeinde Königsberg jetzt zu Haßfurt. Reform auch bei der Neuapostolischen Kirche? 380 000 Mitglieder in rund 2700 Gemeinden hat die weltweit rund elf Millionen starke Glaubensgemeinschaft in Deutschland. 22 760 Personen sind Amtsträger. Darunter versteht die Neuapostolische Gemeinde, ehrenamtlich Dienst am Nächsten zu tun.
Haßfurt und damit auch das angeschlossene Königsberg gehören zum Apostelbereich Nürnberg. Vereinigt sind hier 11 000 Mitglieder in 84 Gemeinden. Wie im Urchristentum sind in der Neuapostolischen Kirche Apostel tätig. Sie bereiten die Gläubigen auf die biblisch verheißene Wiederkunft Christi vor. Im Gottesdienst wird dazu die Bibel-Übersetzung von Martin Luther verwendet.
Großes Aufsehen hat die Glaubensgemeinschaft in Königsberg nie gemacht. Bestes Beispiel dafür ist, dass der größte Teil des Stadtrats sowie der Bürgermeister Erich Stubenrauch, die anlässlich der Bauausschusssitzung die Kirche besichtigten, sie noch nie vorher betreten hatten. Mit einem Brief wurden die Stadt, aber auch andere Vereine und Institutionen, auf den geplanten Verkauf des Gotteshauses hingewiesen.
Allerdings gehört das Vorkaufsrecht dem Nachbargrundstück des Gasthauses Goldener Stern. Der Grund dafür leuchtet in: Die Kirche war vormals der Tanzsaal des Traditions-Gasthauses. Nach dem Krieg wurde der Saal zur Notkirche für die katholischen Gläubigen der Regiomontanusstadt umgebaut. Im Jahr 1957, nach Fertigstellung der katholischen Kirche St. Joseph, zogen die Katholiken um, und die Kirche wurde von der Neuapostolischen Glaubensgemeinschaft übernommen.
Um überhaupt zu sehen, was sich hinter der verschlossenen Tür befindet, hatte Bürgermeister Erich Stubenrauch den Punkt auf die Tagesordnung des Bauausschusses gesetzt. Der erste Eindruck war durchaus ansprechend. "Gut geeignet als Ausstellungsraum. Ideal für manchen Verein. Eine prima Bücherei", waren die ersten Meinungsäußerungen. Allerdings: Große Hoffnungen, dass die Stadt Königsberg die Kirche käuflich erwirbt, gibt es nicht, schließlich hat Königsberg bereits mit dem Kunsthandwerkerhof eine Immobilie an der Hand.
Eine klare Absage gab es von der Inhaberin des Gasthauses "Goldener Stern", die auf Nachfrage dieser Zeitung kein Interesse an ihrem Vorkaufsrecht bekundete.