"Meine Freunde, wir spielen jetzt in der Champions-League", zeigte sich Maroldsweisachs Bürgermeister Wolfram Thein am Donnerstag zum Abschluss der Sitzung der Hofheimer Allianz-Gemeinden im Saalbau Hartleb hoch erfreut. Übertrieben hat er damit wohl nicht: Unter 30 Mitbewerbern aus 17 Nationen ging die Hofheimer Allianz, bestehend aus sieben Kommunen (Hofheim, Riedbach, Aidhausen, Bundorf, Ermershausen, Maroldsweisach, Burgpreppach) mit 56 Ortschaften, beim Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis siegreich hervor.
Titel ohne Mittel
Vom 12. bis 14. Mai erfolgte die Preisverleihung im österreichischen Hinterstoder, dem vorherigen Gewinner des Preises. Rund 600 Personen nahmen an der Preisverleihung teil, berichtete Allianz-Manager Philipp Lurz. Die Aufgabe für die teilnehmenden Gemeinden bestand darin "lokale Antworten auf globale Herausforderungen" zu finden. Dies gelang nach Ansicht der Jury den Haßberglern am besten. Nach 20 Jahren ist der Preis, der allerdings nicht mit einem Preisgeld verbunden ist, nun wieder in bayerischer Hand.

Auch Stefanie Dümig vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Würzburg, die die Allianz als ILE-Region (Integrierte ländliche Entwicklung) betreut, war voll des Lobes. Unter den 118 ILE-Regionen in Bayern sei die Hofheimer Allianz eine der erfolgreichsten. Sie referierte darüber, dass das ALE nicht nur Kommunen, sondern auch Kleinstunternehmen im Rahmen einer Dorferneuerung fördert, die einen Beitrag zur Grundversorgung liefern wie Bäcker, Metzger oder andere Handwerker. Voraussetzungen für eine Förderung sind, dass der Betrieb weniger als zehn Beschäftigte hat, der Jahresumsatz unter zwei Millionen liegt und der Ort weniger als 2000 Einwohner hat. Auch von Privatpersonen initiierte Kleinprojekte, die die ländliche Entwicklung unterstützen wie das Anlegen einer Streuobstwiese, würden gefördert, so Dümig. Gefördert werde auch die Innenentwicklung von Ortschaften. "Krapfen statt Donut", laute hier das Motto.
Fülle von Maßnahmen ausschlaggebend
Dies praktiziere die Hofheimer Allianz bereits seit Jahren, ergänzte Lurz. Doch allein deswegen habe man den Europäischen Dorferneuerungspreis nicht gewonnen. "Eine Fülle an Maßnahmen war ausschlaggebend", unterstrich er, unter anderem der Breitbandausbau, aber auch die Tätigkeit der Integrationsbeauftragten Kerstin Brückner, die das Zusammenleben und die Integration auch ausländischer Mitbürger fördert.
Preisverleihung nächstes Jahr in Hofheim
Die Preisverleihung des Dorferneuerungspreises 2023 wird im Mai oder Juni nächsten Jahres in Hofheim stattfinden. Lurz erwartet 800 bis 1000 Gäste aus 12 bis 15 Nationen. Lurz bittet die Vereine, Großveranstaltungen rechtzeitig bekanntzugeben, um Terminkollisionen zu vermeiden. Zudem bat er um Ideen zur Unterbringung der Gäste. Eine Lenkungsgruppe werde den Austragungsort der Festveranstaltungen festlegen. Ein Festkomitee aus allen Mitgliedern der Allianz soll bis zum Herbst ein Grobkonzept entwickeln. Ein Rahmenprogramm wie Führungen, Wander- oder Radtouren soll das Event abrunden.

Lurz stellte das Digitalisierungskonzept Hofheimer Land vor. Die Allianz nimmt am Modellprojekt "Smart Cities Smart Regions" des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bauen und Verkehr teil. Digitale Hilfsmittel sollen da eingesetzt werden, wo es sinnvoll ist, beispielsweise in der Telemedizin oder der Online-Bestellung von Lebensmitteln. Aktuell werden Projektideen von Bürgern nach Umsetzbarkeit, Nutzen und Kosten gefiltert. Weitere Beteiligungsformate folgen im Sommer. Im Spätherbst ist eine Abschlussveranstaltung geplant.
Einstimmig beschlossen die anwesenden Gemeindevertreter die Fortsetzung des ILEK-Projekts sowie die kostenlose Architektenberatung für Kaufinteressenten von Leerständen, auch wenn hierfür die Förderung künftig wegfällt. Die Interessenten erhalten eine kostenlose Architektenberatung im Umfang von acht bis zehn Beratungsstunden.