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ELTMANN: Sandstein und Kugellager im Heimatmuseum

ELTMANN

Sandstein und Kugellager im Heimatmuseum

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    Willi Lediger hat großen Anteil am Aufbau des Eltmanner Heimatmuseums und leitet es seit 30 Jahren. Er erklärt den Besuchern unter anderem Werkzeuge der Natursteinbranche oder die Besonderheiten der Herstellung von Kugeln für die Kugellagerindustrie.
    Willi Lediger hat großen Anteil am Aufbau des Eltmanner Heimatmuseums und leitet es seit 30 Jahren. Er erklärt den Besuchern unter anderem Werkzeuge der Natursteinbranche oder die Besonderheiten der Herstellung von Kugeln für die Kugellagerindustrie. Foto: Foto: Sabine Meißner

    Der Internationale Museumstag hat in Eltmann die Geschichte des regionalen Handwerks in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt. Im Heimatmuseum spielt neben Sandstein vom Main auch die Kugellagerindustrie eine besondere Rolle.

    Seit dem 17. Jahrhundert waren die Steinbrecherei und Steinhauerei von großer Bedeutung für die Region um Eltmann. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Berufszweig so stark, dass er laut Museumsdokumentation mit den „Goldgräberverhältnissen von Amerika“ verglichen wurde. Willi Lediger, der großen Anteil am Aufbau des Heimatmuseums hat und dieses seit 30 Jahren leitet, weiß, dass einst der Sandstein als „das graue Gold von Eltmann“ bezeichnet wurde.

    Das Naturmaterial gab vielen Ansässigen Arbeit und brachte gewissen Wohlstand in die Region. Um 1900 waren etwa 1300 Personen als Arbeiter, Techniker und Ingenieure in der Eltmanner Steinindustrie beschäftigt. Der Tagesverdienst von damals wird mit 2,50 bis 3,60 Mark angegeben. Der Fußmarsch eines Arbeiters zum Arbeitsplatz betrug bis zu vier Stunden bei einer Arbeitszeit von zwölf Stunden ab 6 Uhr morgens.

    Das bedeutendste Unternehmen war die bis 2012 aktive Firma Vetter. Das „Steinwerk Vetter“ wurde im Jahr 1865 gegründet und ging 1904 vom Familienbesitz in eine Aktiengesellschaft über. In diesem Zeitraum besaß das Unternehmen mehr als 30 Steinbrüche und 20 Steinmetzbetriebe, beschäftigte 1200 Personen und führte technische Büros und Geschäftsstellen in großen Städten. Der Sitz der Zentrale blieb Eltmann. Ein Auszug der Auftragslisten weist etwa 500 Großobjekte in ganz Deutschland aus. Einige sind anhand von Fotomaterial im Museum zu sehen, beispielsweise das Gebäude der ehemaligen „Reichsbank in Danzig“, das einstige „Hotel Imperial Frankfurt a. M.“ sowie das Lloydgebäude in Bremen, das bis 1945 der Verwaltungssitz der Reederei Norddeutscher Lloyd war. Es galt als das größte Gebäude in Bremen Anfang des 20. Jahrhunderts, wurde als imposant und kolossal bezeichnet und war unter Verwendung von grünem Mainsandstein gebaut worden.

    Schleifsteine in alle Welt

    Tausende von Schleifsteinen aller Größen lieferten die 1851 gegründeten „Bayerischen Schleifsteinwerke Ankenbrandt“ vom Maintal aus in alle Welt. Schleifsteine mit der Aufschrift „Habana“ zeugen davon, dass sie im fernen Cuba zum Schärfen der Macheten bei der Zuckerrohrindustrie verwendet wurden. Museumsleiter Lediger berichtet an dieser Stelle, dass die Schleifsteinwerke „wegen der Cuba-Krise fast zugrunde gegangen“ seien.

    Nicht nur in der Industrie fand und findet der Mainsandstein Verwendung, denn seit Jahrhunderten bis heute wird Sandstein vom Main auch am Bau und in der Kunst verwendet. Eine Barockfigur des Hl. Nepomuk aus regionalem Sandstein zeugt davon. Bilder von Steinbrucharbeiten und der Schleifsteinherstellung auf Steinbruchwerkplätzen im Steigerwald und in den Haßbergen um 1900 ergänzen die Exposition ebenso wie Fotos von kunstvoll ausgeführten Sandsteinarbeiten Eltmanner Bildhauer und Steinmetze. Ein Beispiel dafür ist die Grunewaldkirche in Berlin, bei deren Bau Grüner Mainsandstein Verwendung fand.

    Die Kugellagerindustrie, die in Schweinfurt ihren Hauptsitz hat und in Eltmann seit 1943 ein Zweigwerk betreibt, ist ebenfalls im Eltmanner Heimatmuseum dargestellt.

    Kugellager des Friedrich Fischer

    Unter dem Motto „Hier ist Präzision gefragt“ wird die Fertigung hochgenauer Kugeln für die Kugellager der Firma Kugelfischer aufgearbeitet. Unter anderem wird der „Werdegang einer Kugel“ dargestellt. Anhand der von Friedrich Fischer erfundenen Kugelschleifmaschine wird gezeigt, dass es erstmals möglich war, gleichmäßig gehärtete Stahlkugeln in großen Mengen genau rund und gleich groß zu schleifen. Damit habe Fischer den Grundstein für die Wälzlagerindustrie gelegt.

    Am Modell einer Kugelschleiferei aus der ehemaligen Lehrwerkstatt der Firma Kugelfischer in Eltmann wird die Herstellung der Kugeln nach der Bauart des Friedrich Fischer dargestellt. Auf einer Bildtafel wird der Museumsbesucher informiert: „Schon vor der Wende zum 20. Jahrhundert folgte die Kugelherstellung den Gesetzen der industriellen Großserienfertigung.

    Heute haben die modernen Kugelschleifmaschinen äußerlich wenig mit den alten „Kugelmühlen“ gemeinsam, aber sie arbeiten bis heute in Eltmann und bei allen Kugelherstellern der Welt nach dem gleichen Verfahren, das Friedrich Fischer im Jahr 1883 zum Erfolg verhalf.“

    Das Prinzip nicht geändert

    Als Hauptteile einer Kugelschleifmaschine zeigt die Ausstellung gegenläufige Schleifplatten mit eingefrästen Umlaufrillen zum Schleifen der Kugeln. Bis in die Gegenwart habe sich Fischers Kugelschleifverfahren im Prinzip nicht geändert, erläutert die Schautafel. Zwischen zwei einander gegenüberliegenden Gußeisenplatten laufen in konzentrischen Rillen die Kugeln um, die unter Druck mit Schleif- oder Läppmitteln bearbeitet werden. Der Abtrag und die Rundheit hängen vom aufgebrachten Druck ab. Man arbeitet zuerst mit hohem Druck, reduziert diesen gegen Ende der Bearbeitung und erzielt damit die hohe Rundheit.

    Eine „optische Bank“ erregt die Aufmerksamkeit der Betrachter. Sie diente zur Qualitätsprüfung der Kugeln und wird als „eigentlich sehr großes Auflicht-Mikroskop“ zur visuellen Materialprüfung mit eingebauter Bogenlampe und Platten-Kamera der Firma Zeiss-Jena um 1920 beschrieben.

    Das Heimatmuseum Eltmann wird nach Vereinbarung geöffnet. Museumsleiter Willi Lediger nimmt die Anfragen entgegen, Tel. (09522) 1000.

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