An diesem Abend sollten im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Ebern Ziele für die Städteentwicklung definiert werden, um danach Stadtumbaumaßnahmen in die Wege zu leiten. So erklärten die beiden Fachplanerinnen Sylvia Haines und Yvonne Slanz, was das Ziel der Bürgerwerkstatt im alten Eberner Rathaus mit rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war. "Mittel der Städtebauförderung sollen erschlossen und Sanierungsmöglichkeiten mit einbezogen werden", sagte Haines. All dies könne in einer Handlungsleitlinie für die kommenden 15 Jahre münden.
Dem Abend vorausgegangen waren einschlägige Abfragen am Kirchweihtag, eine Eigentümerbeteiligung mittels Fragebogen in der Altstadt und zwei öffentliche Stadtrundgänge mit je circa 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Hieraus nahmen die Fachplanerinnen schon erste Erkenntnisse mit.
Was demnach den Reiz des Stadtlebens ausmache, seien beispielsweise die schönen Gebäude der Altstadt, das bürgerliche Engagement, die Naherholungsmöglichkeiten, der Biergarten und das Altstadtfest, das Freibad und die Eiswiese im Winter. Welches Bild von Ebern bereits heute nach außen getragen wird, hierzu zählten die Referentinnen Beispiele auf: "Kleinod in den fränkischen Haßbergen", "Tor zum Deutschen Burgenwínkel", "Frankens schönstes Kegelspiel", "Fair Trade Stadt Ebern", "Ebern, Marktplatz der biologischen Vielfalt" und "Ebern, charmant und authentisch fränkisch".
90 Minuten lang wurden die Ideen der Bürgerinnen und Bürger aufgenommen und notiert. Anton Gerstenkorn, Christian Raehse und Claudia Kühnel stellten sie anschließend vor. Eine Innenstadt sollte es werden, die alle Mobilitätsteilnehmer gleichstellt, über mehr Grün verfügt, durch rollstuhlgeeignete Gehwege eine entschleunigte Lebensweise zulässt und die Kommunikation innerhalb der Bürgerschaft fördert. Kühnel sagte dazu: "Daheim quatscht einen nur der Fernseher an." Auch eine Reduzierung der Leerstände sowie eine Belebung der Häuser durch Gastronomie und Einzelhandel wurden angemahnt.

Freizeitangebote und Tourismusförderung stünden unter dem Ziel der Nachhaltigkeit, führte Kühnel fort. Man solle in alle Richtungen denken.
Die Pflege und Fortentwicklung des Anlagerings läge den Bürgerinnen und Bürgern am Herzen, weiterhin könnten Ruhebänke dem Kommunikationsbedarf entgegenkommen, das Schwimmbad solle unbedingt erhalten bleiben. Tourismusangebote seien ein großes Thema, per Apps könne auch dem digital bewanderten Gast das Zurechtkommen in der Stadt erleichtert werden.
Die Verkehrsmittel sollten das Erreichen der Nachbarstädte Haßfurt, Bamberg und Coburg erleichtern, über Ruftaxis sei nachzudenken. Gefördert werden sollte der Fahrradverkehr, Parkplätze für Autos sollten dafür aus der Stadt heraus verlagert werden. Über all dem schwebte das Thema Klimawandel, Hochwasser gebe immer wieder Anlass zur Sorge. Auch hierzu wäre ein tragfähiges Konzept vonnöten.

Haines und Slanz nahmen die Anregungen in ihrer Fülle mit auf den Heimweg. Sie versuchen nun, die Ziele zu priorisieren und auf Machbarkeit hin zu überprüfen, und werden dem Stadtrat den Entwurf eines Konzeptes vorstellen.
Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) blickte im anschließenden Gespräch mit der Redaktion zufrieden auf den Abend zurück: "Heute waren viele Multiplikatoren aus den Vereinen, Firmen und Sozialverbänden zugegen, viele Ideen wurden eingebracht und einer Priorisierung unterworfen, nun können wir Ziele ableiten und das Erforderliche anpacken." Die Planungsmaßnahmen sollen nun bis Ende des Jahre abgeschlossen sein und anschließend im Rahmen einer Bürgerversammlung präsentiert werden.
Initiator der Bürgerwerkstatt ist die Stadt Ebern. Finanziell unterstützt wird das Projekt durch Mittel der Städtebauförderung. Übergeordnetes Ziel all dieser Maßnahmen sei es, die Lebensqualität in Ebern zu erhalten und zu fördern, die Altstadt zu sanieren und in ihrer Qualität weiter zu stärken, den Tourismus zu fördern, und eine hohe Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger in der Stadt langfristig zu sichern. Die Stadt Ebern hat zwei Büros mit der Umsetzung beauftragt: "Haines-Leger Architekten und Stadtplaner BDA" aus Würzburg sowie "transform" aus Bamberg. Von diesen beiden Firmen kommen die Projektleiterinnen Sylvia Haines und Yvonne Slanz.
Die Redaktion befragte am Rand der Veranstaltung die beiden Referentinnen, was für sie den besonderen Charme von Ebern ausmache. Für Haines sind dies der Anlagering, die intakte Altstadt und der Marktplatz. Slanz meinte, als Besonderheit würde der Standortfaktor Naturraum einladen, gerne hier zu wohnen. Besonderheiten seien das Engagement für Biodiversität, die Initiative zur Pflege der Streuobstwiesen und die Wertschätzung der alten Birnensorten. Der Truppenübungsplatz habe eine hervorragende Entwicklung genommen.