„Tu was für andere und lern was dabei.“ Diese Aufforderung richten immer mehr Schulen an ihre Schülerinnen und Schüler – und die Lehrkräfte erleben dabei Erstaunliches. Welche Potenziale das sogenannte Service-Learning für Schüler und Schulen birgt, das zeigte ein Informationsabend des Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement Bayern (LBE) an der Heinrich-Thein-Berufsschule Haßfurt auf.
Initiiert worden war der Informationsabend von MdL Steffen Vogel. Der war bei einem Parlamentarischen Abend in München von den Ausführungen des LBE so begeistert, dass er die Information auch in den Landkreis Haßberge tragen wollte. Mit der Kooperation zwischen der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung und dem Mehrgenerationenhaus gebe es hier auch ein beispielhaftes Projekt, erläuterte Claudia Leitzmann vom LBE.
Landrat Wilhelm Schneider steht ausdrücklich hinter neuen Lehr- und Lernformen, die junge Menschen mit ehrenamtlichem Engagement in Kontakt bringt. „Denn die jungen Leute können so erfahren, dass sie es selbst in der Hand haben, ihr Lebensumfeld zu gestalten“, erklärte er im Rahmen der Veranstaltung. „Und das kann gar nicht zu früh beginnen“, ist er überzeugt. Er sei sehr dankbar für die vielen Projekte, die bereits an den Schulen liefen. Ein echtes Vorzeigeprojekt sei die Kooperation von Berufsfachschule und Mehrgenerationenhaus. „Theorie und Praxis werden hier gewinnbringend verbunden, der Lernende und die Gesellschaft gewinnen.“
Der Landrat betonte die Dimension ehrenamtlichen Engagements gerade im Landkreis Haßberge, die sich bei der Bewältigung des Flüchtlingszustroms wieder eindrucksvoll gezeigt habe. Dabei gebe der Ehrenamtliche nicht nur, er erfahre auch eine Bereicherung seiner Persönlichkeit. Service-Learning sei nun eine Facette, mit der sich auch der Lernort Schule öffnen könne.
Die Heinrich-Thein-Schule habe sich in ihr Profil geschrieben, dass sie nicht nur fachliche, sondern auch soziale Kompetenzen an ihre Schüler vermitteln wolle, betonte Schulleiterin Heidrun Görtler. Deshalb unterstütze die Schulleitung auch jedes in diese Richtung zielende Projekt.
Die Haßfurter Schülerinnen erläuterten dann ihre Rolle im Projekt „Alzheimer & You“, das gemeinsam mit dem MGH durchgeführt wird. Seit 2014 sind die Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule immer wieder im Mehrgenerationenhaus aktiv – sowohl mit dem „Gute-Laune-Frühstück“ im Offenen Treff als auch mit der Weihnachtswerkstatt im Rahmen von „Alzheimer & You“. Diese Zusammenkünfte organisiert das MGH regelmäßig für an Demenz Erkrankte und deren Angehörige. Und die Schülerinnen und Schüler beteiligen sich, indem sie mit den Senioren backen, basteln, singen und abschließend auch feiern.
Vorbehalte und viel Spaß
Natürlich hätten sie anfangs einige Vorbehalte gehabt. „Aber das hat dann viel Spaß gemacht“, bestätigten Nina, Jana und Jessica in ihrem Vortrag.
Die Leiterin des MGH, Gudrun Greger, bescheinigte den Schülerinnen und Schülern ein großartiges Engagement. Und sie freut sich, dass sich die Berufsfachschule auch im neuen MGH-Sprachcafé einbringen will. Dieses bietet einmal wöchentlich die Gelegenheit, Menschen mit Fluchthintergrund zu treffen und kennen zu lernen.
Fachbereichsleiterin Edeltrud Spiegel erklärte, dass durch die Einsätze im Mehrgenerationenhaus viele Aspekte des Lehrplans in der Berufsfachschule eingebracht, eingeübt und bewertet werden könnten. Denn ein wichtiger Punkt beim Service-Learning sei, dass die Projekte in den Lehrplan passten.
Doch da gebe es unendliche Möglichkeiten, bestätigten der Leiter des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums Bamberg, Michael Strehler, und Gudrun Reinders von der Gustav-Walle-Mittelschule Würzburg, die ebenfalls von ihren Projekten berichteten. Schon seit 15 Jahren praktiziert das Bamberger Gymnasium Service-Learning und engagiert sich in den unterschiedlichsten Bereichen, ob nun im Denkmalschutz oder in der Entwicklung von naturwissenschaftlichen Versuchsanordnungen für Bamberger Grundschulen. Ganz neue Potenziale setzten solche Projekte bei den Schülern frei, so beide Schulleiter. „Und das ist ja unser Erziehungsauftrag, kluge Schüler und mündige Bürger heranzubilden“, sagte Strehler.
Auch dem Schulprofil tue solch sichtbares Engagement gut. Man habe als althumanistisches Gymnasium sogar steigende Anmeldezahlen verzeichnen können, erzählte er.
Von einem „ganz neuen Geist“ in der Schule berichtete Gudrun Reinders, die gerade die erste Projektphase abschloss und sich dabei auf die naturwissenschaftlichen Fächer bezogen hatte. So wird in Kooperation mit einem benachbarten Kindergarten ein Wasserspielplatz entstehen. Die älteren Schüler packten mit „Genussmittel und Drogen“ ein heikles Thema an und kooperierten mit der Kontaktstelle „Underground“ am Würzburger Bahnhof.