Rauhenebrach hat als erste der in Frage kommenden Kommunen beschlossen, die Abfallentsorgung komplett auf den Landkreis Haßberge zurückzuübertragen. Diese Entscheidung fiel im Gemeinderat einstimmig, nachdem der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs, Wilfried Neubauer, eingehend die Gebührenkalkulation erläutert hatte. Die Müllentsorgung ist seit der Gebietsreform 1972 Landkreisaufgabe. Anders als in anderen Kreisen wurden aber im Landkreis Haßberge Teile der Müllentsorgung bei den Gemeinden belassen, zuletzt die Restmüllabfuhr, die 15 Landkreis-Kommunen vor einigen Jahren jedoch ebenfalls auf den Kreis zurückübertragen haben. Elf Kommunen organisieren die Müllabfuhr noch selbst, für den Betrieb der Wertstoffhöfe, die Sperrmüllsammlung, den Biomüll und die Entsorgung der verschiedenen Fraktionen ist auch bei ihnen der Abfallwirtschaftsbetrieb zuständig.
Bisher lagen die Gebühren des Kreises und der Gemeinde Rauhenebrach sehr dicht beieinander. Jetzt steht eine Gebührenerhöhung durch den Kreis an, so dass die Gemeinde Rauhenebrach ihre Gebühr um rund 40 Euro auf 155 Euro erhöhen müsste, so Bürgermeister Matthias Bäuerlein in einer Überschlagsrechnung für den Gemeinderat. Auch die Bürger der rückübertragenen Kommunen müssen zum 1. Januar 2016 eine Gebührenerhöhung hinnehmen, allerdings nur um 20 auf dann 135 Euro im Jahr.
„Für uns stellt sich jetzt die Frage, ob wir unseren Bürgern für die 20 Euro Differenz einen Mehrwert an Service bieten können,“ so Bürgermeister Bäuerlein. Um diese Frage und die Gründe für die Gebührenerhöhung von Kreis-Seite zu erklären, war Wilfried Neubauer ins Gremium gekommen. Er erläuterte, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb im kommenden Gebührenzeitraum jährlich rund eine Million Mehrkosten in die Kalkulation einbringen müsse. Die Gründe dafür sind der Betrieb der Müllverladestation, die Weiterführugn von Möbel ZAK und Wühlkiste, Defizite aus der Annahme von Kleinmengen Bauschutt, die geringen Zinseinnahmen für die Anlage der Rückstellungen und weitere kleinere Kostenstellen. Die Betriebskosten der Verladestationen hat für die drei Gründer des GKS (Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt) bisher die Gesellschaft erstattet (und sind in den Verbrennungspreis für alle Anlieferer eingeflossen). Da sich dem Müllheizkraftwerk mittlerweile aber weitere unterfränkische Kreise angeschlossen haben, die ihre Verladestationen von Beginn an selbst betreiben mussten, wurde jetzt auch den drei Gründern diese Aufgabe zu eigenen Kosten übertragen. Das sind etwa 360 000 Euro im Jahr. Der Umwelt- und Werkausschuss entschied außerdem, die Projekte Möbel-Zak und Wühlkiste trotz Defizits von etwa 300 000 Euro weiterzubetreiben „inzwischen sind wir froh, weil die Läden bei der Versorgung der Asylbewerber sehr wertvoll waren“, so Neubauer. Fast 200 000 Euro fehlen ihm auch an Zinsen für das Anlage der Rückstellungen, die für die spätere Rekultivierung der Deponie in Wonfurt vorgeschrieben sind. Andererseits sinkt zwar der Verbrennungspreis pro Tonne im GKS, allerdings bleibt unter dem Strich eine Erhöhung übrig. Für die Gemeinde Rauhenebrach würde das bedeuteten, wenn sie die Müllabfuhr behält, dass sich die Rechnung vom Abfallwirtschaftsbetrieb für dessen Dienstleistungen von bisher rund 55 000 auf 92 000 Euro erhöht. Dazu kommen dann die Müllabfuhr- und die Personalkosten im Rathaus, so dass die 155 Euro Jahresgebühr für die 60-Liter-Tonne herauskämen, die Bürgermeister Bäuerlein vorgerechnet hatte.
Bei Rückübertragung auf den Kreis hätten die Rauhenebracher Bürger die kreisweiten 135 Euro zu bezahlen. Neubauer versicherte, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb alle bisherigen Dienstleistungen der Gemeinde übernimmt, das betrifft vor allem die Grünschnitt-Annahme. In Teilbereichen ist der Service durch den Kreis sogar besser, so kommt ein Service-Mobil und repariert oder ersetzt gegebenenfalls defekte Mülltonnen vor Ort. Nach ausgiebiger Diskussion waren sich alle Mitglieder des Gemeinderates einig, dass es im Interesse der Bürger liegt, die gesamten Aufgaben der Müllentsorgung an den Kreis zurückzugeben. Alle Rauhenebracher Haushalte werden ein Informationsschreiben erhalten, in denen ihnen dieser Wechsel erläutert wird. An der Müllabfuhr selbst werden sie keine Veränderung bemerken.
Um eine Gebührenerhöhung kommt der Gemeinderat auch beim Abwasser nicht herum. Schon in den vergangenen Jahren lief immer ein Defizit im Gebührenhaushalt auf, jetzt kommen die hohen Kosten für die Entschlammung der Kläranlage hinzu, so dass sich das Gremium einig war, die Grundgebühr um einen Euro pro Monat auf jetzt 36 Euro im Jahr und die Einleitungsgebühr um 25 Cent auf jetzt 1,75 Euro pro Kubikmeter zu erhöhen. Neu aufgenommen wurde in die Abwassersatzung eine Regelung für Wasserzähler für Gartenwasser, angepasst an die gültige Rechtsprechung zu diesem Thema. Wer das für wirtschaftlich hält, kann sich auf eigene Kosten einen Wasserzähler an eine nur für die Gartenbewässerung erlaubte Leitung installieren lassen. Werden über diese Uhr mehr als zehn Kubikmeter verbraucht, werden sie von der Abwassergebühr abgezogen. In der Regel wird die Abwassergebühr ja nach der Menge eingekauftes Trinkwasser berechnet, weil es in irgendeiner Form zum größten Teil der Abwasseranlage zugeführt wird.
Keine Einwände gab es zu verschiedenen Bauanträgen. Nochmals behandelt wurde die Frage, ob die Gemeinde in den kommenden Jahren von der Überlandzentrale Lülsfeld Naturstrom bezieht und dafür etwa 4400 Euro Mehrkosten im Jahr in Kauf nimmt. Dem standen die Gemeinderatsmitglieder eigentlich recht aufgeschlossen gegenüber, allerdings wollten sie wissen, aus welchen Quellen der Naturstrom kommt. Die ÜZ hatte Bürgermeister Matthias Bäuerlein jetzt informiert, dass es sich „zu 100 Prozent um bayerische Wasserkraft handelt“. Die Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder hätte sich einen Mix aus verschiedenen erneuerbaren Energien gewünscht, um mit den Mehrkosten auch die Energiewende zu unterstützen. 100 Prozent Wasserkraft sei zum einen aus der Sicht der Gewässerschutzes nicht unumstritten, zum anderen handle es sich ja um Strom aus bereits lange vorhandenen Wasserkraftwerken. So stimmten nur vier Gemeinderäte für den Naturstrom-Bezug, zwölf dagegen.
Verschoben auf die Oktober-Sitzung wurde die Verabschiedung einer Resolution „Nachhaltigkeitsregion Steigerwald – der bessere Weg für unsere Heimat“, die von 18 Bürgermeistern aus der Region Steigerwald erarbeitet wurde. Bürgermeister Matthias Bäuerlein erläuterte das Konzept Nachhaltigkeitsregion, mit dem der Steigerwald in die Bewerbung um das Siegel Weltkulturerbe gehen will. Mit der Resolution sei beabsichtigt, nach der Neuformierung der Gremien nach der Kommunalwahl 2014 die Haltung der Stadt- und Gemeinderäte zum Thema Zukunft des Steigerwaldes aktuell abzurufen. Einige Gemeinderatsmitglieder erklärten, im Vorfeld der Sitzung die Zeit nicht gefunden zu haben, sich eingehend mit der Resolution auseinanderzusetzen und eventuell Änderungen vorschlagen zu wollen. Deshalb vertagte das Gremium die Entscheidung auf Oktober.
Verschiedene Aufträge wurden vergeben, so für das Schutzgeländer am neuen Radweg von Untersteinbach nach Koppenwind und für Spielgeräte auf dem Spielplatz an der Schule in Untersteinbach. Auf Vorschlag von Bürgermeister Matthias Bäuerlein will der Gemeinderat hier einen Kletterturm aus Recycling-Kunststoff testen.