Wie geht man damit um, wenn der eigene Hund einen anderen Hund getötet hat? Diese Frage mussten sich Sandra Bock und Thiemo Sauer aus Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz in der letzten Folge der RTL-Sendung "Die Unvermittelbaren" stellen. Denn sie hatten den Bernhardiner "Mäuschen" aus dem Tierheim in Zell im Landkreis Haßberge aufgenommen. Der lebte sich in seinem neuen Zuhause zunächst gut ein, doch dann kam es zu einem Vorfall im Park, bei dem der große, schwere Bernhardiner einen anderen Hund angriff und tötete.
Die Unvermittelbaren mit Martin Rütter: Sendung zeigt nicht nur Erfolgsgeschichten
Die Doku-Serie "Die Unvermittelbaren" zeigte an den vier Sonntagen im Februar die Geschichten von Hunden aus Tierheimen in ganz Deutschland. Für das Format hatte Hundetrainer und Fernsehstar Martin Rütter zusammen mit seinem Team im Jahr 2021 mehrere Hunde für jeweils ein halbes Jahr begleitet. In dieser Zeit bereiteten Rütters Tiertrainer die Hunde auf eine Vermittlung vor, außerdem zeigte die Sendung den Einzug in ein neues Zuhause. Die Serie zeigte dabei sowohl Erfolgsgeschichten als auch Fälle, in denen ein Hund am Ende wieder im Tierheim landete, weil das neue Herrchen oder Frauchen nicht mit ihm zurechtkam.
Mit dabei waren zwei Hunde aus unterfränkischen Tierheimen: Neben Mäuschen aus dem Landkreis Haßberge ging es auch um den ängstlichen Axel aus Würzburg. Zwar entfiel die Fernsehausstrahlung der vierten und letzten Folge am Sonntag aufgrund einer Sondersendung zum Krieg in der Ukraine, RTL stellte die Sendung aber dennoch auch das Streaming-Portal RTL+, wo alle vier Teile der Serie nun zu sehen sind.
"Mäuschen" aus dem Tierheim: Ein Hund, der "einfach nur Liebe" braucht
"Mäuschen braucht einfach nur Liebe", hatte Britta Merkel, Leiterin des Tierheims in Zell, in Folge 3 der Serie gesagt, als sie den riesigen Vierbeiner vorstellte. Der Bernhardiner hatte vor seinem Einzug ins Tierheim sechs Jahre lang einsam in einem Zwinger gelebt und dadurch nie gelernt, Sozialkontakte aufzubauen - und genau das sollte sich später noch rächen. Bereits ein erster Vermittlungsversuch, der in der dritten Folge der Serie zu sehen war, hatte nicht funktioniert: Mit Menschen kam Mäuschen zwar gut zurecht, doch mit dem anderen Hund der Familie, die ihn aufnehmen wollte, hätte es zu viele Probleme gegeben.
"Was ist mit uns Menschen los, dass man das schön findet und dass es ganz egal ist, dass der Hund leidet? Das ist einfach krank!"
Martin Rütter, Hundeexperte, zum Thema Qualzucht
Zu Beginn von Folge 4 stand dann erst einmal eine Operation an. Denn: Bernhardiner sind eine mittlerweile sehr überzüchtete Hunderasse, die sehr anfällig für verschiedene Gesundheitsprobleme sind. So liegt auch bei Mäuschen einiges im Argen. Ein Problem, das noch vor der Vermittlung beseitigt werden sollte: Eine dicke Falte im Gesicht, die so weit über die Augen hing, dass dem Hund die Sicht genommen wurde. Tierärztin Isabel Plase-Rost aus Limbach verkleinerte diesen Hautlappen, so dass der Hund wieder normal sehen kann.
Tierheim-Hund findet Zuhause: Großer Umbau für den neuen Mitbewohner
"Was ist mit uns Menschen los, dass man das schön findet und dass es ganz egal ist, dass der Hund leidet?", kommentierte Martin Rütter in der Sendung die Qualzucht bei Bernhardinern. "Das ist einfach krank!" Was dann kam, sah allerdings recht vielversprechend aus: Sandra Bock und Thiemo Sauer kamen nach Zell und waren gleich auf den ersten Blick verliebt in Mäuschen. So entschieden sie sich, den Hund aufzunehmen und bauten zuhause in Rheinland-Pfalz sogar ihren ganzen Garten um, um diesen "Bernhardiner-fest" zu machen. Denn aufgrund seiner zahlreichen Gesundheitsprobleme kann Mäuschen nur schwer laufen und tut sich auch mit Treppen schwer. Auch Nachbarn und Freunde halfen, im Garten eine möglichst große, ebene Fläche zu schaffen und statt Treppen eine Rampe zu bauen.

Auch das Training mit Ellen de Sousa Marques, einer Hundetrainerin aus Martin Rütters Team, sah zunächst vielversprechend aus. Britta Merkel und Martin Rütter hatten bereits vorhergesagt, dass der Hund mit all den schweren Folgen der Qualzucht nicht alt werden würde, "vielleicht noch ein oder zwei Jahre", hatte Rütter gemeint. Aber eben diese letzten Jahre wollen Sandra Bock und Thiemo Sauer dem Hund so schön wie möglich machen - und gerade in der Gesellschaft von Menschen blühte Mäuschen richtig auf.
"Wichtig ist, dass der Hund liebe Menschen hat. Und die hat er in Sandra und Thiemo gefunden."
Britta Merkel, Tierheim-Leiterin
Nach einiger Zeit war das Filmteam auch dabei, als Tierheim-Chefin Britta Merkel nach Bad Dürkheim fuhr, um ihren alten Liebling bei seiner neuen Familie zu besuchen. Als Gastgeschenk brachte sie etwas aus der fränkischen Heimat mit: Ein paar Flaschen Bier von der Zeiler Brauerei Göller. Und nach kurzer Zeit mit Mäuschen und seinem neuen Herrchen und Frauchen zeigte sich Merkel überzeugt: "Wichtig ist, dass der Hund liebe Menschen hat. Und die hat er in Sandra und Thiemo gefunden."
Ein Rückschlag, mit dem niemand gerechnet hätte
Doch dann folge ein schwerer Rückschlag, mit dem wohl niemand gerechnet hätte. Bei dem Ereignis war die Kamera nicht dabei, so konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer der Sendung nur aus Martin Rütters Erzählungen von dem Vorfall erfahren. Zwar kommt Mäuschen gut mit Menschen klar, doch den Umgang mit anderen Hunden hat er nie richtig gelernt. In einem Park ging der 66 Kilo schwere Bernhardiner auf einen anderen Hund los und packte ihn, der andere Hund überlebte den Angriff nicht.
Die folgenden Wochen beschreibt Martin Rütter in der Sendung als sehr nervenaufreibend. Für ihn bedeutete das: Telefonate mit allen Beteiligten, vor allem mit Mäuschens Haltern als auch mit der Halterin des getöteten Hundes. Und er berichtet: Die Frau sei zwar traurig darüber, dass ihr Tier getötet wurde, aber nicht sauer auf Mäuschen oder dessen Halter. Im Gegenteil: Sie finde es sogar gut, dass auch solchen Hunden noch eine Chance gegeben wird.
Der Hundehalter gibt sich selbst die Schuld - Martin Rütter nimmt ihn in Schutz
Thiemo Sauer sagte über Mäuschen und den Vorfall: "Den Fehler hat nicht er gemacht, sondern ich." So betont auch der Hundehalter, im entscheidenden Moment nicht richtig aufgepasst zu haben, er wolle dem Bernhardiner dafür keinen Vorwurf machen. Martin Rütter nahm ihn dabei allerdings in Schutz: Sein Verhalten sei "nicht grob fahrlässig" gewesen, es habe sich einfach um eine "Verkettung ungünstiger Umstände" gehandelt.
Letztlich beschloss das Paar aus Bad Dürkheim, Mäuschen zu behalten und ihm einen schönen Lebensabend zu schenken. Für den Bernhardiner gibt es also trotz seiner üblen Vorgeschichte und trotz des Vorfalls, bei dem er einen anderen Hund getötet hat, ein Happy End - mit einer Einschränkung: Wenn seine neue Familie mit ihm das Haus verlässt, muss er zur Sicherheit künftig immer einen Maulkorb tragen.