Rund 13 Jahre ist es her, dass Dr. Simon Herwerth und Dr. Christian Schmidt sich kennengelernt haben. Damals arbeiteten die beiden jungen Mediziner als Assistenzärzte in der Unfallchirurgie des Leopoldina-Krankenhauses in Schweinfurt – und wurden gute Freunde. So gut, dass sie jetzt zusammen eine Praxis übernommen haben.
"Das Entscheidende war er", sagt der heute 40-jährige Christian Schmidt mit Blick in Richtung seines 42-jährigen Kollegen Simon Herwerth und spricht scherzhaft von "Liebe auf den ersten Blick". Die gemeinsame Praxiseröffnung kommentiert er: "Es gab niemand anderen, mit dem ich mir das hätte vorstellen können." Seit Februar behandeln die beiden ihre Patientinnen und Patienten in ihrer orthopädischen Praxis in Haßfurt.
Neben der Praxis: Mannschaftsarzt beim DFB
Die Räume befinden sich über dem City Markt in der Oberen Vorstadt und waren bisher die orthopädische Praxis von Dr. Thomas Börner, der diese im Jahr 1998 gegründet hatte. "Ich bin sehr froh, dass ich Nachfolger gefunden habe", sagt der 67-Jährige, der weiterhin einen Tag pro Woche in der Praxis mitarbeitet. "Die Chemie hat gestimmt."

Ob dabei auch die gemeinsame Begeisterung für die Sportmedizin eine Rolle gespielt hat? Immerhin hatte Thomas Börner enge Verbindungen zum DFB und behandelte Fußballspieler. Und auch sein Praxisnachfolger Simon Herwerth betreut neben der Tätigkeit in der Praxis Sportler, unter anderem ist er Mannschaftsarzt einer U-Mannschaft des DFB sowie der Fußballer des FC Schweinfurt.
Die neuen Ärzte freuen sich über ihr "tolles Team"
Auch wenn sich Christian Schmidt und Simon Herwerth in Schweinfurt kennengelernt haben, haben beide eine Verbindung zu Haßfurt. Der verheiratete Familienvater Schmidt wohnt in Prappach, stammt ursprünglich aus Haßfurt und hat dort auch die letzten fünf Jahre am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) gearbeitet, wo er in der Orthopädie angestellt war.

Simon Herwerth wurde in Tübingen geboren und wohnt heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Schweinfurt. Seine Verbindung zu Haßfurt besteht unter anderem darin, dass die Kinder hier zur Schule gehen. Die letzten zwei Jahre hatte er nur noch einen Tag pro Woche im Leopoldina gearbeitet, als Oberarzt in der Zentralen Notaufnahme. In erster Linie war er in dieser Zeit als angestellter Arzt in einer orthopädischen Praxis in Bad Neustadt tätig. Dort sei der Wunsch nach einer eigenen Praxis gereift. Als er mitbekommen habe, dass Thomas Börner auf der Suche nach einem Nachfolger war, habe er bei diesem angefragt und Christian Schmidt mit ins Boot geholt.

Alleine hätte keiner von den beiden eine Praxis übernehmen wollen, sagen Schmidt und Herwerth übereinstimmend. Nicht nur die beiden Ärzte verstehen sich gut. Auch sonst hätten sie ein "tolles Team", betonen sie. Dazu gehören insgesamt neun Personen. Darunter sind Praxisvorgänger Thomas Börner, der weiterhin als Arzt mitarbeitet, und dessen Frau Cornelia. Die ist Apothekerin und arbeitet ebenfalls als Teilzeitkraft in der Praxis. Außerdem haben die neuen Ärzte zwei Medizinische Fachangestellte mitgebracht und ein paar weitere übernommen.
Große Veränderungen in der Praxis: Umbauten und neue Leistungen
Sowohl optisch als auch was die medizinischen Leistungen betrifft, hat sich in der Praxis einiges verändert. Unter anderem hat die Praxis jetzt eine Berufsgenossenschafts-Zulassung. Die Ärzte dürfen damit Schul-, Kindergarten- und Berufsunfälle behandeln. "Das braucht persönliche und räumliche Voraussetzungen", erklärt Herwerth. Dafür musste in der Praxis ein neuer Raum geschaffen werden.

Außerdem haben die Mediziner einiges an modernen Gerätschaften für die Praxis angeschafft, vom Ultraschall bis zum digitalen Röntgen. Auch sonst hat sich viel verändert, von einer neuen Empfangstheke im Eingangsbereich bis hin zu Wänden, die eingerissen werden mussten, beispielsweise um die Toilette mit einer breiteren Tür barrierefrei zu machen. Und die Fenster der Praxis haben sie neu gestaltet: Die sind nun im unteren Teil mit Milchglas verkleidet, oben ist der Blick nach draußen frei. Das soll die schöne Aussicht auf die nahegelegene Ritterkapelle ermöglichen, während gleichzeitig niemand von der Straße aus in die Behandlungsräume hineinschauen kann.
Alles in Eigenregie: Das Praxisteam hat mit angepackt
Für all diese Arbeiten war die Praxis im Januar geschlossen, bevor sie unter dem neuen Namen "OrthoTraumaHassfurt" wieder öffnete. "Wir haben alles in Eigenregie gemacht", berichtet Christian Schmidt. Dabei habe das Praxisteam mit angepackt, und auch aus der Familie und dem Freundeskreis der Ärzte sei viel Unterstützung gekommen. Unter anderem von Christian Schmidts Vater, der Maurer ist, oder von Thomas Maier, einem Freund der neuen Praxisinhaber. Der ist Finanzberater für Ärzte und hat mit den beiden die Projektplanung gemacht.

Neu ist auch das Logo der Praxis. Gestaltet hat es Christian Schmidts Schwester Anna-Lena. Die ist Kommunikationsdesignerin und hat sich außerdem um die Website sowie die Flyer für die neue Praxis gekümmert.

Die Werbung scheint funktioniert zu haben: "Wir hatten 160 Anrufe in der ersten Stunde", berichtet Simon Herwerth, und auch eine große Zahl an E-Mails sei in der Praxis angekommen. Einige Patientinnen und Patienten haben sie auch aus den Praxen mitgebracht, in denen sie vorher angestellt waren. "Viele sind eher persönlich orientiert als räumlich", betont Christian Schmidt. So gebe es durchaus Menschen, die bereit seien, weiter zu fahren, um sich von den Ärzten behandeln zu lassen, denen sie vertrauen.
Medizinische Versorgung im Landkreis: Wunsch nach einem weiteren Kassensitz
Ein Problem für Schmidt und Herwerth: Da die Vorgängerpraxis nur einen Arzt hatte, konnten sie auch nur einen Praxissitz kaufen, was die Zahl an Behandlungen reduziert, die sie durchführen dürfen. "Wir hätten gerne einen zweiten Sitz", betont Schmidt. "Sonst ist das auch für die Bevölkerung zu wenig."
Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) könnte das allerdings schwierig werden, denn offiziell gilt der Landkreis Haßberge sogar als überversorgt. Orthopäden und Chirurgen werden in deren Bedarfsplanung zu einer Gruppe zusammengefasst. Im Landkreis gebe es sechs Chirurgen und sieben Orthopäden, also insgesamt 13 Ärzte dieser Bedarfsgruppe, die sich acht Kassensitze teilen. Das entspricht laut KVB einem Versorgungsgrad von 133 Prozent.

Über ihr Leistungsspektrum informieren die Ärzte in einer Pressemitteilung. "Angeboten werden alle gängigen orthopädischen und unfallchirurgischen Untersuchungen und Behandlungen", heißt es dort. Außerdem würden "kleine Operationen am Bewegungsapparat oder auch der Haut" in Lokalanästhesie im praxiseigenen Eingriffsraum durchgeführt. Für Eingriffe, die unter Narkose erfolgen müssen, können sich Schmidt und Herwerth im Eberner Krankenhaus einmieten.
An IGeL-Leistungen – also Behandlungen, die Patientinnen und Patienten selbst zahlen müssen – biete die Praxis Behandlungen mit Hyaluronsäure, PRP (Eigenblut), Akupunktur, Dry Needling sowie ästhetische Behandlungen an, heißt es in der Pressemitteilung. Auch Sportmedizin sei in der Praxis ein großes Thema.