Am Konzept der „Musiktage“, die am Wochenende zum ersten Mal in Ebern stattgefunden haben, gibt es nichts zu meckern: interessante Weltliteratur, vorgetragen von grandiosen Musikern, gepaart mit einem Weinangebot im romantischen Kerzenlicht auf dem Kirchplatz während der Konzertpause. Doch Peter Rosenberg, ehemaliger Konzertmeister der Bamberger Symphoniker und wohnhaft in Bischberg, sowie seine Kolleginnen und Kollegen des „Rückert Ensembles“, größtenteils aus Südtirol, konnten die Eberner Stadtpfarrkirche zwar mit Musik, aber nicht mit Menschen füllen. „Zu wenige Besucher“, bilanzierte Barbara Gemeinhardt, die unter der Schirmherrschaft der Musikschule Ebern die Organisation der „Musiktage“ übernommen hatte. Am ersten Abend waren es 45 Besucher , am zweiten 66 und am dritten circa 100.
Sicherlich hätte das „Rückert Ensemble“, das sich am Urlaubsort von Peter Rosenberg in Südtirol gefunden und gegründet hatte und dann über mehrere Monate hinweg das Programm einstudiert hat, mehr Resonanz verdient gehabt. Auch, weil die Musikerinnen und Musiker im nächsten Jahr wieder in Ebern spielen wollen. Denn für Barbara Gemeinhardt und Peter Rosenberg hatte schon bei den ersten Planungen für die „Eberner Musiktage 2017“ festgestanden: „Es soll keine Eintagsfliege sein.“
Die Männer und Frauen, die nun als Gäste gekommen waren, waren verzückt von der Musik und spendeten den höchstverdienten Applaus – nicht nur für das Quintett, das am Samstag den Altarraum von St. Laurentius eingenommen hatte. An diesem Abend nämlich machten die Musiker des „Rückert Ensembles“ den Namen zum Programm. Denn Friedrich Rückert ist in Ebern ein bekannter Mann, „da er einige Tage hier gelebt hat“, so Jürgen Hennemann, der als Vorstand der Musikschule Ebern die Konzertbesucher begrüßt hatte. Dass Rückert Gedichte schrieb, um den Tod seiner Kinder Luise und Ernst, die kurz hintereinander im Winter 1833/1834 starben, zu verarbeiten, wissen Interessierte.
428 Kindertotengedichte entstanden, die das Ausmaß seines Schmerzes erahnen lassen. Gustav Mahler komponierte Melodien zu fünf dieser Gedichte, die beim Konzert am Samstagabend im Mittelpunkt standen.
Wohl nicht ganz zufällig beschäftigte sich der Österreicher Gustav Mahler, der 1911 in Wien starb, mit Rückerts Kindertotenliedern. Sechs seiner elf Geschwister starben im Kindesalter. Und nachdem er 1901 und 1904 die Kindertotenlieder komponiert hatte, starb 1907 seine Tochter Maria Anna (4).
Diese düstere Thematik präsentierte das „Rückert Ensemble“ an diesem Herbstabend in Ebern gekonnt mit Poesie und Musik. Gesungen wurden die Verse von Simone Marchesini, der in Soziologie promoviert und am Konservatorium von Trient das Gesangsdiplom erworben hat. Er ist ein charmanter Italiener, der die Traurigkeit Rückerts in Versen wie „Sie sind uns nur vorausgegangen und werden nicht wieder nach Hause gelangen!“ ohne Zorn und Schmerz in seiner Stimme vortrug.
Begleitet wurde Simone Marchesini von einem Streichquintett mit Peter und Johannes Rosenberg (Violine), Günther Ploner und Johanna Wassermann (Viola) sowie Roland Mitterer (Violoncello). Der jüngste Musiker des Ensembles ist gerade einmal 18 Jahre alt und gab trotzdem souverän den Ton an. Denn Johannes, der Sohn von Peter Rosenberg, spielt schon seit seinem sechsten Lebensjahr Violine. Er ist mehrfacher Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“, er wirkte als Solist bei namhaften Orchestern, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Peking, mit, und er studiert seit Januar 2017 am Julius-Stern-Institut der Universität der Künste in Berlin bei Professor Honda Rosenberg. Mit seinem Talent setzt er die Violinen-Tradition der Familie Rosenberg fort. Denn seine Mutter Katrin Rosenberg ist als Musikpädagogin in Bamberg beschäftigt.
Vorausgegangen war den Totenliedern ein Adagio für Streichquartett von Anton Bruckner, das einen sanften Einstieg in den Kammermusikabend geboten hatte. Zum Abschluss spielten Peter Rosenberg und seine Kollegen ein Streichquintett des Romantikers Felix Mendelssohn Bartholdy.