Wenige Monate nach seinem 70-jährigen Priesterjubiläum ist der gebürtige Westheimer Pfarrer Wolfgang Stettler am 6. Januar im Alter von 94 Jahren gestorben. Stettler wurde 1930 in Westheim, heute der Gemeinde Knetzgau zugehörig, geboren. Insgesamt zählte die Familie acht Kinder, Wolfgang hatte zwei ältere und fünf jüngere Geschwister. "Wohlbehütet" fühlte er sich als Kind und Jugendlicher in seiner Familie, die "mit Gott tief verwurzelt" war, wie er es erst vor einigen Wochen in einem Interview mit der Redaktion formuliert hatte.
Von der Kindheit in Westheim bis zur Priesterweihe in Würzburg
800 Einwohnerinnen und Einwohner zählte Westheim damals, und es war, wie Stettler es erlebte, eine Dorfgemeinschaft, in welcher katholische, evangelische und jüdische Gläubige friedfertig miteinander umzugehen wussten. Seinem Vater, von Beruf Landarzt, stand in dem Dorf jede Tür offen. Als Grundschüler hatte er eine Lehrerin, die den Gedanken des NS-Regimes keinen Raum gab.

Bescheidenheit, Toleranz und Zuversicht waren Werte, die Stettler in seiner Familie, in der Dorfgemeinschaft und in der Schule vermittelt wurden und prägend für seinen weiteren Lebensweg werden sollten. Verständigung wurde und blieb sein großes Thema.
Nach dem Abitur nahm Stettler ein Theologiestudium auf. Am 18. Juli 1954 weihte ihn Bischof Dr. Julius Döpfner in Würzburg zum Priester. Er wurde Kaplan in Lohr am Main und Lehrer an der dortigen Berufsschule. Stettler übernahm die Aufgabe des Dekanatsjugendseelsorgers und engagierte sich in der Diözesanleitung der Christlichen Arbeiterjugend.
Partenstein, Schweinfurt, Kanada als weitere Lebensstationen
1963 wurde er Pfarrer in Partenstein und stand in der Verantwortung, als ein Kindergarten und eine Schwesternstation eingerichtet wurden. Ihm, der stets die Verständigung und die Ökumene im Herzen trug, oblag es, Brücken zwischen zerstrittenen evangelischen und katholischen Christen zu bauen. Was ihm gelang. Er erhielt den inoffiziellen Titel: "Friedenstifter von Partenstein".
Dann zog es ihn in den Schuldienst zurück. Ab 1969 gab er Religionsunterricht am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt. 1976 wurde er Oberstudienrat, von 1982 bis 1990 war er Personalratsvorsitzender. 1988 folgte außerdem die Beförderung zum Studiendirektor. 1994 in den Ruhestand versetzt wandte Stettler sich der Ausbildung und Begleitung von Ständigen Diakonen und Wortgottesdienstleitern zu und half in der Pfarreiengemeinschaft Theres in der Seelsorge mit.
2001 siedelte er für ein Jahr nach Kanada über und wurde Seelsorger einer deutschen Gemeinde in der Stadt Hamilton in der Provinz Ontario. Seit 2014 lebte er, gemeinsam mit seinem Bruder und zwei Schwestern, im Seniorenzentrum Sankt Thekla in Würzburg. Er half weiterhin in der Seelsorge im Theklaheim und blieb auch in der Pfarreiengemeinschaft Theres aktiv.
Beisetzung am 15. Januar in Westheim
Die Fäden zu seinem Geburtsort rissen nie. Mit Christine Kober, Mitglied im Pfarrgemeinderat, hatte er regelmäßigen Kontakt. Am 22. September 2024 feierte Stettler in Westheim sein 70. Priesterjubiläum. Circa 150 Besucherinnen und Besucher nahmen an dem Gottesdienst teil.

Der Jubilar war beseelt: Es sei eine "Gnade, hier wiederum stehen zu dürfen". Stettler lobte und dankte Gott. Später plauschte er glückselig mit dem 92-jährigen Protestanten Gerhard Hagenbucher, einem Nachbarn und Freund seit jüngster Kindheit.
Seine letzte Ruhe findet Wolfgang Stettler nun auf dem Friedhof in Westheim. Am Mittwoch, 15. Januar, gibt es in der Kirche um 14.30 Uhr das Requiem, anschließend erfolgt die Beisetzung.