Das Haus in der Burgpreppacher Hauptstraße 79 hat eine lange Geschichte hinter sich: Einst war es Kaufhaus, dann Metzgerei und zwischenzeitlich auch einmal Heimat der Sparkasse. Seit rund zwei Wochen ist in dem Gebäude nun die Hausarztpraxis von Dr. Verena und Dr. Seán Patrick Stieglitz zu finden. Beide sind hausärztlich tätige Internisten. Im Oktober vergangenen Jahres begannen die Sanierungs- und Umbauarbeiten, wie das Ärzteehepaar berichtet. "Wir hatten als Ziel, zum Juni umzuziehen, und das hat geklappt."
Mit dem Umzug endet für die Dres. Stieglitz und ihr aktuell 14-köpfiges Praxisteam gewissermaßen eine längere Odyssee. Die Hausarztpraxis war zuvor in der Gemeinfelder Straße angesiedelt – und das seit dem Jahr 1937. Ein Standort mit langer Tradition also, aber auch einem entsprechend in die Jahre gekommenen Gebäude, das den Anforderungen an eine moderne Praxis bei Weitem nicht mehr genügte, wie die 44-Jährige und der 55-Jährige, die seit acht Jahren in der Marktgemeinde tätig sind, berichten.
Ein Freund machte das Ärztepaar auf ein altes Haus aufmerksam
Dass sie die Suche nach einer Lösung für das Praxis-Problem an den neuen Standort in der Ortsmitte führen würde, hätten sie dabei anfangs nicht erwartet. Geplant war zunächst ein Neubau. Doch mit dem Ukraine-Krieg und den stark gestiegenen Baupreisen änderten sich 2022 die Vorzeichen. "Bauen wurde zur Illusion für uns", blickt Dr. Verena Stieglitz zurück. Also machte sich das Ärztepaar auf die Suche nach einer Alternativlösung und wurde über einen Freund auf das zum Verkauf stehende Gebäude in der Hauptstraße aufmerksam.

"Er meinte, das wäre ein prima Standort für eine Praxis. Dann haben wir uns das Ganze angeguckt und heftig widersprochen", erzählt Dr. Seán Patrick Stieglitz. Das Haus aus dem späten 19. Jahrhundert sei in einem relativ desolaten Zustand gewesen. "Wir haben erst lange überlegt, ob wir das hinkriegen", berichtet Dr. Verena Stieglitz. "Wir hatten ein bisschen Angst vor Überraschungen", erklärt ihr Mann mit Blick auf den Altbau und fügt an: "Die haben wir zum Glück nicht erlebt."
Im Zuge der Kernsanierung krempelte das Ärztepaar im Austausch mit seinen Mitarbeiterinnen das Gebäude – nach seinen und deren Vorstellungen und entsprechend den Anforderungen für die jetzige Praxis – komplett um. "Keine Wand ist mehr original", erklärt Dr. Verena Stieglitz. "Wir haben alle Räume selbst entworfen und die Einteilung gestaltet." Das Ergebnis beziehungsweise die fertige Praxis sei "im Prinzip die Folge einer großen Teambesprechung", ergänzt ihr Mann.
Die Praxisfläche von 110 auf rund 250 Quadratmeter vergrößert
Hell, offen und modern präsentiert sich die gemeinsame Praxis nun Patientinnen und Patienten. Einer der großen Vorteile des neuen Standorts ist der Platz, wie die beiden berichten. Während die alte Praxis in der Gemeinfelder Straße rund 110 Quadratmeter umfasste, sind es nun mit etwa 250 Quadratmetern deutlich mehr. In der neuen Praxis stünden sich dank Platz und entsprechender Planung zum Beispiel die Abläufe und Patientenströme nicht mehr im Wege.

"Wir haben ein neues Konzept mit drei verschiedenen Wartebereichen, das gab es früher nicht", berichtet Dr. Seán Patrick Stieglitz. Die Mitarbeiterin am Empfang könne die Patientinnen und Patienten so direkt passend zuteilen. Es gebe eigene Bereiche, etwa für die Sprechstunde oder die Wundversorgung und Blutabnahme, erklärt seine Frau. Ebenso ein zusätzliches Sprechstunden-Zimmer. Geplant sei eine Ärztin oder einen Arzt in Weiterbildung für die Praxis zu gewinnen.
Für die administrativen Tätigkeiten, die Bürokratie und Praxisbetrieb erfordern, steht indes im oberen Bereich des Gebäudes nun ein eigenes Büro zur Verfügung. Dort könnten die Mitarbeiterinnen an drei Arbeitsplätzen jenseits des Alltagbetriebs ungestört arbeiten und telefonieren, was zum Beispiel beim Vereinbaren von Facharztterminen – wobei die Praxis ihren Patientinnen und Patienten hilft – wichtig sei.
Der Erhalt des Standorts sichert die hausärztliche Versorgung
"Sehr glücklich" darüber, dass mit dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten das Praxis-Problem in Burgpreppach nun gelöst ist, zeigt sich auch Bürgermeisterin Marion Fleischmann-Hilton (GLB). "Ich bin froh, dass beide hier praktizieren", unterstreicht die Rathauschefin, die seit Anfang des Jahres im Amt ist. Zuvor hatte im vergangenen Jahr ein Post der Hausärzte auf Facebook für Wirbel gesorgt und Unstimmigkeiten mit der Gemeinde offenbart.
Das Ganze sei vor allem ein Kommunikationsproblem gewesen. Inhaltlich habe es wenig Differenzen gegeben, allen sei am Erhalt des Standorts in Burgpreppach gelegen, sind sich die drei einig. Mit einem Anteil von rund 20 Prozent unterstützt die Gemeinde samt dem Verein Gesundheit das Sanierungsprojekt. "Jeder weiß, was bauen und umbauen zur Zeit kostet. Wir haben einen erheblichen Beitrag geleistet, aber ohne die Gemeinde hätten wir es nicht geschafft", sagt Dr. Verena Stieglitz.

Die neue Praxis sichere die hausärztliche Versorgung und deren Zukunft. Nicht nur in Burgpreppach: Zulauf komme auch aus der weiteren Umgebung – etwa aus Haßfurt, dem Itzgrund, Coburg oder Bamberg, berichten die Dres. Stieglitz. Zwischen 2500 und 3000 Patientinnen und Patienten versorge man pro Quartal. Nun in modernen Räumlichkeiten. Und, befindet Dr. Verena Stieglitz: "Mit dem Haus in der Ortsmitte fühlt es sich auch gut an. So soll die Praxis sein, eine Anlaufstelle."