Bereits im Jahr 2016 hatte das damalige Bundeswirtschaftsministerium die Förderung von Existenzgründerseminaren eingestellt und bezuschusst stattdessen individuelle Beratungsleistungen. Nach Auffassung von Michael Brehm, Wirtschaftsförderer im Landkreis Haßberge, ein falscher Ansatz. Der Landkreis ist daher bei den Gründerseminaren in die Bresche gesprungen und versucht, durch einen Zuschuss den Existenzgründern die Seminarbesuche "schmackhaft" zu machen. In Ebern gibt es seit kurzem wieder Seminare. Das schreibt das Landratsamt Haßberge in einer Pressemitteilung.
Laut Mitteilung hatte bereits im Herbst 2015 der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Regionalentwicklung beschlossen, dass Existenzgründer aus dem Landkreis für den Besuch eines Gründerseminars einen fünfzigprozentigen Zuschuss, maximal 100 Euro, beantragen können. Die neuen, dreitägigen Seminare werden in Ebern für 400 Euro netto angeboten. Abzüglich des Zuschusses der Wirtschaftsförderung blieben zwar noch immer 300 Euro netto an Kosten. Diese könnten die Teilnehmer dann bei der ersten Steuererklärung gewinnmindernd als Betriebsausgabe geltend machen.
Rechtsform, Versicherung, Steuern und Finanzen seien Themen, die Brehm in seinen Gründungsberatungen regelmäßig anschneidet und dabei häufig noch Lücken bei den Gründern identifiziert. Alleine die Wahl der Rechtsform des künftigen Unternehmens beispielsweise könne für Existenzgründer teils gravierende Nachteile, aber auch Vorteile bieten.
Crashkurs anstatt Grundlagenseminar
Dass Gründerseminare nicht mehr bezuschusst werden, hatte zu einer massiven Erhöhung der Seminargebühren geführt, was wiederum zahlreiche Gründer vom Besuch eines Seminars abgehalten habe, heißt es in der Mitteilung weiter. Dies führte zum Verschwinden von Seminaranbietern und deren Angeboten am Markt. Nicht nur im Landkreis Haßberge, sondern in der ganzen Region bestehe ein Vakuum an fundierten Grundlagenvermittlungsangeboten für Existenzgründer. Die beiden Kammern HWK und IHK bemühen sich zwar diese Lücke durch kostenlose Online-Seminare zu schließen; eine in die Tiefe gehende Wissensvermittlung sei laut Pressemitteilung mit diesen Angeboten aber nicht zu erreichen.
"Ich sehe in den kommenden Jahren einen großen Bedarf an Unternehmerinnen und Unternehmern für Gründungen und Unternehmensnachfolgen", wird Christopher Schmitt in der Mitteilung zitiert. Er ist zertifizierter IHK Gründungscoach, AVGS- und BAFA-Berater. Seine Mutter Adelgunde ist IHK-geprüfte Bilanz- und Lohnbuchhalterin und Lexware-Trainerin. Zusammen haben sie einen eigenen Seminarraum eingerichtet. Die Schmitts möchten dort nicht nur die Kernthemen unternehmerischen Handelns vermitteln, sondern auch gleich das "Netzwerken" – also den Erfahrungsaustausch der Gründer untereinander.
Das nächste Gründungsseminar findet vom 16. Januar bis 28. Januar in Ebern statt. Dieses und weitere Veranstaltungen finden sich regelmäßig auf der Internetseite https://www.wirtschaftsraum-hassberge.de/aktuelles/termine-veranstaltungen/