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HAßFURT: Pfarrerin Doris Otminghaus erhält den Sepp-Daxenberger-Preis

HAßFURT

Pfarrerin Doris Otminghaus erhält den Sepp-Daxenberger-Preis

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    Doris Otminghaus (links), evangelische Pfarrerin aus Haßfurt, erhielt im Café des Botanischen Gartens in München den Sepp Daxenberger Preis der Grünen von Sigi Hagl, der Landesvorsitzenden der bayerischen Grünen, überreicht.
    Doris Otminghaus (links), evangelische Pfarrerin aus Haßfurt, erhielt im Café des Botanischen Gartens in München den Sepp Daxenberger Preis der Grünen von Sigi Hagl, der Landesvorsitzenden der bayerischen Grünen, überreicht. Foto: Foto: Judith Buss

    Wenige Minuten bevor Doris Otminghaus den Sepp-Daxenberger-Preis erhält, wirkt sie entspannt und gesammelt. Heute Abend dreht sich alles um sie, dabei ist die evangelische Pfarrerin kein Mensch, der ins Rampenlicht drängt. „Als mir am Telefon gesagt wurde, dass ich den Preis erhalten soll, konnte ich es gar nicht glaube, weil ich eigentlich nichts Besonderes in Haßfurt mache“, sagt sie. Nachdem sie mehreren abgelehnten Asylbewerbern Kirchenasyl in ihrer Gemeinde gewährte, ermittelte die Staatsanwaltschaft im März gegen sie, aber auch gegen mehrere Geistliche aus ganz Bayern wegen „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt“.

    Anfangs habe sie noch gedacht, Einzelne werden herausgepickt, doch dann habe sie ein systematisches Vorgehen erkannt und wandte sich an die Öffentlichkeit. Denn für sie ist die Lage klar: „Es wird versucht, das Kirchenasyl über diese Strafverfahren generell auszuhebeln.“ Für ihren Einsatz und Mut zeichnen sie nun die bayerischen Grünen in München aus.

    "Kirchenasyl ist eigentlich wie Knast"

    Den Preis, eine mehrere Kilogramm schwere Skulptur aus Schmiedebronze, nimmt Pfarrerin Otminghaus „sehr gern stellvertretend für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter an, die sich für das Kirchenasyl einsetzen und Geflüchteten Schutz gewähren.“ Belastend sei für sie das Leid der Geflüchteten. „Kirchenasyl ist eigentlich wie Knast. Zwar ohne Gitter vor den Fenstern und verriegelten Türen, das Gebäude dürfen die Flüchtlinge dennoch nicht verlassen“, sagt die Pfarrerin. Die Schutzsuchenden in ihrer Kirchengemeinde seien traumatisiert, zum Teil so schwer, dass es bereits einen Selbstmordversuch gegeben habe. Otminghaus: „Das kostet viel Kraft, das zu begleiten.“

    Im März stellte die Staatsanwaltschaft Bamberg das Ermittlungsverfahren wegen zu geringer Schuld gegen sie ein. Ins Visier der Behörden war auch Bernd Grosser geraten, evangelischer Pfarrer der Stadt Ebern (Lkr. Haßberg), dessen Verfahren ebenfalls wegen Geringfügigkeit eingestellt wurde. Durch die Ermittlungen ist der Druck jedoch nicht nur auf die Geistlichen immer größer geworden.

    In neun Fällen wurde gegen Otminghaus ermittelt

    „Momentan bedrückt mich besonders, dass die Schutzsuchenden wegen angeblich illegalem Aufenthalt zum Teil zu so hohen Strafen verurteilt werden, dass sie als Straftäter gelten, um dann mit dieser Begründung abgeschoben werden zu können“, sagt die Haßfurterin. Für die Schutzsuchenden sei das ein Druck, der kaum auszuhalten sei. In neun Fällen wurde gegen die Theologin ermittelt, mittlerweile befinden sich noch drei Geflüchtete im Kirchenasyl unter dem Dach des Haßfurter Pfarrhauses, zwei haben bereits Strafbefehle erhalten.

    Pfarrerin Otminghaus verurteilt diese menschenverachtende Praxis zutiefst, bleibt jedoch optimistisch: „Wichtig ist, dass wir die Verfahren jetzt gut vorbereiten.“ Dabei arbeitet die evangelische Kirchengemeinde Haßfurt mit der Stiftung Pro Asyl zusammen, die auch die Kosten für die Verfahren übernehme.

    Am Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen läuft aktuell ein Verfahren gegen einen ihrer Schützlinge. Der Jeside aus dem Nordirak hat seit vergangenem Dezember bei der Pfarrerin Unterschlupf gefunden, nun soll er nach Bulgarien abgeschoben werden, wo er nach seiner Flucht zuerst als asylsuchend gemeldet war. Ob im Falle eines Haftbefehls gegen den Mann auch neue Ermittlungen auf sie zukommen könnten? Angst hat Doris Otminghaus keine. Sie rechne sogar mit weiteren Verfahren, sobald sie weiteren Geflüchteten Schutz biete. Vier neue Anträge auf Kirchenasyl liegen bereits auf ihrem Schreibtisch.

    Die Pfarrerin gibt nicht auf

    Ans Aufgeben denkt sie nicht, sie will weiter machen, denn: „Menschen im Kirchenasyl befinden sich nicht illegal in Deutschland. Sie nehmen lediglich humanitäre Hilfe in Anspruch, die die Kirchen gewähren können.“ Heftig findet sie das Vorgehen der Staatsanwaltschaft auch deshalb, weil es eigentlich Absprachen zwischen dem Bundesamt und den Kirchen darüber gebe, dass Kirchenasyl toleriert werde.

    Als „mutige und furchtlose Frau“ würdigt auch Claudia Roth (Bündnis 90/ Die Grünen), Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, die Haßfurter Pfarrerin in ihrer Laudatio. „Menschen wie Doris Otminghaus verdienen keine Anklage, sondern unseren tiefsten Dank dafür, dass sie Artikel 1 unseres Grundgesetzes ernst nehmen.“ Ausgezeichnet wird die evangelische Pfarrerin im September außerdem mit dem Pro-Asyl-Menschenrechtspreis.

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