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Königsberg: Vor der Rente ins Tiny House umziehen: Martina Weber aus Königsberg hat es gewagt

Königsberg

Vor der Rente ins Tiny House umziehen: Martina Weber aus Königsberg hat es gewagt

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    Martina Weber aus Königsberg lebt künftig in einem kleinen Modulhaus.
    Martina Weber aus Königsberg lebt künftig in einem kleinen Modulhaus. Foto: Lukas Reinhardt

    Martina Weber steht in ihrem neuen Zuhause, das noch wenige Minuten zuvor wortwörtlich in der Luft hing. Ein Kran hatte ihr gerade einmal 17 Tonnen schweres Eigenheim - ein Tiny House - gleich im Ganzen auf das Grundstück gehoben. "Ist das nicht toll?", fragt die Königsbergerin fast ungläubig - und gibt sich sogleich selbst die Antwort: "Das ist der Hammer!" Hier will die 63-Jährige künftig leben, auf etwas mehr als 40 Quadratmetern.

    Ein Tag zuvor. Martina Weber hat den Bauplan ihres Mini-Modulhauses vor sich auf dem Tisch ausgebreitet. Zu diesem Zeitpunkt zeugen nur die bereits angelegten Punktfundamente auf dem Grundstück der Königsbergerin von dem, was bevorstehen wird. Die kleinen Betonquader sollen das Haus künftig tragen, das zwölf Meter lang und vier Meter breit sein wird. "Hier soll die Küche sein, dort das Bad", sagt sie und fährt mit dem Finger über das Papier. "Und das wird mein Schlafzimmer."

    Wohnfläche schrumpft deutlich

    So viel Platz, wie sie es bislang gewohnt war, wird Martina Weber in ihrem neuen Eigenheim nicht mehr zur Verfügung stehen, das zeigt der Blick auf den Plan. Das Haus, in dem sie zuvor 44 Jahre gelebt hatte, in dem sie ihre drei Kinder groß zog, am Ende aber alleine wohnte, steht nur einen Steinwurf entfernt. "Dort hatte ich sieben Zimmer über drei Etagen, zwei Bäder, einen großen Garten." Insgesamt etwa 230 Quadratmeter, schätzt sie. Darauf verzichtet Weber nun. Bewusst, wie die 63-Jährige betont. "Das war zu viel für eine Person. Es wurde Zeit, Ballast abzuwerfen. Und das fühlt sich unglaublich gut an." Ihr Haus hat Weber im September 2021 verkauft. Bis das neue kleine Eigenheim bezugsfertig ist, lebt sie zur Miete.

    Hochfunktional und durchdacht: Der Blick auf den Plan ihres Modulhauses zeigt die Zimmeraufteilung.
    Hochfunktional und durchdacht: Der Blick auf den Plan ihres Modulhauses zeigt die Zimmeraufteilung. Foto: Lukas Reinhardt

    "Gesundschrumpfen" nennt sich der Trend hin zum minimalistischen Wohnen. Eine konsumkritische Lebensweise, die in Deutschland immer mehr Anhänger findet. Seither steigt auch die Nachfrage nach den Tiny Houses. Darunter fallen Häuser mit und ohne Räder. Sie haben gemein, dass sie auf kleinster Fläche all das bieten, was es zum Leben braucht. Sie gelten als hochfunktional, durchdacht - und vergleichsweise günstig. In Zeiten horrender Immobilienpreise für einige eine echte Alternative. Inzwischen sind so ganze Siedlungen aus Mini-Häusern entstanden, wie etwa im Fichtelgebirge. "Darüber", erklärt Weber, "habe ich einen Bericht im Fernsehen gesehen." Ihre Neugierde war geweckt. Sie informierte sich, tauschte sich mit ihren Kindern aus - und entschied sich schließlich für einen Hersteller von fertigen Modulhäusern aus Mittelfranken.

    Erkrankung prägt Entscheidung mit

    "Bei aller Vorfreude: Es wird natürlich eine große Umstellung", sagt Martina Weber. Doch der Umzug in ihr neues Heim wird nicht die einzige Veränderung bleiben. Ihr steht in Kürze eine weitere, nicht weniger große Veränderung bevor: In wenigen Wochen wird die 63-jährige Königsbergerin in Rente gehen, nachdem sie lange Zeit als Rezeptionistin in einer Tierklinik im Haßbergkreis gearbeitet hatte. "Da denkt man natürlich über das Leben im Alter nach", sagt sie. Auch diese Gedanken haben sie in ihrem Entschluss bestärkt, künftig auf einer kleineren Fläche zu leben. Ihn gar entscheidend mitgeprägt. "Das neue Haus ist weitgehend barrierefrei, es ist auch eine Entscheidung für meine Zukunft", sagt Weber.

    "Das war erschreckend - in dieser Zeit habe ich nur auf einer Etage in unserem Haus gelebt."

    Martina Weber

    Wie es ist, wenn die Gelenke nicht mehr mitmachen, wenn jeder Schritt und jede Bewegung schmerzt, das musste Martina Weber vor rund vier Jahren am eigenen Leib erleben. Als sie an einer rheumatoiden Arthritis erkrankte, wurde das Treppensteigen im damals noch mehrstöckigen Eigenheim zur Qual. "Das war erschreckend - in dieser Zeit habe ich nur auf einer Etage in unserem Haus gelebt." Die Schmerzen sind inzwischen gegangen, dank reichlich Kortison und einer Reha. Doch die Sorge ist geblieben, dass es im Alter wieder schlechter werden könnte. Das kleine Haus gibt ihr ein Gefühl von großer Sicherheit.

    Kleines Haus, große Hürden 

    Dass sie nun, mit 63 Jahren, so ganz alleine ihr erstes eigenes Haus baut, darüber schüttelt sie gelegentlich selbst etwas ungläubig den Kopf, sagt Martina Weber. Ein Schnellschuss sei ihre Entscheidung trotzdem nicht gewesen. Sie reifte lange - und erforderte einiges an Geduld. Denn auch wenn Martina Weber ein kleines Haus bauen lässt, so sind die Hürden groß. Auch Mini-Häuser dürfen - sofern sie dauerhaft auf einem Grundstück stehen und bewohnt werden - nur dort errichtet werden, wo es kommunale Bebauungspläne zulassen.

    Ein Haus am Haken: Das  neue Eigenheim von Martina Weber - rund 17 Tonnen schwer - schwebt an seinen Bestimmungsort.
    Ein Haus am Haken: Das neue Eigenheim von Martina Weber - rund 17 Tonnen schwer - schwebt an seinen Bestimmungsort. Foto: Lukas Reinhardt

    Ein Bauantrag musste her, das Grundstück, das sie erwarb, erschlossen werden. Im Januar 2022 begannen die Arbeiten. Die Punktfundamente wurden gegossen, die Anschlüsse gelegt. "Es war immer auch ein Hoffen und Bangen, dass alles so klappt, wie man es sich wünscht", sagt die 63-Jährige. Seit Mitte Februar wartete das Grundstück nun auf das fertige Modulhaus, das in einem Stück über die Dächer der Nachbargebäude an seinen Ort gehoben werden soll. "Ich bin gespannt, ob ich heute Nacht bei all der Aufregung schlafen kann", sagte Martina Weber noch am Tag vor der Anlieferung. Keine 24 Stunden später steht sie bereits in ihrem neuen Zuhause.

    Wie genau das Modulhaus an seinen Bestimmungsort gelangt ist, darüber berichten wir als nächstes.

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