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KLEINMÜNSTER: Sarah boxt sich durch

KLEINMÜNSTER

Sarah boxt sich durch

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    Am Dienstag steht immer Golf auf dem Programm. Mittwochs geht es alle vier Wochen zum Kegeln, am Donnerstag zur Aqua-Fitness. Der Freitag gehört wieder dem Golf-Spiel, genau wie das Wochenende, wenn das Wetter passt. Doch am Montag, da gibt es für Sarah nur eines: Kickboxen im Eberner Sportstudio Schorn.

    Respekt, denkt man, da ist jemand aber ganz schön sportlich. Noch größer wird der Respekt, wenn man Sarah kennenlernt: Die 26-Jährige hat das Down-Syndrom. Das bedeutet für die sympathische Kleinmünsterin nicht nur eine geistige Beeinträchtigung, sondern auch eine körperliche. Doch das bremst Sarah kein bisschen: Ihr Leben gilt dem Sport.

    Und das fing bereits mit drei Monaten im Wasser an: „Vom Baby-Schwimmen bis zum Mutter-Kind-Turnen“, so erzählt Papa Udo Rinkowitz, sei seine Tochter schon früh aktiv gewesen, mit sechs Jahren folgten dann Reiten und Skifahren, später auch noch das Golfspiel. „Das ist wichtig für die Konzentration und die Ausdauer“, erklärt Udo Rinkowitz: „Das ist etwas, was wir immer wieder einfordern müssen.“

    Apropos einfordern: Das Training ist Sarah wichtig, da besteht sie drauf. Besonders heute, denn diesmal steht etwas Besonderes an: Sarah legt die Gelbgurt-Prüfung im Kickboxen ab. Seit sie im Herbst bei den Rummelsbergern in Ditterswind an einem Schnupperkurs im Kickboxen teilgenommen hat, ist die 26-Jährige begeistert von diesem Sport. Auf der anderen Seite waren die Trainer angetan von ihr: „Man hat gemerkt, dass es ihr Spaß macht“, sagt Kampfsportlehrer Jürgen Schorn, „und man merkt, dass sie allgemein sportlich ist und ein gutes Körpergefühl hat.“

    Gemeinsam mit ihrer Betreuerin Angelika Seifert von der Offenen Behindertenarbeit Haßberge startete Sarah dann das Training in Ebern – zusammen mit fünf weiteren Sportlern im gemeinsamen Anfängerkurs. Hier ist sie eine Sportlerin wie jede andere auch. „Jeder macht hier sein Ding und konzentriert sich auf die Sache“, sagt Jürgen Schorn. Eine reine Gruppe für Gehandicapte hätte er auch einrichten können; er hat sich aber bewusst dagegen entschieden. „Für Sarah ist es gut, weil sie merkt, sie gehört genauso dazu“, sagt er. Und die Trainingspartner würden so ganz nebenbei eine eventuell vorhandene Scheu ablegen. Schorn: „Das belebt den Sport!“

    „Berührungsängste gibt es keine“, bestätigt Angelika Seifert, und auch die Trainer des Kurses, Stefan Güßbacher und Dirk Suhl, stimmen zu. Ob Mann oder Frau, Jung oder Alt, mit Handicap oder ohne – wichtig ist der Sport. Und den beherrscht Sarah. Tief konzentriert tritt sie zur Gürtelprüfung an. Im Publikum: Papa Udo. „Barbara und Claudia wollen mir auch die Daumen halten“, verrät sie noch, dann geht es los. Ob Kicken oder Blocken, Faust- oder Fußtechnik – das Einstudierte gelingt auf Anhieb, die Bewegungen sitzen, die Abläufe sind flüssig. Immer wieder kommt ein zustimmendes Nicken von der Trainerbank. Und das trotz hoher Maßstäbe, die auch an Sarah gelegt werden, wie Jürgen Schorn betont: „Sie hat keinen Bonus“, sagt er, „sie kriegt auch keinen“.

    Sie braucht auch keinen: Eine schweißtreibende Stunde später, die der Sportlerin alles abverlangt, ist es geschafft. Sarah pustet kräftig durch. Stolz kann sie ihren ersten farbigen Gurt, den gelben, entgegennehmen.

    Es ist vor allem ein Sieg der Konzentration, das weiß auch Papa Udo. „Normalerweise gilt bei Down-Syndrom eine Ausdauer von 15 bis 20 Minuten“, sagt er. Doch genau wie beim Golf verlangt das Kickboxen eben die volle und vor allem zielgerichtete Aufmerksamkeit. Inzwischen ist Sarah beinahe Profi-Sportlerin: Im Skifahren und beim Golf hat sie bereits erfolgreich bei den Special Olympics teilgenommen, erst kürzlich sogar wieder eine Silbermedaille vom Golfplatz mit heimgebracht. Die Trophäen und Medaillen hat Sarahs Vater zuhause aufgereiht. Daneben gesellt sich nun auch die Urkunde für die Gelb-Gurt-Prüfung.

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