CSU-Kreisvorsitzender Steffen Vogel ist in Rage. "Ich bin mit dem Ergebnis überhaupt nicht zufrieden", resümiert er den Ausgang der Bundestagswahl vom Sonntag, er hätte sich einen besseren gewünscht. Zwar habe sich ein solches Ergebnis im Vorfeld der Wahl abgezeichnet und "am Schluss haben wir noch etwas aufgeholt", so Vogel, aber es "kann nicht der Anspruch von CDU und CSU sein, zusammen 24,1 Prozent der Stimmen bei einer Bundestagswahl zu holen".
"Mit einem Markus Söder hätten wir ein ganz anderes Ergebnis erzielt."
Steffen Vogel, CSU-Kreisvorsitzender
Das schlechte Abschneiden der CSU auf Landesebene sieht Vogel als Folge der Kandidatenentscheidung zugunsten von Armin Laschet. "Viele der Union Nahestehende haben uns signalisiert, dass sie Laschet nicht wählen können", erklärt Vogel. Somit habe man das Abschneiden in Bayern nicht vom negativen Bundestrend abkoppeln können. "Mit einem Markus Söder hätten wir ein ganz anderes Ergebnis erzielt", auf Landesebene sei in dem Fall noch der Bayerneffekt dazugekommen. Und auch mit einem Friedrich Merz wäre nach dem Dafürhalten des Landtagsabgeordneten die Wahl für die Union deutlich besser ausgegangen.
Abschneiden von Dorothee zufriedenstellend
"Ich finde es wirklich schade", lässt Vogel kein gutes Haar am CDU-Kandidaten, "dass Laschet sein persönliches Bestreben einer besseren Gewährleistung für ein gutes Ergebnis vorgezogen hat." Welche Möglichkeiten für die Union "drin gewesen" wären, so Vogel, habe das abrupte Ende des kurzfristigen "Hypes um die Grünen" gezeigt. Das Ergebnis der CSU im Landkreis Haßberge sei jedoch zufriedenstellend. Die wiedergewählte CSU-Direktkandidatin Dorothee Bär habe zwar Stimmen eingebüßt, dennoch habe sie rund doppelt so viele Stimmen einfahren können wie die Zweitplatzierte Sabine Dittmar von der SPD und mehr als fünfmal so viele "wie die hochgelobte Grüne" Manuela Rottmann.
"Jede Stimme für die Freien Wähler hat das bürgerliche Lager geschwächt."
Dorothee Bär, Bundestagsabgeordnete
Ähnlich sieht es Dorothee Bär. Trotz deutlicher Einbußen, mit denen sie natürlich nicht zufrieden sein könne, habe sie sich deutlich gegen ihre Mitbewerberinnen und Mitbewerber durchgesetzt und das Doppelte an Stimmen der Nächstplatzierten bekommen. Die CSU sei im Land- und Wahlkreis sowie in Bayern weiterhin die stärkste Partei. "Es wäre aber natürlich auch in Deutschland schön gewesen, wenn die Union stärkste Kraft geworden wäre." Sehr gefreut habe die Staatsministerin, dass es der Union gelungen sei, das Schreckensszenario Rot-Rot-Grün zu verhindern.

In dem Zusammenhang erhebt die Bundespolitikerin schwere Vorwürfe an den stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten und Spitzenkandidaten der Freien Wähler, Hubert Aiwanger. "Jede Stimme für die Freien Wähler hat das bürgerliche Lager geschwächt." Dadurch dass er dieses bürgerliche Lager gespalten habe, so Bär, wäre Aiwanger beinahe zum Steigbügelhalter für einen Linksruck geworden. "Nur uns ist es zu verdanken, dass wir mit unserer Kampagne das noch verhindern konnten."

Nicht durchgehen lassen dürfe man dem FW-Chef seinen Versuch des Wahlbetruges. Noch während die Bundestagwahl in vollem Gange war, habe Aiwanger versucht, die Wahl zu beeinflussen. "Das zeugt von ganz schlechtem Stil", so Dorothee Bär. Sie glaube auch nicht, dass die Mehrzahl der Freien Wähler über dieses Verhalten ihres Vorsitzenden glücklich sei. Generell sei das impfkritische Verhalten Aiwangers in den Augen von Dorothee Bär der Versuch gewesen, "sich mit der Angst der Menschen wider besseres Wissen billige Stimmen zu eigen zu machen". Dem FW-Chef war schon vor der Wahl aus CSU-Kreisen vorgeworfen worden, mit rechten Argumenten auf die Stimmen derjenigen zu schielen, die an der Wirkung und Notwendigkeit von Impfungen gegen Covid-19 zweifeln.
Über Abschneiden der AfD geärgert
Interessanterweise hatte AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel in der "Elefantenrunde" des öffentlich-rechtlichen Fernsehens am Sonntag die für die Freien Wähler abgegeben Stimmen für sich reklamiert. Dass die rechte Partei im Landkreis Haßberge mit 10,9 Prozent bei den Erst- und 11,7 Prozent bei den Zweitstimmen sogar besser als auf Bundesebene (10,5 Prozent bei den Zweitstimmen) abgeschnitten hat, bringt Dorothee Bär in Rage. "Dass die im Wahlkreis noch vor den Grünen auf Platz drei gelandet sind, ärgert mich." Man werde sich ansehen müssen, was in den jeweiligen Gemeinden für das gute Abschneiden der Rechtsextremen verantwortlich sei.
Diskussion über den Kandidaten ist müßig
Wie geht's nun weiter? Dorothee Bär lächelt. "Erst mal werden sich Grüne und FDP zusammenschließen, um zu sehen, wen sie unter sich als Kanzler wollen." Die Union habe ein Angebot für eine bürgerliche Regierung unterbreitet, "aber als Nummer zwei kann man nicht den ersten Anspruch auf die Regierungsbildung erheben". Hätte die Union mit einem Kanzlerkandidaten Markus Söder besser abgeschnitten? "Das ist eine müßige Diskussion. Wir haben uns hinter Armin Laschet vereinigt." Aber natürlich hätte man in Bayern mit einem Kandidaten Söder einen Heimvorteil genossen.
"Gut dass der Wähler Rot-Rot-Grün verhindert hat."
Wilhelm Schneider, CSU-Landrat
CSU-Landrat Wilhelm Schneider war mit dem Ergebnis seiner Partei natürlich unzufrieden. Er freute sich aber zumindest, dass "die Wahlbeteiligung höher war als vor vier Jahren". Und "ich pflichte sicher vielen bei, dass es gut ist, dass der Wähler Rot-Rot-Grün verhindert hat. Die Überraschung war "für mich nicht zu groß", so der Landrat, "das Ergebnis war fast so zu erwarten". Die Verluste für die Union insgesamt seien gewaltig gewesen, "in unserem Landkreis aber nicht so hoch". Trotz der Einbußen habe Dorothee Bär den Abstand zu ihrer Konkurrenz deutlich gestalten können. "Jetzt muss man sehen, was die Sondierungsgespräche bringen. Gelb und Grün sind das Zünglein an der Waage. Aber auch das ist keine Überraschung."