(gg) „Ich habe 60 Obstbäume gepflanzt, aber im Sommer keine einzige Biene gesehen. Das hat für mich den Ausschlag gegeben, mich für die Imkerei zu interessieren“, erzählt Bernd Hermann aus Schönbrunn. Ohne das Angebot als Probeimker wäre Hermann der Entschluss viel schwerer gefallen.
Hermann ist nicht allein: Vergangenes Jahr haben 32 Probeimker ein neues Hobby entdeckt, und heuer waren 31 Landkreis-Bürger – zwischen zehn und 68 Jahren – an der Bienenhaltung und dem Imkeramt auf Probe interessiert. Egal ob Polizist oder Ingenieur, Rentner, Fabrikarbeiter oder Hausfrau, das Interesse an der Imkerei wächst.
Froh über diese Entwicklung zeigte sich auch der Kreisvorsitzende Werner Hornung. Dies liege einerseits an den aktiven Imkervereinen, aber auch am Bayerischen Staat, der seit einigen Jahren für jeden neuen Imker 100 Euro an die Vereine gebe.
Bei dem neuen Imker, dem 44-jährigen Bernd Hermann, lebt damit aber auch ein Stück Tradition wieder auf, denn sein Großvater betrieb schon die Imkerei und in vielen Orten war in jedem zweiten Haus die Honigproduktion für den Hausgebrauch selbstverständlich.
Ganz anders bei Bernd Hermann und seiner Lebensgefährtin Carola Bahnmüller. „Die richtige Imkerei mit dem Ziel des Honigertrages lag nicht in unserem Interesse. Natürlich ist dies ein angenehmes Beiwerk. Für uns ist es das Naturerlebnis, man entwickelt einen ganz anderen Blick auf die Natur und hinterfragt Dinge wie die Farbe des Pollens oder, wo die Biene herkommt.“ Aber auch das muss man lernen und dabei helfen die 17 „Imkerpaten“, erfahrene Imker, die die Probeimker ausbilden.
Der Pate für Bernd Hermann ist der zweite Vorsitzende des Imkervereins Kirchlauter, Karl Schmitt, der seine Patenschaft folgendermaßen erläutert: „Die Bienen gehören im ersten Jahr zum Paten. Wenn ich mit meinen Bienen beschäftigt bin, kann mein Patenkind zuschauen, wir beide können uns gegenseitig ergänzen.“
Und auch sein Patenkind ist ganz begeistert von dieser Unterstützung. „Im ersten Jahr wurde ich von meinem Bienenpaten in Punkto Pflege ausgebildet. Im zweiten Jahr habe ich die Völker nun zu uns geholt. Aber auch jetzt steht er mir noch mit Rat und Tat zur Seite, denn es fallen einem ja immer neue Fragen ein.“
„Die Aktion war bisher ein riesiger Erfolg, denn nahezu alle Probeimker sind bei der Stange geblieben. Die Imkerei ist fast wie eine Droge. Man kommt nicht mehr davon los“, bestätigt Peter Kirchner. „Nur ein Jungimker hörte in unserem Verein auf, als er in ein Alter kam, wo andere Bienchen ihm wichtiger waren.“ Bernd Hermann, von Beruf Sozialarbeiter, ist „ganz angetan von dieser vorbildlichen Unterstützung durch die Imkervereine, die jedem Probeimker ein Volk und eine Beute kostenlos zur Verfügung stellen. Ohne diese Initialzündung würde es nicht funktionieren. Auch die Paten verrichten eine sehr aufwändige ehrenamtliche, wichtige Arbeit, denn auf ihr Wissen kann man nicht verzichten“. Kurz: „Die ganze Imkerei ist Sozialarbeit.“
Denn: Ohne Imker gäbe es bei uns keine Bienen mehr. Bienen nutzen der Allgemeinheit mehr als dem Imker. 90 Prozent des Bienennutzens ernten stille Nutzer in ihren Gärten, auf den Feldern und an ihren Bäumen.
Das war auch die Initialzündung für Bernd Hermann und seine Obstbäume. Mit Hilfe der Bestäubung durch seine Bienen erhofft er sich viel Obst, freut sich nebenbei über den Honig und dankt auch seinen Bienen mit einer vorgelagerten Bienenweide und einem Tränkbecken. Im Übrigen ist er nun wieder der einzige heimische Imker von Schönbrunn.
Was tut ein Probeimker?
Einsteigern wird ein Bienenvolk zur Verfügung gestellt. Von der Frühjahrspflege/Volkerweiterung/Mittelwandgaben/Schwarmverhinderung/Ablegerbildung bis zur Wintervorbereitung wird die Palette der Arbeiten am Bienenstock gemeinsam erledigt. Der Neuimker wird dabei vom Zugucker zum Imker. Natürlich gehört auch die Honigernte dazu und der Jahresertrag gehört dem Jungimker.