Vor Jahr und Tag haben die Kommunen Aufgaben ausgelagert, die zu personal- oder kostenintensiv waren. Der Zweckverband Tierkörperverwertung Unterfranken (TKVU) vollzieht jetzt den umgekehrten Schritt. Die Aufgabe für das Abholen von toten Tieren und tierischen Nebenprodukten hatte man an ein Fuhrunternehmen vergeben.
Der Vertrag lief in diesem Jahr aus, aber bei der Neuausschreibung, so der Bad Kissinger Landrat Thomas Bold, hätten sich so heftige Erhöhungen ergeben, dass die Gebühren des Zweckverbandes drastisch angestiegen wären. Das wollten die Verbandsmitglieder vermeiden.
Folglich sind sie in einer Versammlung im September zum Ergebnis gekommen, dass der Zweckverband die Abholung der Tierkadaver und Schlachtabfälle wieder selbst in die Hand nimmt. Und weil die Geschäftsstelle des Zweckverbands in Bad Kissingen und der dortige Landrat immer der Vorsitzende ist, wurde die Aufgabe, das alles zu organisieren, nach Bad Kissingen gegeben.
„Wir haben uns nicht drum gerissen und es war schon ein ziemlicher Kraftakt“, hat Landrat Bold die Aufgaben der vergangenen vier Monate beschrieben. Aber er sagte auch, dass er „die Rekommunalisierung der Transportleistungen für einen wichtigen Schritt“ halte, „um die Gebühren für unsere Kunden auch langfristig auf einem bezahlbaren Niveau halten zu können“.
Bis 1. Januar 2017
Bis zum 1. Januar muss jetzt alles stehen. Das bedeutete für die Arbeit der vergangenen Monate für Bold und seine Mitarbeiter, insbesondere für TKVU-Geschäftsführer Christian Metz: Spezialfahrzeuge anschaffen, sechs an der Zahl, Fahrer und einen Disponenten einstellen, die Systeme und Logistik einrichten.
Spezialfahrzeuge für den Transport von Tierkadavern und Schlachtabfällen gibt es nicht wie Sand am Meer. 20 Jahre laufen solche Lkw in der Regel, entsprechend knapp ist das Angebot, das man auf diesem Markt findet.
Aber: Zwei gebrauchte Lkw hat der Verband im Herbst gefunden und angeschafft (Kosten: 60 000 Euro), dazu zwei neue geleast, zwei andere gemietet und zwei neue bestellt. Dazu wurden Fahrer und ein Disponent eingestellt. So ist gewährleistet, so Thomas Bold und TKVU-Geschäftsführer Christian Metz, dass der Zweckverband zum 1. Januar 2017 seine Aufgaben in vollem Umfang erfüllen kann.
Die Aufgabe, die Tierkadaver und Schlachtabfälle in einem sehr großen Zuständigkeitsbereich – in der Stadt und im Landkreis Schweinfurt, in Stadt und Landkreis Würzburg sowie für die Landkreise Bad Kissingen, Kitzingen, Haßberge, Main-Spessart und Rhön-Grabfeld – einzusammeln, wird über fünf feste Touren erfüllt. Man denkt sogar über eine sechste nach. Regelmäßig angefahren werden Metzger und Schlachthöfe, Jäger, Tierärzte, Tierheime und Privathaushalte, die zu Kunden des TKVU gehören. Angefordert werden die Leistung des Zweckverbands auch von Landwirten mit Mastbetrieben, wo Tiere verenden, die entsorgt werden müssen.
6500 Tonnen
Im Bereich des TKVU fielen im Jahr 2015 insgesamt 4200 Tonnen Tierkörper und 2300 Tonnen Tierkörperteile an. Sie wurden – und werden auch künftig – im Verarbeitungsbetrieb für tierische Nebenprodukte (VTN) in Walsdorf (Lkr. Bamberg) entsorgt. Für die TKVU-Kunden ergeben sich aus der Umstellung zum 1. Januar keine großen Änderungen. Die Auftragsannahme erfolgt weiterhin über den Verarbeitungsbetrieb tierische Nebenprodukte (VTN) Walsdorf, die Abrechnung über den Zweckverband Tierkörperbeseitigung Nordbayern (TBN).
Die Kunden erhalten also wie gewohnt ihre Gebührenbescheide. Allerdings werden diese zukünftig den Briefkopf des TBN und nicht des TKVU tragen. Die Gebühren fließen weiter in voller Höhe an den Zweckverband in Unterfranken.