Vor wenigen Sekunden war er noch im fernen Australien, auf seinem Laptop hat er Hunderte von Bildern und die vergangenen Monate werden im Schnelldurchlauf noch einmal lebendig, wenn er durch die Bilderserien jagt. Philipp Dornbergers Augen leuchten richtig, wenn er im idyllischen Garten in Lendershausen von den vergangenen zwei Jahren berichtet: „Australien ist etwas ganz besonderes“. Ein tolles Land und vor allem: Die Leute sind so aufgeschlossen. Land und Leute stecken an, etwas zu leisten und weiter voranzukommen.
Vor zwei Jahren ging Philipp Dornberger nach Australien. Zwei Studiengänge absolvierte er dort erfolgreich, zuletzt den akademischen Abschluss „Bachelor of Business in Tourism and Hospitality“ an der Uni in Sydney. Völlig anders als Studiengänge in Deutschland war die Ausbildung dort: Die Dozenten stehen allesamt mitten im Arbeitsleben. praxisnah ist der Unterricht, nicht von Theorie überladen. Und was er als besonders bemerkenswert empfand: Viel Raum wurde den Studenten gelassen, um eigene Kreativität entfalten zu können.
Neu Gelerntes und seine inzwischen reiche Erfahrung konnte er dann zur Finanzierung des Australien-Aufenthalts einbringen: Im Park Hyatt, einem 5 Sterne-Restaurant und einer der besten Adressen in Sydney, verdiente er sich Geld für das Studium.
In besten Adressen hat Philipp Dornberger in den vergangenen Jahren Erfahrung gesammelt. So war er zuvor Chef de Rang im Restaurant des Dorchester Hotels in London, einem 5-Sterne Deluxe-Haus. Anschließend war er Projekt-Manager in diesem Hotel, als es darum ging, einen Image-Wechsel des ehrwürdigen Hauses zu vollziehen. Auch 5-Sterne-Gastronomie auf hoher See lernte er kennen – als Commis de Rang auf der MS Europa. In die gastronomische Königsklasse war er zuvor schon in Berlin vorgedrungen: im Gourmet-Restaurant „Lorenz Adlon“, welches sich im ehrwürdigen Hotel Adlon befindet. Kategorie: 5-Sterne-Deluxe.
Aber Sterne sind für Philipp Dornberger erst einmal nicht ausschlaggebend, sondern viel wichtiger ist die Einstellung der Menschen, die im Dienstleistungsgewerbe arbeiten. So erinnert er sich noch genauso gerne an das Landhotel in Ostheim vor der Rhön zurück, wo seine Ausbildung zum Hotelfachmann begann. Dort hat er vieles gelernt, das ihm heute noch wichtig ist: Es gibt nicht nur schwarz-weiß – man muss auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden eingehen. Und dies ist das, was für ihn den eigentlichen Reiz an seinem Beruf ausmacht: „Dienstleistung richtig machen, das ist für mich das Schönste überhaupt.“
Umso mehr fühlte er sich vor den Kopf gestoßen, als er sich nach der Rückkehr aus Australien bei der Agentur für Arbeit arbeitssuchend meldete. Dort wurde ihm angeboten, im Tierheim Hunde auszuführen, berichtet er und kann nicht verstehen, warum er, nach zwei Jahren Auslandsaufenthalt eingestuft in Hartz IV, von der Qualifikation her „nicht besser als Ein-Euro-Jobber in einem gastronomischen Betrieb hätte eingesetzt werden können.“ Auch wenn er eigentlich Hunde gerne ausführt – Philipp Dornberger verzichtete auf die weitere Dienstleistung der Agentur, bewarb sich auf eigene Faust und ist nun seit Monatsbeginn Produkt-Manager bei der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, die für das landesweite touristische Marketing des Bundeslandes zuständig ist.
Zu Philipp Dornbergers Aufgabengebiet gehört die Beratung der rund 5000 gastronomischen Betriebe. In Zusammenarbeit unter anderem mit dem Wirtschaftsministerium des Landes und dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband stellt er den Gastronomie-Betrieben Infos bereit, vermittelt Qualifizierungsmaßnahmen und unterstützt die Qualitätsförderung, berichtet er.
Hilfreich in seinem neuen Job ist für ihn dabei bestimmt auch etwas, was er neben vielen Bildern und Erinnerungen ebenfalls aus Australien mitgebracht hat: „Wenn es gilt, eine Sache zu erledigen, dann steht nicht das Problem im Mittelpunkt, sondern die Lösung.“