Der Königsberger Bürgermeister Claus Bittenbrünn (CSU) ist weiterhin überzeugt, dass das geplante Naturparkzentrum "ein wichtiges Projekt für die Stadt Königsberg und ein wichtiges Projekt für unsere Region" ist. So sagte er in einer kurzfristig einberufenen Stadtratssitzung am Dienstagabend: "Man sollte positiv in die Zukunft schauen und nicht alles schlechtreden."
Die Mehrheit des Gremiums hatte er auf seiner Seite: Mit 14:3 Stimmen beschloss der Stadtrat, dem Bürgerbegehren gegen das Naturparkzentrum an der Thomas-Klingg-Steige ein Ratsbegehren entgegenzusetzen, in dem Bürgerinnen und Bürger für das Zentrum stimmen können. "Sind Sie dafür, dass das Grundstück Fl.Nr. 386 in Königsberg 'Todsgraben' als Standort des Naturparkzentrums Haßberge beibehalten werden soll?", lautet die genaue Formulierung.
Ein von oben initiierter Bürgerentscheid
Bei einem Ratsbegehren handelt es sich um ein Instrument der direkten Demokratie, mit dem die gewählten Politikerinnen und Politiker die Bevölkerung über ein Streitthema abstimmen lassen. Laut Wikipedia kann es sich bei einem solchen "von oben initiierten Bürgerentscheid" auch um einen "Gegenvorlage zu einem von den Bürgern initiierten Bürgerentscheid" handeln. So ist es auch in Königsberg. Somit werden die Bürgerinnen und Bürger bei der Abstimmung am 20. Oktober einen Stimmzettel erhalten, auf dem sich sowohl ein Antrag gegen als auch ein Antrag für das Naturparkzentrum befindet.
Bürgermeister Bittenbrünn betonte, dass der Stadtrat ursprünglich einstimmig beschlossen hatte, sich um das Naturparkzentrum zu bewerben. Auch beim Standort habe damals Einigkeit bestanden. Dann kam es zu einer massiven Kostensteigerung des Projekts. Zwar hielt der Stadtrat weiterhin mehrheitlich daran fest, doch die Freie Wählergemeinschaft (FWG) stellte im April 2023 den Antrag, das Vorhaben auszusetzen.
Ehemaliger Gegenkandidat lobt Tatkraft des Bürgermeisters
In der Sitzung am Dienstag verteidigte Jan Frantzen (FWG) diese Haltung. So sei die Kostenschätzung von ursprünglich 2,5 Millionen auf 3,8 Millionen Euro gestiegen. "Das ist ein Plus von 49 Prozent", betonte er, und es hätte sogar noch mehr werden können. Auch wenn der Freistaat Bayern und der Landkreis Haßberge insgesamt rund drei Millionen Euro in das Projekt investieren, müsse die Stadt Königsberg circa 900.000 Euro zahlen. "Und die Zahlen sind auch schon wieder ein Jahr alt."
Doch auch Befürworter des Naturparkzentrums hielten in der Sitzung flammende Plädoyers. Oft heiße es, Königsberg liege im "Dornröschenschlaf", sagte Bürgermeister Bittenbrünn. "Jetzt haben wir die einmalige Chance, das zu ändern." Gerhard Hölzer von der Offenen Hellinger Liste (OHL) war voll des Lobes für Bittenbrünn, obwohl er in der Bürgermeisterwahl sein Gegenkandidat war. "Aber ich bewundere seine Tatkraft", so Hölzer.
"Wir haben eine Verantwortung für unsere Stadt", sagte er. Eben deshalb dürfe man jetzt eine Chance, etwas zu bewegen, nicht verstreichen lassen. Als Positivbeispiel nannte er den ehemaligen Hofheimer Bürgermeister Hubert Eiring (FDP), der seine Stadt mit eben dieser Tatkraft vorangebracht habe.
Zweiter Bürgermeister spricht von einem "Schandfleck"
Zweiter Bürgermeister Alexander Krauser (CSU) sprach sich ebenfalls deutlich für das Naturparkzentrum aus, auch weil dort, wo es entstehen soll, ohnehin dringen etwas getan werden müsse. So bezeichnete er die verfallene, ehemalige Schreinerei als "Schandfleck", zudem müsse langfristig an der Thomas-Klingg-Steige das Abrutschen des Hanges verhindert werden.
Der Stahlbeton, aus dem das neue Bauwerk entstehen soll, würde auch den Hang abstützen. Nach Krausers Schätzung käme der Eigenanteil am Naturparkzentrum die Stadt sogar günstiger, als wenn die Stadt den Hang irgendwann auf eigene Kosten sichern muss. So kündigte er an: "Wenn im Bürgerentscheid das Naturparkzentrum abgelehnt wird, werde ich keiner anderen Maßnahme dort zustimmen."
Vertreter des Bürgerbegehrens sprechen von "Erpressung"
Dieser Satz kam bei einigen Besucherinnen und Besuchern der öffentlichen Sitzung nicht gut an. Etwa zehn Personen saßen auf den Zuschauerplätzen, unter ihnen Alfred Austel und Ex-Bürgermeister Erich Stubenrauch (FWG), die beiden Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen das Naturparkzentrum.
Die meiste Zeit über blieben die Zuhörerinnen und Zuhörer ruhig, doch Krausers Aussage kommentierten einige mit dem Zwischenruf: "Das ist Erpressung!" Krauser konterte, man fühle sich an "frühere Zeiten" erinnert, in denen nichts angepackt worden sei, was Geld koste.
Markus Geuß (CSU) hob hervor, Königsberg habe mit dem Naturparkzentrum eine einmalige Chance. Er habe sich viele solcher Zentren angeschaut und alle hätten den Nachteil, dass sie außerhalb einer Ortschaft lägen. "Die Leute fahren hin, schauen sich's an und fahren wieder weg." Mit dem Standort im Ort bestehe in Königsberg dagegen die Möglichkeit, die Menschen in der Stadt zu halten.

Gegner des Naturparkzentrums hatten zuvor argumentiert, es gebe ja gar niemanden, der von diesen Gästen profitieren könne, da es ohnehin zu wenig Gastronomie gebe. Dem hielt Geuß entgegen, wenn eine Nachfrage da wäre, würde schon jemand das Angebot schaffen. So hoffe er, dass das Naturparkzentrum auch neue Gastronomie anziehen werde.
Passt die Architektur zur historischen Altstadt?
Jan Frantzen hielt dagegen, bei den Besucherinnen und Besuchern werde es sich doch zu einem großen Teil um Schulkinder handeln, die das Zentrum im Rahmen von Klassenausflügen besuchen. Die seien nicht das Zielpublikum der örtlichen Gastronomie.

An den Bürgermeister gerichtet fragte Frantzen, wie es eigentlich funktionieren solle, im Gestaltungsbereich der Altstadt ein Gebäude zu bauen, dessen moderne Architektur den Vorgaben für die historische Altstadt widerspreche. Bittenbrünn entgegnete, für dieses Thema wolle er in die nächste Stadtratssitzung einen Experten einladen.
Abschließend kündigte der Bürgermeister an, im September solle es eine Informationsveranstaltung in der Stadthalle geben, das genaue Datum werde noch bekannt gegeben. Dabei wolle er auch den Gegnern des Projekts die Möglichkeit geben, ihre Sicht darzustellen. Ob diese das Angebot annehmen, ließ Erich Stubenrauch nach der Sitzung offen. "Das werden wir uns in Ruhe überlegen", sagte er gegenüber der Redaktion.