Ein spannender Krimi, schöne Papeterie oder ein unterhaltsames Brettspiel: Wer auf der Suche nach einem neuen Buch oder dem passenden Geschenk ist, der wird zumeist bei Ursula Gräbe fündig. Die 60-Jährige ist die Inhaberin der Leseinsel Ebern, der einzigen Buchhandlung der Stadt. Für ihre Kundinnen und Kunden hat die sympathische Frau meist den richtigen Ratschlag parat. Doch sie selbst steht vor einem Problem.
Bisher keinen Nachfolger gefunden
Die Buchhändlerin will nicht aufhören. Aber sie müsste. Aufgrund von gesundheitlichen Problemen sucht sie schon seit geraumer Zeit einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin. Sie habe Anzeigen geschaltet, in den Berufsschulen der Buchhändler Bescheid gegeben und ihre Vertreter informiert. "Ich bin ja gut vernetzt", sagt Gräbe. Doch die Suche blieb bislang erfolglos, denn gefunden hat sie bisher noch niemanden, der in ihre Fußstapfen tritt.

Bereits vor drei Jahren startete die Frau aus Reckendorf einen Versuch. Doch der kam damals bei den Ebernerinnen und Ebernern falsch an, berichtet sie. Auch in den vergangenen Wochen sei in der ehemaligen Kreisstadt erneut das Gerücht umgegangen, dass die Buchhandlung dicht macht. "Aber ich will nicht schließen", erklärt Gräbe im Gespräch mit der Redaktion. "Ich habe viel Herzblut in den Laden gesteckt. Es wäre schade für Ebern, wenn es die Leseinsel nicht mehr gibt."
Seit 2003 eine feste Größe in Ebern
Gräbes Buchhandlung ist in Ebern in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe geworden. Seit bald zwei Jahrzehnten gibt es die Leseinsel in der Kapellenstraße. Bevor Gräbe den Laden im Mai 2003 eröffnete, war sie als Vertreterin für Schulbücher an den Schulen in Bamberg und Ebern unterwegs. Auch heute noch liefert sie ihnen die passende Literatur.

"Knapp 28 Quadratmeter Ladenfläche hatten wir damals", erinnert sich die Buchhändlerin. Schnell sei klar gewesen: Der Platz reicht nicht aus. Mit Sack und Pack zog Gräbe zwei Jahre später direkt gegenüber ein. Das ehemalige Geschäft von Elektro Einwag, dort, wo sich heute der City Döner befindet, stand seinerzeit leer. Zeitgleich begann der Umbau des alten Ladens.

"Wir haben die Bücher damals einfach nur über die Straße getragen", erinnert sie sich. "Das war super." 2007 ging es für Gräbe und ihr Team dann zurück in die Räume des ehemaligen Domizils – seit dem Umbau sind diese mehr als doppelt so groß. Unterstützt wird die 60-Jährige aktuell von vier Mitarbeiterinnen, in Teilzeit und in Vollzeit. Den Laden übernehmen könne jedoch keine von ihnen, berichtet die Geschäftsfrau. Kinder und Familienplanung kämen dazwischen.
Lieber der lokale Einzelhandel als Amazon
Das Geschäft laufe gut, sagt Gräbe. Besonders freue sie sich über jüngere Kundinnen und Kunden, die mit ihren Bücherwünschen zu ihr in den Laden kommen, statt bei Online-Händlern zu bestellen. Gerade in den letzten zwei Jahren, in Zeiten von Lockdowns, Ladenschließungen und hohen Inzidenzen, habe die Geschäftsfrau enorme Unterstützung aus der Bevölkerung bekommen.

Ihre Kundschaft komme nicht nur aus Ebern, sondern nehme auch den Weg aus Maroldsweisach, dem Itzgrund, aus Kirchlauter oder Baunach auf sich. Das kommt nicht von ungefähr. Gräbe hat neben dem normalen Tagesgeschäft in den vergangenen Jahren vieles unternommen, um ihrer Kundschaft die Liebe zur Literatur näherzubringen.
Ob Leseabende im Laden, Lesungen an Schulen, Krimiveranstaltungen mit fränkischen Autoren oder Ausflüge zu den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt – die Liste an Veranstaltungen, die Gräbe aufzählt, ist lang. "Es wird aber weniger, weil ich einfach nicht mehr so viel stemmen kann", gesteht die 60-Jährige.

Wie aber geht es nun weiter mit dem Buchladen? "Die Leseinsel ist mein Kind", sagt die Buchhändlerin. Ihre Arbeit sei für sie kein normaler Beruf, sondern ihre Berufung. "Ich will das nicht einfach wegwerfen." Sie hofft, dass sich bald jemand findet, der ihr Geschäft übernimmt. Sonst werde sie weiterarbeiten, auch wenn es ihrer Gesundheit nicht guttut.
Mehr Zeit für die Familie – die eigenen Kinder und ihre Enkelkinder – das fände Gräbe schön. Und Urlaub. Der sei in den letzten Jahren zu kurz gekommen. Interessenten habe es zwar schon gegeben. Doch gepasst hätte es bisher nie.
"Ich will später ja auch irgendwo meine Bücher kaufen können."
Ursula Gräbe, Inhaberin der Leseinsel Ebern
Dabei müssten Interessenten lange kein Millionär sein, um das Geschäft zu übernehmen. "Das ist bezahlbar", versichert Gräbe. Wichtig sei ihr, dass die Übergabe an jemanden erfolgt, "der weiß, wie der Laden läuft", sagt die Geschäftsfrau und schmunzelt. "Ich will später ja auch irgendwo meine Bücher kaufen können."
