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KREIS HASSBERGE: Puzzle einer Familiengeschichte

KREIS HASSBERGE

Puzzle einer Familiengeschichte

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    Auf Spurensuche: Miriam Friedmann und Ehemann Friedhelm Katzenmeier vor ihrer Pension in Unfinden. Sie erforschen in der Region die jüdische Familiengeschichte von Miriam Friedmann.
    Auf Spurensuche: Miriam Friedmann und Ehemann Friedhelm Katzenmeier vor ihrer Pension in Unfinden. Sie erforschen in der Region die jüdische Familiengeschichte von Miriam Friedmann. Foto: Foto: Nike Bodenbach

    „Es war ein Kapitel in meinem Leben, das einfach fehlte.“ Miriam Friedmann hat lange wenig über die Geschichte ihrer jüdischen Familie gewusst. Seit einiger Zeit forscht sie nun intensiv nach ihren Vorfahren, die aus der Region kommen. Jetzt ging sie vor Ort auf Spurensuche.

    Die 69-Jährige ist im kleinen Ort Jackson im US-Bundesstaat Tennessee aufgewachsen. Ihre Eltern hatten die Flucht vor den Nazis über den großen Teich gerade noch geschafft. Doch die Großeltern blieben zurück. Die Eltern von Miriam Friedmanns Mutter wurden nach Theresienstadt deportiert und in Auschwitz umgebracht. Friedmanns Großeltern väterlicherseits begingen vor ihrer Deportation Selbstmord.

    Ereignisse, die für Friedmanns Eltern so schmerzhaft waren, dass sie darüber schwiegen. Erst mit zwölf Jahren erfuhr Miriam Friedmann von den Gräueltaten der Nationalsozialisten – allerdings nicht von ihren Eltern. Ihr Bruder und sie „wussten lang nicht einmal, dass es so was wie Großeltern gibt“. 1960 kehrten die Eltern nach Deutschland zurück, Friedmann blieb in den USA. Doch als Mutter und Vater alt wurden und ihre Hilfe benötigten, ging sie zu ihnen nach Augsburg.

    Nach ihrer Familiengeschichte zu fragen, wagte sie auch dann noch nicht. Nun setzt Miriam Friedmann mit ihrem Ehemann Friedhelm Katzenmeier die Puzzleteile mühsam und mithilfe vieler engagierter Helfer zusammen. Deshalb mietete sich das Ehepaar nun zu einem einwöchigen Forschungsurlaub in einer Pension in Unfinden ein.

    Die beiden sind mit der Familienforschung bis zu Friedmanns Ur-Urgroßvater vorgedrungen. Sein Name war Gabriel Hirsch Friedmann, er war Rabbi und ist im Jahr 1805 in Memmelsdorf geboren. Seinen Grabstein fand das Ehepaar auf dem jüdischen Friedhof in Euerbach (Kreis Schweinfurt), den Harri Winter ihnen zeigte.

    Ehemann Friedhelm Katzenmeier half beim Entziffern der Grabinschrift. Er kann etwas Hebräisch lesen und ist seiner Frau damit eine große Hilfe bei der Detektivarbeit. „Sehr nützlich, so ein Mann“, sagt Miriam Friedmann schmunzelnd. Eine Fotografie des Grabsteins soll nun ein Titelblatt zieren – denn Friedmann schreibt an einer Familienchronik.

    Darin soll es allerdings nicht allein um den nackten Stammbaum der Friedmanns gehen. „Ich nehme meine Familie als Rahmen, in dem ich die Gesellschaft abbilde“, erklärt Miriam Friedmann. Schließlich müsse man die Menschen immer in Bezug zu den Umständen setzen, unter denen sie lebten. „Es gab mal ganze 37 jüdische Gemeinden in Unterfranken“, weiß Ehemann Friedhelm Katzenmeier. „Aber diese Geschichte lebt nicht mehr“, fügt Miriam Friedmann hinzu.

    Gerade deshalb sind engagierte Unterstützer wichtig. In Niederwerrn bei Schweinfurt hatte Monika Menzel viele Informationen aus dem Archiv zusammengestellt. Miriam Friedmann hatte sich an sie gewandt, weil sie aus dem „Buch der Rabbiner“ schon wusste, dass Rabbi Gabriel Hirsch Friedmann von 1840 bis 1863 Lehrer der jüdischen Schule in Niederwerrn war. Bürgermeister Peter Seifert war ebenfalls ein Rädchen der Recherchemaschine und zeigte das Schulhaus und die direkt nebenan liegende Synagoge. „Es sind so viele Eindrücke, ich konnte gestern gar nicht schlafen“, erzählt Miriam Friedmann.

    Robert Koller und Hansfried Nickel, die sich engagiert um die Memmelsdorfer Synagoge kümmern, versorgten Miriam Friedmann schließlich mit allerhand Informationen aus dem Geburtsort ihres Ur-Urgroßvaters. Doch nun sind die Detektivarbeiten an einer Grenze angelangt. Über den Vater von Rabbi Hirsch konnten sie bislang nur wenig herausfinden. Nur seinen Namen weiß Miriam Friedmann: Löw Friedmann. Er muss irgendwann um das Jahr 1780 herum geboren sein. Mehr weiß sie nicht.

    Kirchenbücher, wie sie für christliche Familienforschung wichtige Informationsquellen sind, sind quasi komplett zerstört. Wo andere die Familiengeschichte bis ins Mittelalter nachverfolgen können, ist für Miriam Friedmann bislang schon beim Ur-Urgroßvater Schluss. Deshalb hofft das Ehepaar nun auf Hilfe aus der Bevölkerung (siehe Infokasten). Denn nur dann kann Friedmanns Chronik noch mehr der regionalen und ihrer persönlichen Geschichte einfangen.

    Unterstützen Sie Miriam Friedmann!

    Einen Aufruf an die Bevölkerung möchte Miriam Friedmann starten, um mehr über ihren Ur-Urgroßvater und dessen Vater Löw Friedmann und seine Frau Dely Rosenbaum zu erfahren. Sohn Gabriel Hirsch Friedmann wurde in Memmelsdorf geboren. Eine heiße Spur könnte also vor allem dort zu finden sein. Wer hat vielleicht noch Dokumente oder Hinweise auf dem Speicher? Miriam Friedmann würde sich über jeden Hinweis freuen. Und sie betont, dass sie den Besitz von eventuell problematischen Dokumenten nicht infrage stellen wird. Sie möchte die Dinge dokumentieren, nicht besitzen.

    Für Fragen und natürlich Hinweise steht Miriam Friedmann unter Tel. (0821) 487160 oder per E-Mail an vogelfang@gmx.net gerne zur Verfügung.

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