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HOFHEIM: Wer hat das Kondom erfunden?

HOFHEIM

Wer hat das Kondom erfunden?

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    Das jüdische Museum Berlin tourt mit einer mobilen Ausstellung in Form von roten Würfeln durch Deutschland und machte am Freitag Station in der Hofheimer Realschule. Unser Bild zeigt die Schüler der 6. Klassen mit Pädagogin Tatjana Glampke (links) und Rektor Herbert Holzmann (rechts).
    Das jüdische Museum Berlin tourt mit einer mobilen Ausstellung in Form von roten Würfeln durch Deutschland und machte am Freitag Station in der Hofheimer Realschule. Unser Bild zeigt die Schüler der 6. Klassen mit Pädagogin Tatjana Glampke (links) und Rektor Herbert Holzmann (rechts). Foto: FOTO Klaus Gimmler

    Wer hat das Kondom erfunden? Es war ein Jude – nämlich der deutsche Gummifabrikant Julius Fromm, erklärte ein Junge aus der 6. Klasse seinen Mitschülern im Pausenhof. Richtig. Unter dem Namen „Fromms Act“ eroberte es in den 20er Jahren die Schlafzimmer. Es war „ein Kondom ohne Naht“, ergänzte der Junge mit einem Schmunzeln im Gesicht – wobei nicht sicher war, ob er schon wusste, wovon er redet.

    Sein Wissen bezog er jedenfalls von einem großen roten Würfel mit der Aufschrift „Chancen und Diskriminierung“, der vor ihm lag. Fromm war rechtzeitig die Flucht vor Nazi-Deutschland nach England gelungen, allerdings ist er drei Tage nach Kriegsende gestorben.

    Den roten Würfel hat das Jüdische Museum mitgebracht und auf dem Pausenhof der Realschule ausgestellt. Das Museum besteht seit 2001 in Berlin. Über eine Millionen Kinder und Jugendliche haben es besucht. „Um noch mehr Jugendliche zu erreichen, gehen wir seit Juni 2007 auf Tour“, erklärt die Museumspädagogin Tatjana Glampke. Der Würfel mit der Aufschrift „Chancen und Diskriminierung“ soll dabei verdeutlichen, wieviel Erfinder, Wissenschaftler und andere bedeutende Persönlichkeiten es unter den deutschen jüdischen Bürgern gegeben hat.

    Darunter findet sich beispielsweise auch der Name des Textilhändlers Levi Strauss, der mit den Levis-Jeans eine amerikanische Erfolgsstory begründete. Geborene wurde er als Löb Strauss im fränkischen Buttenheim. Oder wer weiß heute noch, dass die Nivea-Creme von den Juden Oskar Troplowitz, Isaac Lifschütz und Paul Unna in Hamburg erfunden wurde? Und auch der Physiker Albert Einstein war Jude und erlangte mit seinen revolutionären Theorien weltweiten Ruhm.

    Der Würfel mit den bekannten Persönlichkeiten ist allerdings nur einer von vielen, mit denen sich die Schüler am Freitag im Pausenhof beschäftigten. Ein weiterer hatte das Thema „Feste Feiern“. Da wird beispielsweise erklärt, wie die Juden den Schabbat feiern, den heiligen Ruhetag von Freitagabend bis Samstagabend.

    Ein anderer Würfel zeigt den jüdischen Alltag und erklärt, dass „koscher“ rein und erlaubt bedeutet. Säugetiere sind nur dann koscher, wenn sie gespaltene Hufe haben und Wiederkäuer sind. „Sind Schweine koscher?“, werden die Schüler gefragt. Nein, sind sie nicht. Sie haben zwar gespaltene Hufe, sind aber keine Wiederkäuer. Insofern darf der gläubige Jude auch keine Gummibärchen essen, die mit Schweine-Gelatine hergestellt wurden. Wenn allerdings Fisch-Gelatine genommen wird, sind die Gummibärchen koscher. Die Schüler konnten sich davon überzeugen, dass da kein Unterschied zu schmecken ist.

    Geht es um Juden in Deutschland, kommt man natürlich an einem Thema nicht vorbei: dem Holocaust und dem dunkelsten Kapitel in der Geschichte der Deutschen. Der Würfel „Leben und Überleben“ beschreibt unter anderem das Schicksal der jüdischen Familie Arndt in Berlin, die aus Angst vor Deportation und Ermordung in den Untergrund ging und nur mit Glück überlebt hat.

    Während die 6. Klassen sich mit dem Würfeln beschäftigten, behandelten die 9. Klassen in einem Workshop das Leben von Juden nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel von zehn unterschiedlichen Schicksalen in Workshops. Es geht dabei darum, wie Juden nach dem Holocaust wieder in Deutschland zu leben gelernt haben. „Es soll ein positiver Ausblick sein“, so die Museumspädagogin Glampke.

    Realschuldirektor Herbert Holzmann, der der Aktion beiwohnte, freut sich, dass es gelungen ist, den Museums-Bus nach Hofheim zu holen. Per E-Mail hatte sich die Schule beworben, nachdem sie auf die Möglichkeit aufmerksam geworden war. Es sei eine besondere Aktion, an die sich die Schüler sicher gerne erinnern werden, so Holzmann.

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