Nach der Betriebsversammlung jetzt im Mai kochte es in der Gerüchteküche: Ein Oligarch solle die Immobilie Gutenbergstraße 13 gekauft und ihre Erweiterung in das Naturschutzgebiet geplant haben. Verkäufer sei die Stadt Bamberg. Oder irgendeine Behörde des Freistaats Bayern würde in den bisherigen Standort der Telekom-Tochter T-Systems einziehen. Was ist an diesen Munkeleien dran?
Fakt ist zunächst, dass die ursprünglich von der Konzernleitung kommunizierte Schließung des Standortes zum 31. Dezember 2021 zum 1. Juli 2021 vorgezogen wird. „Wir sind schockiert, dass wir schon früher raus müssen!“ sagt etwa der 50-jährige IT-Fachmann Thomas Rübensaal als einer von 102 Betroffenen. Es erfülle ihn mit Wehmut, dass nach 20 Jahren „Bamberg so schnell aufgegeben wird“, bekennt der Lichtenfelser. Zwar werde niemand arbeitslos, da künftig mit den IT-Spezialisten der Standort Nürnberg oder Telearbeit von ihren Wohnorten aus für T-Systems vereinbart ist. Doch es würden hochqualifizierte Arbeitsplätze für Bamberg noch eher aufgegeben. Der Betriebsrat war gegenüber dieser Zeitung nicht zu einer Stellungnahme bereit, weil er seitens der Deutschen Telekom IT GmbH Betrieb Süd-Ost weiteren Druck befürchtet. Mehrere andere Telekomgesellschaften bleiben in der Gutenbergstraße 13, müssen aber intern umziehen.
Derzeit räumen Thomas Rübensaal und seine Kollegen ihre Büros in der Gutenbergstraße, trennen sich von Aktenordern und so manchem anderen, „weil in Nürnberg für jeden nur ein kleiner Spind zur Verfügung steht“. Rübensaal, verheirateter Familienvater von zwei Kindern, hat bei seinem Arbeitgeber Telearbeit beantragt, um sich den sonst werktäglich 100 Kilometer langen Anfahrtsweg von Lichtenfels nach Nürnberg in die Dieselstraße 43 zu ersparen.
Keine Auskunft über Eigentümer des Gebäudes
Zu den Gerüchten ergaben Recherchen Folgendes: Nach Auskunft des Bamberger Immobilienmanagements gehört der Gebäudekomplex Gutenbergstraße 13 nicht der Stadt. Aus Datenschutzgründen gebe es keine Auskunft darüber, wer der Eigentümer sei, so ein Sprecher des städtischen Amtes.
Zur Annahme, dass eine Behörde des Freistaates Bayern in die Gutenbergstraße 13 einziehe, erklärte das zuständige Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr auf Anfrage: „Diese Liegenschaft in Bamberg wurde für die Nutzung durch die Universität Bamberg zunächst nur besichtigt. Eine Entscheidung über eine mögliche Anmietung ist noch nicht gefallen.“
Die Telekom hat immer noch knapp 1000 Beschäftigte in Bamberg. Rund 240 Mitarbeiter verbleiben am Standort Gutenbergstraße.