Die BuB-Stadtratsfraktion hatte gefordert, die arabische Moschee von der Geisfelder Straße in das Ankerzentrum zu verlegen. Was sagt die islamische Gemeinde dazu? Unsere Redaktion hörte sich um.
Freitagabend gegen 18 Uhr im Fastenmonat Ramadan. Allmählich füllen sich die Gebetsräume in der arabischen Moschee an der Geisfelder Straße 96. Die Männer hocken sich nach der rituellen Waschung barfuß auf den flauschigen Teppichboden des großen Raumes, der etwa 150 Personen fasst. Die Frauen und Kinder versammeln sich im ersten Stock. Alle werden von Aziz Chaib, dem 1. Vorsitzenden des Trägervereins Islamisches Kulturzentrum Bamberg, und den weiteren Vorstandsmitgliedern zum Iftar willkommen geheißen. Iftar bezeichnet das Mahl am Abend, das während des Ramadans von Muslimen nach einem strengen Fastentag ohne Essen und Trinken von Sonnenaufgang bis – untergang eingenommen wird. Iftar steht auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit.
"Wir freuen uns, in Gemeinschaft zusammen sein zu können", sagt Hayat Caidou, Sprecherin des Vereins und seit 2024 gewähltes Vorstandsmitglied. Die gebürtige Marokkanerin, die seit 1996 in Bamberg lebt und in der Flüchtlingsberatung der katholischen Caritas arbeitet, weiß, dass ihre Wahl als Frau einen bedeutenden Schritt in der Gleichstellung innerhalb des Vereins bedeutet: "Hayats Wahl ist ein historischer Meilenstein und ein positives Signal für die Zukunft unseres Vereins", verlauten denn auch die männlichen Vorstände Azis Chaib, sein Stellvertreter Ayman Abushokor, Kassenwart Ziad Saleh und Schriftführer Abdulkadr Alali Alkudre.
Endlich ist es soweit, es dämmert. Die wartenden, gespendeten Speisen singen in ihrer stummen Sprache Gottes Lob. Ein Gebetsruf des Imams Abdullah Aghoulad eröffnet das Fastenbrechen. Zunächst essen die Männer, Frauen und Kinder eine ungerade Zahl von Datteln, dann Reis mit Geflügel, Joghurt. Zu trinken gibt es Wasser. Ruhig geht es zu, jeder genießt das Mahl, das den Magen füllt.
Und erst einmal ist nichts von der Sorge zu spüren, die die BuB-Stadtratsfraktion ausgelöst hat: Die Kommunalpolitiker hatten jüngst gefordert, die arabische Moschee ins Ankerzentrum zu verlegen. Anwohner hätten sich über die Muslime beschwert, die in Scharen zum üblichen Freitagsgebet strömen, so lautete eine Begründung. Der Vorstoß löste in der Stadtgesellschaft eine kontroverse Debatte aus. Auch das Ombudsteam des Ankerzentrums, zu dem BuB-Stadträtin Daniela Reinfelder gehört, wird sich in seiner nächsten Sitzung am 28. März mit diesem Thema beschäftigen, wie Team-Sprecher Peter Ehmann, Geschäftsführer des Caritasverbandes Bamberg-Forchheim, auf Anfrage bestätigte.

Hajat Caidou stimmt diese BuB-Forderung traurig. "Niemand muss vor uns Angst haben, wir sind friedlich und begegnen den Bambergern liebevoll", erklärt sie. Achtzig Prozent der Gemeindemitglieder seien vor Krieg in ihrer Heimat geflohen und suchten Frieden, Ruhe, Harmonie. Hajat Caidou fügt vieldeutig ein bekanntes deutsches Sprichwort hinzu: "Wie man in den Wald hineinruft, schallt es auch wieder zurück." Und: "Wir beten alle zu einem Gott, Muslime wie Christen." Es mache keinen Sinn, die Moschee ins Ankerzentrum zu verlegen, zumal bei einer – ebenfalls von der BuB ins Spiel gebrachten – Ausgangssperre nach 19 Uhr. Bisher kämen etliche Männer und Frauen abends zum Gebet in die Moschee: "Sollen wir uns dann im Ankerzentrum einsperren lassen, das ist hirnlos!" fragt Hajat Caidou fassungslos.
Um ein wenig Druck aus dem Kessel zu nehmen, könnte ein multireligiöser Gebetsraum im Ankerzentrum eine Hilfe sein, schlägt sie vor. Tatsächlich gibt es so einen Raum dort nicht, wie Markus Oesterlein, Leiter des Ankerzentrums, gegenüber dem Hassfurter Tagblatt erklärt. Es verfüge über keinen eigenen Gebetsraum, "weil es für alle Religionsgemeinschaften genügend Angebote in Bamberg gibt".

Die arabische Moschee selbst hat sich längst nicht nur als ein Ort des Gebetes und der Religionsausübung etabliert, sondern ist auch ein kultureller Treffpunkt für die muslimische Gemeinschaft in der Region. Das islamische Zentrum versteht sich auch als Zentrum für Bildung, IT-Kurse und Entwicklung sowie für Beratung besonders von Frauen, die nach den Worten von Vereinssprecherin Caidou "größere Probleme mit der Trennung von der Heimat, von ihrem Partner und mit der deutschen Bürokratie haben". Die älteren Frauen seien zumeist Analphabetinnen. Für sie soll es bald Deutschkurse geben. So wie bereits für die Kinder, die auch Religionsunterricht im Kulturzentrum erhalten.
Das Zentrum mit Moschee befindet sich in einer ehemaligen Kaserne der in Bamberg stationierten US-Soldaten. Eine hohe Betonmauer trennt den Gebäudekomplex von der Straße. Am Eingangstor prangt ein großes Schild mit den Flaggen der Länder, aus denen die Gemeindemitglieder stammen. "Wir sind vielfältig" steht deutlich sichtbar darauf. Hajat Caidou lächelt: "Wir sind auch bunt, so wie ganz Bamberg." Die Frau breitet die Arme aus: "Wir sind auch gastfreundlich. Wer uns besuchen will, ist willkommen!" Eine Gelegenheit, einen Einblick in das Leben der arabischen Moschee zu bekommen, ist Freitag, 21. März: "Dann gibt es wieder einen gemeinsamen Iftar für alle."
