Die Geburt des eigenen Kindes vergessen die meisten Eltern wohl nie. Doch Stephanie und ihr Mann Daniel Reinwand aus Bramberg werden den 12. Februar 2024 sicherlich immer in ganz besonderer Erinnerung behalten. Denn Baby Erik hatte keine Lust mehr zu warten – schon gar nicht bis zum Kreißsaal der Haßberg-Kliniken. Mama Stephanie brachte ihren Sohn mitten in der Nacht auf dem Parkplatz der Gärtnerei Roth kurz vor Haßfurt zur Welt. Und Papa Daniel fungierte als Geburtshelfer.
Der eigentliche Entbindungstermin sei für den 13. Februar angesetzt gewesen. "Es hat keiner damit gerechnet, dass es dann doch so schnell geht", berichtet das Paar. Auch der Frauenarzt habe damit gerechnet, dass er die 34-Jährige vor der Geburt noch einmal sehen würde. Die Schwangerschaft sei ganz normal verlaufen, berichtet Stephanie Reinwand, die bereits eine neunjährige Tochter und einen eineinhalbjährigen Sohn hat. Auch Probleme habe sie keine gehabt.
"Mir ging es den ganzen Tag gut. Nur hier und da hat es mal gezwickt", erinnert sich die Mutter. Abends habe sie dann ab und an leichte Wehen gehabt, aber alles sei noch im Rahmen gewesen. Gegen Mitternacht seien die beiden dann ins Bett gegangen. Doch es sollte eine kurze Nacht werden.
Tasche für das Krankenhaus war schon gepackt
Am Montag, gegen zwei Uhr nachts, spürte sie dann, dass es losgeht, berichtet sie. Die Reinwands griffen zum Telefon und gaben im Krankenhaus Bescheid, dass sie sich gleich auf den Weg in den Kreißsaal machen würden. Da der Geburtstermin von Erik für den 13. Februar angesetzt war, war die Babytasche für das Krankenhaus schon gepackt. Papa Daniel lud sie noch schnell ins Auto ein.
Etwa gegen halb drei waren Daniel und Stephanie dann unterwegs in Richtung Haßberg-Kliniken, erzählt die 34-Jährige rückblickend. Die Strecke von Bramberg nach Haßfurt, die rund 17 Kilometer lang ist, lässt sich mit dem Auto in gut einer Viertelstunde zurücklegen. Doch Baby Erik hatte es eiliger.

Etwa zehn Minuten war das Ehepaar im Auto unterwegs. "Stephanie hat dann schon etwas stärker und schwerer geatmet", erzählt der Kfz-Mechatroniker. "Während der Fahrt hatte sie dann die erste richtige Wehe. Und dann sei es schnell gegangen."Stephanie sagte nur noch: 'Halte an, er kommt'."
"In dem Moment ging dann die Panik durch die Decke. Du fühlst dich hilflos, weißt nicht genau, was du machen sollst."
Daniel Reinwand, Vater von Erik
Der 31-Jährige fuhr deshalb bei der nächstbesten Gelegenheit von der Straße ab – und die war in diesem Fall der Parkplatz der Gärtnerei Roth, kurz vor den Toren der Kreisstadt. Der 31-Jährige stellte den Wagen ab, machte den Motor aus und lief ums Auto herum, um die Türe zur Beifahrerseite zu öffnen. "Dann war der Kopf schon zu sehen", erzählt Daniel Reinwand. "In dem Moment ging dann die Panik durch die Decke. Du fühlst dich hilflos, weißt nicht genau, was du machen sollst."
Die Hebamme gab Anweisungen per Telefon
Ähnlich erging es Stephanie. "Eigentlich weiß man, was auf einen zukommt", sagt die 34-Jährige, die bereits zwei Entbindungen erlebt hat. Auch sie habe sich hilflos gefühlt, ganz ohne medizinisches Personal, und ohne die Betreuung durch ihre Hebamme. "Eine Geburt im Kreißsaal ist kontrolliert. Hier handelst du einfach nach bestem Gewissen", sagt Papa Daniel.
Während der Geburt telefonierte er mit der Hebamme, ließ sich Schritt für Schritt erklären, was er machen und beachten musste. "Dann hat es noch eine Wehe gedauert, und Erik war da", fasst er die Erlebnisse zusammen. "Ich habe dann das Kind aufgefangen, der Mama auf die Brust gelegt und mit einer Jacke gut eingepackt."
Er rief den Rettungsdienst. Das Ehepaar hatte Glück: Zufälligerweise sei gerade ein Rettungswagen wegen eines anderen Einsatzes in Richtung Haßfurt unterwegs gewesen. Die Sanitäter legten einen Stopp auf dem Parkplatz ein, hüllten Erik in eine Rettungsdecke, und sahen nach, ob es ihm gut geht, berichtet Daniel Reinwand. "Die Sanitäter haben gesagt, wir haben alles richtig gemacht."
Der kleine Erik war ganz entspannt
Papa Daniel gab im Krankenhaus Bescheid, dass sein Sohn schon auf dem Parkplatz der Gärtnerei das Licht der Welt erblickt hatte. Während bei den Eltern Aufregung geherrscht habe, sei das Kind ganz entspannt gewesen. "Erik war ganz ruhig", berichten Daniel und Stephanie Reinwand. Einige Minuten später sei dann der Notarzt eingetroffen, der sich eigentlich um die Familie und den Sohn kümmern sollte. Mit diesem fuhren Stephanie und Erik dann ins Krankenhaus.

Dort wurden Mutter und Kind versorgt, Erik wurde gewogen, gemessen und gebadet. "Die Hebamme hat dann im Krankenhaus gemeint, sie hat noch nie so ein ausgeglichenes Kind in den Armen gehabt", sagen die beiden und schmunzeln. Der kleine Erik war gesund und munter, wog 3255 Gramm und war genau 50 Zentimeter groß.
"Man fühlt sich kurz nach der Geburt unbesiegbar."
Daniel Reinwand
Am Montagmorgen, gegen 9 Uhr, traten Stephanie und Daniel Reinwand dann die Heimreise nach Bramberg an – mit Baby Erik im Gepäck und einer ganz besonderen Geburtserfahrung. "Man fühlt sich kurz nach der Geburt unbesiegbar", erzählt Vater Daniel und lacht. "Dieses Gefühl, du hast dein eigenes Kind auf die Welt gebracht. Das macht schon auch ein wenig stolz."