Was für eine Ansage: "Wenn Sie Großes vorhaben, sind Sie hier genau an der richtigen Adresse!" So werben Gunar Gronauer und Sandra Weckmar von "Die Denkmalschutz Immobilie" (Ellingen, Mittelfranken) für eine der prominentesten Immobilien in Haßfurt und Umgebung: das "Kunsthaus" in der Hauptstraße 35, Ecke Brückenstraße.
Zu finden ist das oben genannte Zitat im Exposé des Wohn- und Geschäftshauses auf der Denkmalbörse des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Und das bedeutet nichts anderes als: Das Haus, das die Stadt Haßfurt zum Jahreswechsel 2015/2016 von privater Seite erworben hat, steht zum Verkauf. Die Verhandlungsbasis liegt bei 250.000 Euro.
Wechselvolle Geschichte: Gasthaus, Kaufhaus, Bankhaus, Kunsthaus
Großes vor mit dem Haus hatten seine Erbauer und über die Jahrhunderte hinweg seine Nutzerinnen und Nutzer wohl schon immer. Um das Jahr 1600 herum errichtet, beherbergte es einst das Gasthaus zum Goldenen Lamm, später zog das Kaufhaus Ruß ein, ehe die Hypo-Vereinsbank hier eine Filiale eröffnete. Ältere Haßfurterinnen und Haßfurter haben im Erdgeschoss bei Spielwaren Schauer noch Geschenke für ihre Kinder gekauft. Ab 2012 versuchte das Hofheimer Schuh- und Sporthaus Weisheit hier mit einem "Außenposten" für ein paar Jahre sein Glück.
Und dann, nachdem die Stadt die Immobilie gekauft hatte, sollte der ganz große Wurf folgen: Die Stadt wollte aus dem einstigen Wohn- und Geschäftshaus einen Ausstellungsort für die Kunstwerke des in Eschenau lebenden Künstlers Herman de Vries machen. Ein Millionenprojekt, für das es gewaltige Förderungen gegeben hätte: Doch im Frühjahr 2017 sprach sich der Stadtrat gegen das Kunstmuseum aus, wegen der unabsehbaren Folgekosten.

Seither gab es die verschiedensten Ideen und Aktionen rund um das und im ansonsten leerstehenden Kunsthaus. Das diesen Namen erst in den letzten Jahren wegen der diversen Ausstellungen erhalten hat, die das Kulturforum Haßfurt im Parterre veranstaltet. Auch ist das Kunsthaus seither immer wieder Laden auf Zeit (Pop-up-Store); zuletzt wurde heftig über einen Umbau zum Hotel diskutiert.
Stadtrat hat Beschluss bereits im November 2023 gefasst
Und nun also will die Stadt das Haus in der Hauptstraße 35 verkaufen? Ja und nein, geht aus der Antwort von Bürgermeister Günther Werner (Wählergemeinschaft Haßfurt) hervor: Der Stadtrat habe im November 2023 den Beschluss gefasst, das Haus anzubieten. Doch der Verkauf des Objektes sei nur eine von mehreren Optionen, schrieb Werner am Donnerstag in seiner Antwortmail an die Redaktion.
Als Begründung für diesen Schritt führt das Stadtoberhaupt an: "Nachdem die bisherigen Vorschläge der Verwaltung (Museum de Vries; Gastro- und Hotelnutzung) aus finanziellen Gründen nicht umsetzbar waren, musste in alle Richtungen neu gedacht werden." Auch die sehr erfolgreiche Pop-up-Nutzung decke die laufenden Kosten nicht, bedauert Werner.

Ein Knackpunkt ist, dass die Immobilie dringend sanierungsbedürftig ist, also entweder auf die Stadt oder eben eine neue Eigentümerin kurz- und mittelfristig erhebliche Restaurationskosten zukommen, auch wenn hierfür Fördermittel winken. Interessenten gibt es laut Bürgermeister dennoch. Künftige Nutzungskonzepte müssten allerdings zu den Vorstellungen der Stadt passen.
Objekt soll in Zukunft zur Belebung der Innenstadt beitragen
Das heißt, "dass das Objekt im Wesentlichen nicht nur privaten (Wohn-)Zwecken dienen soll, sondern beispielsweise mit Ladengeschäften, Gastronomie, Praxen, Kanzleien etc. auch weiterhin zur Belebung der Innenstadt beiträgt", führt Werner aus. Ein weiterer Knackpunkt sind wohl die baurechtlichen Vorschriften und strengen Auflagen des Denkmalschutzes, die bei einer künftigen Nutzung zu beachten sind, da es sich um ein "sehr wertvolles Einzeldenkmal" handele.

Zwar hat die Stadt das oben genannte auf Denkmalimmobilien spezialisierte Maklerbüro damit beauftragt, den Markt zu sondieren. Über einen konkreten Kaufabschluss müsste dann aber der Stadtrat entscheiden, klärt Bürgermeister Werner auf.
Es bleibt spannend zu beobachten, ob tatsächlich noch einmal etwas Großes aus dem einst so stolzen Eckhaus wird; oder ob allein die schöne Fassade an längst vergangene bessere Zeiten erinnern wird. Dass die Stadt Haßfurt als Eigentümerin, die nach den geplatzten Museumsplänen seit Jahren ebenso händeringend wie erfolglos nach einer sinnvollen und finanziell tragfähigen Folgenutzung sucht, viele weitere Optionen hat, erscheint eher unwahrscheinlich.