Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

Kreis Haßberge: Schluss mit Lustig? Fasching in Corona-Zeiten im Landkreis Haßberge

Kreis Haßberge

Schluss mit Lustig? Fasching in Corona-Zeiten im Landkreis Haßberge

    • |
    • |
    Aufwändige Wagen wie dieser beim Sander Faschingszug 2020 brauchen viel Vorbereitungszeit. Doch was machen die Närrinnen und Narren im unberechenbaren Corona-Jahr?
    Aufwändige Wagen wie dieser beim Sander Faschingszug 2020 brauchen viel Vorbereitungszeit. Doch was machen die Närrinnen und Narren im unberechenbaren Corona-Jahr? Foto: Christian Licha

    Die Veranstalter von Faschingssitzungen und Umzügen sind aktuell in einer schwierigen Situation: Einerseits gibt es von Seiten der "großen Politik" noch keine generelle Absage von Veranstaltungen. Die aktuelle 15. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung gilt nur bis zum 9. Februar, der Rosenmontag fällt auf den 28. Februar. Wie es danach weitergeht, werde sich wohl erst Anfang Februar endgültig entscheiden, heißt es dazu aus dem Landratsamt. Klar ist aber auch: Wer etwas auf die Beine stellen will, müsste spätestens jetzt mit den Vorbereitungen anfangen und damit Zeit und Geld in das Projekt stecken. Wie also gehen Kommunen und Vereine mit der Situation um?

    Bilder aus Mainz als Abschreckung

    "Der Umzug kann nicht stattfinden", sagt der Sander Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD). "Das Risiko kann man dem Veranstalter nicht zumuten." Er sieht auch nicht, wer an einer Faschingsveranstaltung großen Spaß haben soll, wenn Abstandsregeln und sonstige Einschränkungen gelten. Besonders bitter sei das für junge Menschen. "Wir haben schon öfter Fasching erlebt, wir können auch eher mal darauf verzichten", sagt er aus Sicht der älteren Generationen.

    "Man darf nicht immer, wenn es ein bisschen besser ausschaut, gleich wieder alle Vorsicht vergessen."

    Bernhard Ruß, Bürgermeister von Sand

    So schade es der Bürgermeister einer der Narren-Hochburgen im Landkreis Haßberge findet, auch in diesem Jahr den großen Umzug absagen zu müssen: Ruß hält es für die richtige Entscheidung. "Die Bilder aus Mainz haben uns gereicht", kommentiert er die dortigen Feierlichkeiten zum Fastnachtsauftakt am 11. November. "Man darf nicht immer, wenn es ein bisschen besser ausschaut, gleich wieder alle Vorsicht vergessen", sagt er und ruft die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich impfen zu lassen, um der Pandemie möglichst bald ein Ende zu setzen. Weiter sagt Ruß: "Die Frage, ob in irgendeiner Form eine kleinere Veranstaltung stattfinden kann, muss man abwarten."

    Hoffnung auf ein kleines Event unter freiem Himmel

    Eine ähnliche Hoffnung hat Michael Albert, Vorsitzender des Faschingsvereins Ermetzia aus Ermershausen. Nachdem der Verein beschlossen hatte, in diesem Jahr die Büttensitzung ausfallen zu lassen, hofft Albert nun, "eventuell ein kleines Event am Faschingswochenende" veranstalten zu können, möglicherweise unter freiem Himmel. "Das hängt davon ab, wie die Regeln dann aussehen", sagt er.

    Die große Sitzung der Ermetzia in Ermershausen muss auch in diesem Jahr ausfallen. Die Veranstalter hoffen zumindest auf ein kleines Event am Faschingswochenende.
    Die große Sitzung der Ermetzia in Ermershausen muss auch in diesem Jahr ausfallen. Die Veranstalter hoffen zumindest auf ein kleines Event am Faschingswochenende. Foto: Beate Dahinten

    Dabei habe sich die Ermetzia die Entscheidung nicht leicht gemacht, die alljährliche Veranstaltung abzusagen. "Wir haben es bis zum Schluss rausgezögert", sagt Albert. Erst am Sonntag hatte der Verein endgültig beschlossen, die Sitzung ausfallen zu lassen. "Aber wir müssen ja auch anfangen zu proben", begründet er, warum es nicht mehr möglich gewesen wäre, die Absage noch weiter hinauszuschieben. 

    "Das wird weder uns noch dem Publikum Spaß machen. Wir wären da mit keinem guten Gefühl reingegangen."

    Sandra Lohs, Sitzungspräsidentin Haßfurt

    Wesentlich früher hatten dagegen die Elf Weisen Hasen in Haßfurt die schwere Entscheidung getroffen, ihre Sitzungen auch im Jahr 2022 nicht stattfinden zu lassen. "Im November war's uns schon zu heiß", sagt Sitzungspräsidentin Sandra Lohs. "Das wird weder uns noch dem Publikum Spaß machen. Wir wären da mit keinem guten Gefühl reingegangen."

    Online-Sitzung ist auch in Haßfurt keine Option

    Auch finanziell wäre es ein großes Risiko gewesen, eine Veranstaltung vorzubereiten, von der letztlich nicht klar ist, ob sie überhaupt stattfinden kann. "Da sagen wir lieber jetzt ab, wo wir noch nichts ausgegeben haben", sagt die Sitzungspräsidentin und erklärt: "Wir sind ein gemeinnütziger Verein. Wir spenden unsere Einnahmen immer." Geld für eine Veranstaltung, die keine Einnahmen bringt, sei damit nicht da.

    Schon lange ist Sandra Lohs (rechts) im Haßfurter Fasching aktiv. 2021 hätte sie erstmals das Amt der Sitzungspräsidentin übernommen, doch Corona machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
    Schon lange ist Sandra Lohs (rechts) im Haßfurter Fasching aktiv. 2021 hätte sie erstmals das Amt der Sitzungspräsidentin übernommen, doch Corona machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Foto: Ulrike Langer

    Aber wäre nicht vielleicht eine Online-Veranstaltung eine Alternative gewesen? Immerhin hatte sich während der Pandemie auch gezeigt, wie viel mittlerweile durch Übertragung im Internet möglich ist - von Konzerten bis hin zu Gottesdiensten. Auch Online-Büttensitzungen hatte es bereits im vergangenen Jahr mancherorts gegeben. Sandra Lohs meint zu dieser Idee: "Wir haben drüber nachgedacht, aber das haben wir schnell wieder verworfen." Denn sie selbst habe sich eine Online-Sitzung aus Karlstadt angeschaut. "Da ist nicht viel rübergekommen." Zumal auch eine Online-Veranstaltung keine Einnahmen bringt, aber dennoch mit Ausgaben verbunden gewesen wäre.

    Wichtig ist vor allem die Sicherheit der Menschen

    Bei all dem Finanziellen, das sie erwähnt, betont Lohs aber, dass es bei der Absage der Sitzungen in erster Linie um die Sicherheit der Menschen gegangen sei – sowohl um die der Besucherinnen und Besucher als auch um die der Mitwirkenden.

    Auch ein entscheidender Punkt sei, dass in den Haßfurter Sitzungen immer auch Kinder auf der Bühne stehen. Als im Herbst der Beschluss fiel, die Veranstaltung abzusagen, war auch nicht klar, wie es mit den Möglichkeiten für Kinderimpfungen aussehen würde. Der Verein musste also davon ausgehen, dass bis zu den Sitzungsterminen gerade die jüngsten Mitwirkenden nicht die Möglichkeit haben würden, sich vollständig impfen zu lassen. "Wir hätten viele ausschließen müssen, sowohl Aktive als auch Zuschauer", sagt Lohs.

    "Es hatte sich schon abgezeichnet, dass sich die Pandemie über die kalte Jahreszeit verschlimmern würde."

    Wolfgang Borst, Bürgermeister von Hofheim

    Die Hofheimer haben ihre Büttensitzungen ebenfalls schon im November abgesagt. "Es hatte sich schon abgezeichnet, dass sich die Pandemie über die kalte Jahreszeit verschlimmern würde", sagt Bürgermeister Wolfgang Borst (CSU).

    Schon früh haben die Hofheimer ihre Büttensitzungen abgesagt. Das Haus des Gastes, wo die Veranstaltungen sonst stattfinden, wird derzeit für die Pandemiebekämpfung gebraucht.
    Schon früh haben die Hofheimer ihre Büttensitzungen abgesagt. Das Haus des Gastes, wo die Veranstaltungen sonst stattfinden, wird derzeit für die Pandemiebekämpfung gebraucht. Foto: Martin Schweiger

    Zudem wäre das Haus des Gastes, wo üblicherweise die Hofheimer Sitzungen stattfinden, auch als Proben- und Trainingsort benötigt worden. Doch dort ist aktuell ein Testzentrum untergebracht, auch Blutspendetermine finden dort statt. "Wir haben das Haus des Gastes komplett für die Pandemiebekämpfung gebraucht", sagt Borst. Dass es unter diesen Umständen nicht möglich sein würde, Faschingsveranstaltungen vorzubereiten, sei auch "von allen Verantwortlichen eingesehen" worden, berichtet der Bürgermeister.

    Verständigung zwischen den Bürgermeistern

    Auch in Zeil gibt es in diesem Jahr wohl keinen Fasching. "Stand heute findet in der Zeit nichts statt", sagt Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD). "Wir haben uns vor längerer Zeit schon mal auf Bürgermeisterebene verständigt", berichtet er, dass es durchaus Absprachen gegeben habe. Es sollte nicht dazu kommen, dass einzelne Kommunen einen kompletten Sonderweg gehen.

    In Zeil hatte die Narrenzunft als Veranstalter Mitte November beschlossen, die Sitzungen ausfallen zu lassen. Zunächst sei noch geplant gewesen, als kleineren Ersatz eine "Närrische Weinprobe" zu veranstalten. "Wir haben schon mit Winzern gesprochen", berichtet der Bürgermeister. Doch die Pandemie-Lage habe letztlich auch das nicht zugelassen. Auch den Seniorenfasching wird es nicht geben.

    Hoffnung auf eine bessere Saison 2023

    "Der Faschingszug war noch ein Randthema", sagt Stadelmann. Aber als der Nachbar Sand seinen großen Umzug abgesagt hatte, hätten sich die Zeiler an diese Entscheidung "angelehnt", berichtet Stadelmann und spricht auch vom Aufwand, die Wagen zu dekorieren.

    "Wir ziehen es durch", hatte der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann 2020 gesagt, als der Faschingszug trotz schlechten Wetters stattfand. Was Sturmtief "Xanthippe" damals nicht gelang, schafft jetzt das Corona-Virus: Der Umzug ist abgesagt.
    "Wir ziehen es durch", hatte der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann 2020 gesagt, als der Faschingszug trotz schlechten Wetters stattfand. Was Sturmtief "Xanthippe" damals nicht gelang, schafft jetzt das Corona-Virus: Der Umzug ist abgesagt. Foto: Ralf Naumann

    Somit ist bereits klar, dass es zumindest die großen Veranstaltungen nicht geben wird - auch wenn es von Seiten der Politik noch kein offizielles Verbot gibt. Dennoch zeigen sich mehrere Verantwortliche im Gespräch mit der Redaktion optimistisch, dass die Närrinnen und Narren nur noch dieses Jahr aushalten müssen, dass aber 2023 wieder Veranstaltungen möglich sein werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden