„Wenn Paare trotz größter Sehnsucht und aller moderner, medizinischer Kinderwunschbehandlungen kein Kind bekommen können, müssen sie mit Unverständnis, Vorverurteilungen und Mitleid rechnen. Sie vereinsamen zunehmend und es fehlt ihnen vor allen an psychischer Begleitung“, sagt Franziska Ferber aus Planegg bei München, die all dies erlebt hat. Aus ihren Erfahrungen heraus hat sie das Buch „Unsere Glückszahl ist die Zwei“ geschrieben und hilft heute Paaren in einer ähnlichen Situation als Kinderwunsch Coach.
Auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär (CSU) und der Vorsitzenden der Frauen Union Haßberge, Helga Schumacher, las Ferber im Mehrgenerationenhaus aus ihrem Buch, erzählte aus ihrem Leben und beantwortete Fragen. „Mir war es wichtig, dieses Thema zu präsentieren, denn es ist immer noch ein Tabuthema“, sagte Dorothee Bär, die Franziska Ferber seit 16 Jahren kennt; unter anderem aus deren Tätigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit für die CSU-Landesleitung in München sowie als ihre Büroleiterin in der Zeit als stellvertretende Generalsekretärin der CSU. „Auch ich erlebe in meinen Sprechstunden, dass Paaren mit Kinderwunsch eine emotionale Unterstützung fehlt, und ich möchte allen Mut machen, sich professionelle Hilfe zu suchen.“
Franziska Ferber berichtete, wie sie sich mit ihrem Mann jahrelang in der Kinderwunschklinik befand und keine für sie passende psychologische Unterstützung fand. Mühevoll, aber erfolgreich habe sie sich schließlich vom Wunsch nach einem Kind verabschiedet und führe heute ein „kindloses, aber nicht freudloses Leben“. „Zunächst konnte ich nicht damit umgehen, kein Kind zu bekommen. Auch fiel es mir ziemlich schwer, mich in dieser Lebensphase in der Öffentlichkeit, auf Feiern und Partys oder innerhalb der Familie zu bewegen, denn das Thema Kinder, Schwangerschaft und Kinderwunsch ist unausweichlich und konfrontiert einen immer wieder mit der eigenen unerfüllten Sehnsucht und damit dem eigenen Leid“, sagte sie. „Bei den anderen ging es immer um Zuwachs: ein Haus, ein Kind und ein größeres Auto. Bei mir hingegen ging es immer nur um den Mangel, kein Kind zu bekommen.“ In dieser Phase vereinsame man, weil der Schmerz so groß werde, dass man keine gut gemeinten Ratschläge wie „Entspannt Euch doch einfach mal“, „Es gibt jetzt ein neues Mittel“ oder „Jetzt klappt?s bestimmt“ mehr ertragen könne. Bis zu sechs Millionen Menschen seien von dem Thema betroffen, aber niemand rede darüber.
Auch werde im Biologieunterricht in der Schule immer über Verhütung gesprochen, aber nicht darüber, dass die Möglichkeit, schwanger zu werden, mit zunehmendem Alter stetig abnehme. So liege die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres schwanger zu werden, zwischen 20 und 24 Jahren bei 80 Prozent, während sie bei 35- bis 39-jährigen Frauen nur noch rund 50 Prozent betrage und dann weiter abnehme. Ferber berichtete von vielen Schwierigkeiten während der Kinderwunschbehandlung, von den hohen Kosten, von der Frage, wie weit sie mit der medizinischen Behandlung gehen sollte, und von den vielen Enttäuschungen. Sie habe Mut gebraucht, um das Buch zu schreiben. Doch sie wolle anderen Paaren Unterstützung bieten und habe sich 2014 als Coach für Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch selbstständig gemacht.
So bietet sie auf ihrer Internetseite www.kindersehnsucht.de professionelle Hilfe an.
Sie selbst hat irgendwann akzeptiert, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu bekommen, minimal ist, und sich damit beschäftigt, wie andere Menschen Krisen bewältigt haben. „Ich habe viel ausprobiert und mich ein Stück weit selbst mit meinen positiven Eigenschaften wie Disziplin, Fleiß, Ordnung und Konsequenz herausgekämpft“, teilte sie mit. „Wobei mir der Spruch: ,Das Glück liegt in den kleinen Dingen‘ geholfen hat und für mich jeden Tag ein neuer Impuls ist.“
In ihrer Beratung schaue sie, wo die Stärken eines Menschen lägen und wie er diese für sich nutzen könne. Denjenigen, die in ihrem Freundeskreis Paare ohne Kinder hätten, riet sie: „Fragen sie nicht danach, geben Sie keine guten Ratschläge, fragen Sie lieber: Wie geht?s Dir? Was könnte Dir helfen?“ Den Paaren mit Kinderwunsch wiederum empfahl sie, mit anderen darüber zu reden. „Wenn Sie nicht wenigstens ein paar vertrauten Mitmenschen die Wahrheit erzählen, müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie sich irgendwann einsam fühlen!“
In der Diskussion mit den Zuhörern, darunter zwei Frauen und ein Mann in der Kinderwunschbehandlung, wurde deutlich, dass dieses Thema immens wichtig und belastend ist. Die Betroffenen beklagten, dass psychologische Hilfe nur sehr schwer zu bekommen sei und auch nicht von den Krankenkassen übernommen werde. Dazu teilte Franziska Ferber mit, dass sie auf ihrer Internetseite viele Tipps und Tricks kostenlos zugänglich gemacht habe. Am Ende dankten Dorothee Bär und Helga Schumacher der Autorin für ihren Besuch mit einigen kulinarischen Köstlichkeiten aus der Region.