"Die Druckgrafik ist für mich ein Mittel zur Erlangung eines höheren Ausdrucks. Ich will die Dinge so zeigen, wie man sie auch sehen könnte. Ausschnitte sind für mich genauso wichtig wie das Ganze. Etwas Negatives muss nicht negativ sein, sondern kann die gleiche Schönheit haben wie das Positive und Einzelnes kann durch Vervielfältigung gewinnen." Diese Idee steckt hinter dem künstlerischen Schaffen von Dieter Kraft, der im Rahmen einer Ausstellung in der "Galerie an der Stadtmauer" in Eltmann Einblick in seine Fotogravuren und Radierungen gibt.
Kraft ist gebürtiger Würzburger, machte 1963 Abitur und studierte bis 1966 an der Pädagogischen Hochschule in Würzburg Lehramt. In dieser Zeit entstanden erste Versuche in der Aquarellmalerei sowie Linoldrucke und Holzschnitte. Gleichzeitig fertigte er Bühnenbildentwürfe für Aufführungen der Studiobühne und des "American Post Soldier Theatre".
Mit der ersten eigenen Kamera entdeckte er die Liebe zur Fotografie und richtete sich eine Dunkelkammer im Keller ein. Damit konnte er Fotos so bearbeiten, dass sie nicht nur ein realistisches Abbild der Wirklichkeit wiedergaben. Sie wurden verändert, bis sie aussahen, wie sie der Fotograf sehen will oder möchte, dass ein fremder Betrachter sie sehen soll.
Schon damals spielte Kraft mit Farbe und Form. Unwichtiges wird weggelassen, Wichtiges hervorgehoben, Positives negativ dargestellt und umgekehrt. In einer Ausstellung mit der Töpferin Elisabeth Freye im Bootshaus am Wannsee in Kladow zeigte er erstmals seine Fotos. Dann folgte eine schöpferische Pause, die künstlerische Kreativität von Dieter Kraft beschränkte sich vorwiegend auf den Kunstunterricht an der Hauptschule Ebelsbach, wo er 40 Jahre lang unterrichtete und zuletzt Schulleiter war.
Liebe zur Fotografie verbindet sich mit Interesse an Druckgrafik
Zum Ende seines beruflichen Lebens verspürte er, wieder stärker die Lust zu künstlerischem Schaffen. 1996 wurde er Mitglied der Radierwerkstatt Schweinfurt. Im Jahr 2000 zeigte er seine erste Einzelausstellung "Reflexionen – Bilder zur Ausstellung des polnischen Künstlers Mitoraj".
Krafts Liebe zur Fotografie verband sich immer mehr mit dem Interesse an der Druckgrafik. Er erlernte alle Techniken des Tiefdrucks wie Kaltnadelradierung, Ätzradierung, Mezzotinto, die Weichgrundätzung "Verni mous" und die klassische Farbradierung von drei oder noch mehr Platten. In den vergangenen Jahren beschäftigte er sich vorwiegend mit der Fotogravüre, einer Weiterentwicklung der Heliogravüre. Diese wurde im frühen 20. Jahrhundert zum Vervielfältigen von Fotos benutzt. Das Bild wurde damit zur Massenware.
Nicht so bei Kraft: An dieser Stelle kommt nämlich das ins Spiel, was er mit den vom ihm aus den Fotos entwickelten Druckplatten macht – einen Akt der Manipulation und Verfremdung. Bei ihm werden aus dem, was wir als Massenerzeugnis kennen, Originale, weil er die Platten vor dem Druck verändert und verfremdet. So entstehen Farbunikate.
Ein Technikfreak, der das Handwerk spielerisch beherrscht
Das darf man sich so vorstellen: Am Anfang steht ein Bild, etwa eine Zeichnung, ein Gemälde oder ein Foto. Dieses Motiv überträgt Kraft schwarz-weiß auf eine Folie und diese Vorlage per UV-Licht auf eine lichtempfindliche Platte. Ist diese entwickelt, gehärtet und getrocknet, können erste Probedrucke erstellt werden. Kraft überarbeitet sie meist noch, indem er zum Beispiel Konturen verstärkt, Unwichtiges weglässt oder Ausschnitte festlegt. Dabei kann Kraft seiner Fantasie freien Lauf lassen. Er experimentiert gerne und ist in künstlerischer Hinsicht ein Technikfreak, der sein Handwerk spielerisch beherrscht.
Aus dem scheinbaren Massenprodukt Druckwerk entsteht eigenständige Kunst, weil es möglich ist, jeden Abzug für sich zu bearbeiten. "Die Aura, der Status des Originals, findet hierin seine Legitimation. Auch bekommen Krafts Arbeiten teilweise surreale Dimensionen. Durch das Überblenden, das Übereinanderdrucken von Platten entstehen rätselhafte Bildwelten", meint einer seiner Kollegen aus der Radierwerkstatt in Schweinfurt, wo sich die Künstler regelmäßig zur Ausübung ihres Hobbies und der Herstellung ihrer Arbeiten treffen.
Vernissage am 29. April in der "Galerie an der Stadtmauer" in Eltmann
"Da sind Steine im Wasser, darüber gerade noch erkennbar schattenhafte, menschliche Gestalten. Befinden sie sich unter Wasser oder bin ich es, der Betrachter, der aus dem Wasser heraus ins Freie schaut?" Das Rätsel wird nicht aufgelöst, bleibt nur als erspürbare Dimension dem Betrachter überlassen. "Es kommt nicht darauf an, ob die Bilder gefallen oder abstoßend wirken. Ich zeige, was ich empfinde, nicht was die Leute sehen wollen", sagt Künstler Kraft selbst dazu.
Am Freitag 29. April, findet um 19 Uhr die Vernissage zur Ausstellung "Kraftvoll" mit Bildern Dieter Krafts in der "Galerie an der Stadtmauer" in Eltmann statt. Dr. Udo Hobert spricht über die Arbeit des Künstlers und seine Werke. Zu sehen ist die Schau zu den Öffnungszeiten der Galerie Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils von 16 bis 22 Uhr.





