Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

Ermershausen: Erst "Rebell Hell", jetzt ein Festbier: Wie drei Hobbybrauer aus Ermershausen den hiesigen Biermarkt aufmischen

Ermershausen

Erst "Rebell Hell", jetzt ein Festbier: Wie drei Hobbybrauer aus Ermershausen den hiesigen Biermarkt aufmischen

    • |
    • |
    Die Ermetzer, hier Andreas Engmann und Patrick Rädlein (rechts), haben zum 975-jährigen Bestehen Ermershausens ein Festbier (linke Flasche) kreiert. Ihr erstes war das "Rebell Hell" (rechte Flasche).
    Die Ermetzer, hier Andreas Engmann und Patrick Rädlein (rechts), haben zum 975-jährigen Bestehen Ermershausens ein Festbier (linke Flasche) kreiert. Ihr erstes war das "Rebell Hell" (rechte Flasche). Foto: Rebecca Vogt

    Mit einem Hobbybrauset, für das ein Kumpel bei seinem Umzug keinen Platz mehr hatte, fing für die Ermetzer alles an. Heute brauen Andreas Engmann, Patrick Hörner und Patrick Rädlein nicht nur ihr eigenes Bier, sondern vertreiben es auch. Das "Rebell Hell", ein helles Lagerbier, hat sich auf dem hiesigen Markt etabliert und wird in Gaststätten der Umgebung ausgeschenkt. Damit nicht genug: Zum 975. Geburtstag ihres Heimatorts, der am Wochenende groß gefeiert wird, haben die drei Ermershäuser nun ein eigenes Festbier kreiert.

    "Ideen für mehrere Sorten haben wir sowieso immer im Hinterkopf", gibt Rädlein einen Einblick in die Entstehungsgeschichte. "Es ging also im Grunde nur noch darum, welches Bier wir als Festbier umsetzen." Anfang 2023 hätten sie sich darüber konkret Gedanken gemacht. Das sei ein bisschen knapp bemessen gewesen, sagen sie rückblickend. Letztendlich klappte es aber rechtzeitig mit dem Festbier. Herausgekommen ist eine Mischung aus Märzen, einem typischen Festbier, und Keller, einem typisch fränkischen Bier, wie Engmann erklärt.

    Eine geballte Faust mit Hopfendolden als Markenzeichen

    Bereits seit Anfang Mai ist das "975er Keller Märzen" der Ermetzer nun auf dem Markt. Ihr Logo, das eine geballte Faust mit mehreren Hopfendolden zeigt, haben sie dabei leicht modifiziert. Während es beim "Rebell Hell" in blau und weiß gehalten ist, ragt die Faust nun schwarz umrandet vor zwei gelben Streifen auf rotem Grund hervor: den Farben des Wappens der Gemeinde Ermershausen. Ein Freund helfe ihnen beim Design. "Bei dem Etikett war uns wichtig, das es vollen Bezug zu Ermershausen hat", sagt Engmann.

    Anlässlich der 975-Jahr-Feier haben die Ermetzer auch eigene Biergläser anfertigen lassen.
    Anlässlich der 975-Jahr-Feier haben die Ermetzer auch eigene Biergläser anfertigen lassen. Foto: Andreas Engmann

    Die Unterstützung des Gemeindeoberhaupts indes war den Dreien sicher. Bürgermeister Günter Pfeiffer (FW) selbst habe bereits 2020 – zu den Anfängen der Ermetzer – den Anstoß gegeben, dass sie zum Jubiläum 2024 doch ein Festbier brauen könnten, berichten Engmann und Rädlein. Der Rathauschef bestätigt das. Auch probiert habe er das Festbier schon. "Ausgiebig", wie er mit einem Lachen anfügt.

    Das Bier der Ermetzer werde sehr gerne getrunken, auch in der Umgebung, berichtet Pfeiffer. Er nutze es zum Beispiel auch als Mitbringsel bei Veranstaltungen und Jubiläen oder als Gastgeschenk. "Ich habe eigentlich immer einen Sixpack Ermetzer im Auto dabei", sagt der Bürgermeister mit Blick darauf. Nicht zuletzt sei das lokale Bier etwas, was Identität für den Ort stifte. "Und wenn junge Leute sich engagieren, muss man das unterstützen."

    Von einem zu zwei Einkochtöpfen zur 150-Liter-Anlage

    Gestartet sind die Ermetzer mit ihrem geschenkten Brauset, wie sie selbst sagen, in der "einfachsten Hobbybrauerliga". Das Ganze sei dann langsam gewachsen. "Von einem Einkochtopf auf zwei Einkochtöpfe, von zwei Einkochtöpfen zu einer 150-Liter-Edelstahl-Konstruktion", erklärt Rädlein. Irgendwann hätten sie überlegt, "dass wir es cool fänden, wenn wir ein Bier auch mal offiziell ausschenken dürfen", berichtet Engmann. "Das Problem war, selbstgebrautes Bier ist ja nur für den Eigenbedarf, das kann man nicht einfach so verkaufen."

    2021, noch zu Corona-Zeiten, präsentierten die Ermetzer (von links) Patrick Rädlein, Patrick Hörner und Andreas Engmann ihre erste eigene Biersorte, das "Rebell Hell".
    2021, noch zu Corona-Zeiten, präsentierten die Ermetzer (von links) Patrick Rädlein, Patrick Hörner und Andreas Engmann ihre erste eigene Biersorte, das "Rebell Hell". Foto: Martin Schweiger (Archivfoto)

    Die Idee, deswegen ein eigenes Brauhaus zu bauen, mussten sie verwerfen. "Zu kompliziert und zu teuer." Stattdessen fragten die drei bei der Brauerei Raab in Hofheim an, ob diese bereit wäre, für sie Sude zu brauen. Eine Zusammenarbeit, die seitdem Bestand hat. Außerdem gründeten sie, um ihr Bier vertreiben zu können, eine GbR. "Das war fast der größte Aufwand", sagt Engmann mit Blick auf die damit verbundene Bürokratie. "Oder auch das Etikettendesign. Da gibt es ja Verordnungen, was auf den Etiketten wie draufstehen muss."

    "Bis wir das erste Mal unser Bier trinken konnten, das war schon viel Arbeit", fasst der 38-Jährige zusammen. Auch das Leergut für die Abfüllung des Bieres mussten sie selbst kaufen. Noch nicht wissend, ob es Abnehmerinnen und Abnehmer finden würde. "Beim ersten Sud hatten wir sogar Angst, ob wir ihn überhaupt loskriegen", berichtet der Ermetzer. Doch diese Sorge war unbegründet. Alleine durch die Vorbestellungen sei damals der erste Sud bereits ausverkauft gewesen.

    "Im Endeffekt ist es wie Kuchen backen nur in flüssig"

    Inzwischen haben die drei Ermershäuser, die sich noch aus Teenagertagen kennen, einiges an Erfahrung in Sachen Bierbrauen gesammelt. Beim Entwurf einer neuen Sorte würden sie sich erstmal überlegen, welcher Stil es werden soll, erklärt Engmann zum Vorgehen. Gängig sei es auch zu testen, wie andere brauen. Anschließend gehe es an Malzmischung und Hopfenplanung. Man probiere aus und überlege, was zusammenpasse. "Im Endeffekt ist es wie Kuchen backen nur in flüssig."

    An neuen Biersorten tüfteln die Ermetzer mit ihrer Probeanlage auf dem Gelände des Gasthauses Faber-Rädlein in Ibind, wo Patrick Rädlein zuhause ist. Damit der Geschmack des hier gebrauten Bieres und des später in der Brauerei Raab hergestellten Suds am Ende möglichst genau übereinstimmt, haben die drei sich an die Anlage der Hofheimer Brauerei angepasst. So verwenden sie etwa dieselbe Hefe und brauen bei gleichen Temperaturen, wie Engmann erklärt.

    Gebraut wird nach dem Reinheitsgebot. Das neue "975er Keller Märzen" zeichne sich durch die Malzmischung aus, beschreibt der Ermetzer. Im Vergleich zu anderen Kellerbieren sei es leicht hopfenbetont, was das Ganze abrunde. Kommt das Kellermärzen an, soll es auch nach der 975-Jahr-Feier auf dem Markt bleiben. "Der erste Sud von 3000 Litern ist schon fast weg", berichtet Engmann. "Der zweite schon abgefüllt." Und auch die Fässer für das Festwochenende stehen bereit.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden