Es gibt sie in allen möglichen Farben, Formen und Variationen: Brillen. Doch ganz aus Holz sieht man sie selten. Genau das gab Philipp Klauer den Ansporn, sich selbst kreativ zu betätigen und individuellen Brillenrahmen anzufertigen.
Mit einem Schaufensterbummel durch Brixen letzten Jahres hat alles begonnen. Dort wurde der gelernte Zerspanungsmechaniker, der derzeit als Produzent bei einem Münchner Radiosender arbeitet, auf die Holzbrillen in einem Schaufenster aufmerksam. Mit ihrem stolzen Preis war ihm das handgefertigte Gestell jedoch zu teuer. Allerdings verlieh es ihm die Inspiration zum eigenen Werkeln. Als seine eigene Brille kaputt ging, fasste er den Entschluss, sich die neue selbst anzufertigen.
Mit einfachsten Hilfsmitteln wie einem umgebauten Esszimmertisch und einer Schleif- und Fräsmaschine Marke Eigenbau tüftelte er im heimischen Keller die Grundidee der hölzernen Gestelle über ein Jahr aus, ehe schließlich eines entwickelt war, das sich auch sehen lassen konnte.
Das Hobby ist jedoch nichts für jedermann. Es erfordert immense Fingerfertigkeit – und vor allem Zeit. In einer Brille stecken rund 20 Stunden reine Handarbeit. Mit größter Präzision und hohem Qualitätsanspruch werden bis zu zehn Holzfurniere miteinander verleimt, in Form gepresst, geschliffen und gefräst. Bis Philipp Klauer den richtigen Dreh raushatte, brauchte es mehrere Anläufe. „Eine Brille aus einem einfachen Stück Holz wäre zu fragil und instabil“, meint er: Sie würde leicht brechen. Er ließ sich von den Konstruktionsfehlern der Prototypen jedoch nicht entmutigen. Aus diesem Grund furniert Philipp Klauer mehrere Holzschichten übereinander, um die nötige Stabilität zu erhalten. Durch ständige Verbesserungen war nach einem Jahr das erste Holzbrillengestell fertig. Ob Räuchereiche, Ahorn, Kirsch- oder Nussbaum – Philipp Klauer hat mit vielen Hölzern experimentiert, um ein naturbelassenes Aussehen des Brillengestells zu erreichen. Schwieriger als die Beschaffung des Holzes gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Schutzlack. Da musste er nach eigenen Aussagen „lange suchen, bis einer gefunden war, der alle Kriterien erfüllt“. Der spezielle Lack, den er letztlich in Österreich ausfindig machte, ist hautverträglich und UV-beständig. „Wichtig war mir auch, dass trotz des Lackes die natürliche Maserung des Holzes erhalten bleibt“, ergänzt der Hobby-Brillenmacher. Zum Schluss wird die Bügelinnenseite der Brille mit dem eigens kreierten Logo versehen.
So entsteht eine völlig einzigartige Brille, die durch ihre jeweiligen Farbnuancen und ihre Materialstruktur alles andere als Massenware ist. „Jedes Exemplar ist ein echtes Einzelstück“, sagt der 29-Jährige stolz. Und das sieht man. Aus diesem Grund bekommt Philipp Klauer derzeit des Öfteren Komplimente wie „Was haben Sie denn für eine extravagante Brille!“ zu hören. Seine Brillen sind eben alles andere als alltäglich. „Mein Anspruch ist ein gänzlich aus Holz bestehendes Brillengestell“, erklärt Philipp Klauer. So verzichtet er völlig auf Schrauben, Metall und Plastik. Sogar das Scharnier konstruiert er aus Holz. „Lediglich die Gläser kann ich nicht aus Holz herstellen“, schmunzelt er. Die Verglasung der Brillen übernimmt ein Optiker.
Das Brillengestell aus Holz bringt lediglich etwa 20 Gramm auf die Waage. Dadurch sei der Tragekomfort großartig, wie die Familie des 29 Jährigen aus ihrer Erfahrung bestätigt. Für Freundin Eva und Bruder Florian wurden bereits Brillengestelle gefertigt. Und auch Mutter Monika und Vater Winfried – beide ebenfalls Brillenträger – haben schon einen Auftrag bei ihrem Sohn abgegeben.
Eine neue Idee für den Sommer steht bereits ebenfalls fest: Sonnenbrillen – ganz aus Holz. „Das ist mein nächster Wunsch“, gesteht Eva Mahr und stupst dabei ihren Freund liebevoll in die Seite.