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Haßfurt: Rund 100 Menschen feiern ersten queeren Gottesdienst in der Haßfurter Ritterkapelle

Haßfurt

Rund 100 Menschen feiern ersten queeren Gottesdienst in der Haßfurter Ritterkapelle

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    Diakon Manfred Griebel segnet zwei Menschen beim ökumenischen Gottesdienst in der Ritterkapelle.
    Diakon Manfred Griebel segnet zwei Menschen beim ökumenischen Gottesdienst in der Ritterkapelle. Foto: Christian Licha

    Es war ein Wochenende der Premieren: Im Nachgang zum ersten Christopher Street Day (CSD) in der Kreisstadt fand am Sonntag ein ökumenischer Gottesdienst in der Ritterkapelle statt, der bisher einmalig ist: Gemeinsam mit den Organisatorinnen und Organisatoren des Vereins CSD Haßberge riefen Diakon Manfred Griebel und die evangelische Lektorin Cynthia Derra zu mehr Offenheit und Akzeptanz gegenüber Lesben, Schwulen, Inter- oder Asexuellen und Transgender-Personen auf.

    Rund 100 Besucherinnen und Besucher waren gekommen, um das Anliegen zu unterstützen. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von Martin Eck zusammen mit Tochter Franziska und Sohn Jakob.

    "Jeder hat seinen Platz, auch in der Kirche"

    Unter dem Motto "Vielfalt im Menschsein" sagte Diakon Manfred Griebel: "Sich selbst als einzigartiges Geschöpf zu betrachten, erleichtert das Leben. Einzigartigkeit macht stolz und setzt Kräfte frei, um das eigene Können im Leben zu erkennen und zu leben." In jedem Talent stecke zum Beispiel Einzigartigkeit. "In der Art, wie ein jeder sein Leben gestaltet, in der Art, wie er aussieht, wie er denkt und fühlt, wie er auf seine Mitmenschen zugeht und der Welt sein Gesicht zeigt - all das ist gekennzeichnet durch eben diese Einmaligkeit."

    Vor einer bunten Regenbogenfahne sprachen die jungen Erwachsenen ihre Fürbitten.
    Vor einer bunten Regenbogenfahne sprachen die jungen Erwachsenen ihre Fürbitten. Foto: Christian Licha

    Wichtig sei es auch, dass jeder seine Einzigartigkeit sichtbar mache, wie zum Beispiel auf CSD-Veranstaltungen. "Jeder hat seinen Platz, auch in der Kirche", betonte Katholik Griebel, der seit 27 Jahren auch als Seelsorger im Krankenhaus aktiv ist. Noch nie habe er dabei gefragt, was jemand ist oder was für eine Lebenseinstellung derjenige habe: "Es geht immer nur um den Menschen".

    "Ich bekomme bestimmt mein Fett ab, weil ich zu denen gehe, die scheinbar nichts mit der Kirche am Hut haben".

    Manfred Griebel, Diakon

    Dass dieser queere Gottesdienst auch Kritiker auf den Plan rufen könnte, sieht der Diakon gelassen: "Ich bekomme bestimmt mein Fett ab, weil ich zu denen gehe, die scheinbar nichts mit der Kirche am Hut haben." Aber genau dies sei seine Aufgabe, nämlich Menschen, die sich ausgestoßen fühlen, einen Platz in der Kirche zu geben. Auch bei der Demonstration am Samstag war Griebel dabei.

    Queere Menschen sind Teil der Gesellschaft

    "Wir wollen in die Offensive gehen, wir sind Teil der Gesellschaft", in diesem Sinne  waren die Worte von Vincent Steppert, dem Vorsitzenden des Vereins CSD Haßberge, und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern. "Das hat mich sehr berührt", sagte Griebel und erinnerte daran, dass "Gott durch Jesus Christus in unser Inneres schaue und nicht auf das Äußere". 

    Lektorin Cynthia Derra zitierte unter anderem aus dem Evangelium des Markus zur Taufe und trug auch einen Text vor, der Charlie Chaplin zugeschrieben wird: "Als ich mich selbst zu lieben begann." Die jungen Erwachsenen, die die CSD-Bewegung unterstützen, trugen ihre Fürbitten vor und hefteten diese an eine bunte Regenbogenfahne. Den Farben wurden Stichworte zugeordnet: Sonnenlicht, Leben, Heilung, Harmonie, Natur, Geist und Vielfalt. "Alle diese Aspekte sind uns wichtig", sagte ein junger Mensch, der für sich selbst erkannt hat, dass er als gebürtiger Mann mehr denkt und fühlt wie eine Frau und genauso leben möchte.

    "Mir geht es nach diesem Gottesdienst richtig gut und ich schöpfe Hoffnung, dass die Welt mehr Akzeptanz zeigt."

    Gottesdienstbesucherin

    Und auch das gibt es nicht alle Tage in einem Gottesdienst. Ein großer, lang anhaltender Applaus schallte zum Abschluss durch das alte Gemäuer. Einer Mutter standen die Tränen in den Augen: "Mir geht es nach diesem Gottesdienst richtig gut und ich schöpfe Hoffnung, dass die Welt mehr Akzeptanz zeigt."

    Diakon Manfred Griebel und die evangelische Lektorin Cynthia Derra appellierten an die Anwesenden, jeden Menschen so zu akzeptieren, wie er ist.
    Diakon Manfred Griebel und die evangelische Lektorin Cynthia Derra appellierten an die Anwesenden, jeden Menschen so zu akzeptieren, wie er ist. Foto: Christian Licha

    Nicht zuletzt trug zu den Freudentränen bei, dass die Frau sich zusammen mit ihrem Kind, das auch einen queeren Hintergrund hat, persönlich segnen ließ. Das ermöglichten Diakon Manfred Griebel und die evangelische Lektorin Cynthia Derra. Der überwiegende Teil der Gottesdienstbesucher nahm dieses Angebot an.

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