"Wir liegen im Zeit- und im finanziellen Rahmen." Positiver geht ein Fazit etwa in der zeitlichen Mitte einer Baumaßnahme wohl kaum. Bürgermeister Stefan Paulus und Robert Selig von der Gemeindeverwaltung Knetzgau statteten der Baustelle des früheren Gasthofs "Schwarzer Adler" zusammen mit dieser Redaktion einen Besuch ab. "Zur Kirchweih 2021", so Paulus, dieses kirchliche Fest wird immer Ende September gefeiert, "soll alles fertig sein." Mit einem kleinen nachdenklichen Anhang: "Ich hoffe, dass dann Corona der Vergangenheit angehört."

Das künftige Dorf- und Gemeinschaftshaus mit seiner besonderen Lage zwischen den beiden Kirchen hatte zwar immer das Zentrum des Dorfgeschehens gebildet, als es noch eine Gaststätte war, dennoch sei ein Großteil der Westheimer zunächst gar nicht von dem Projekt begeistert gewesen, so der Bürgermeister. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, durfte es jedoch nicht abgerissen werden. Deshalb gab es hinter vorgehaltener Hand schon mal die Empfehlung, es einfach verfallen zu lassen und dann dort Parkplätze anzulegen.

Eine Minderheit, so Paulus, habe vor rund zehn Jahren erkannt, dass es durchaus von Vorteil sei, hier eine Stätte der Begegnung zu schaffen. Quasi ökumenisch, denn beide Kirchen, vertreten durch die damaligen Geistlichen Joachim Morgenroth und Urs Espeel signalisierten zum einen Bedarf an solchen Räumlichkeiten und zum anderen die Bereitschaft einer finanziellen Beteiligung. Das war wichtig, denn das Vorhaben entpuppte sich schnell als ein Millionenprojekt.
Finanzierung spielte die entscheidende Rolle
Die Frage der Finanzierung spielte also eine zentrale Rolle für die Maßnahme, die nicht zuletzt dazu dienen sollte, den alten Ortskern und damit die Identität von Westheim zu erhalten und gleichzeitig grundlegend zu erneuern. Neben der zu leistenden Überzeugungsarbeit, so Paulus, waren die Finanzen auch das schlagkräftigste Argument pro Dorf- und Gemeinschaftshaus, für das noch kein passender Name gefunden wurde.

Die Finanzierung ist natürlich immer so eine Sache bei einem Projekt dieser Größe. Während des Baufortschritts tauchen Umstände auf, die man vorher nicht erahnen konnte, die aber das ganze Vorhaben rasch verteuern. So auch in Westheim. Ursprünglich sollte die Sanierung 2,6 Millionen Euro kosten. "Im Laufe der Bauarbeiten", so Stefan Paulus, "entstanden zusätzliche Kosten durch erforderlichen Mehraufwand", den man vorher nicht habe sehen können. Insgesamt belaufen sich die Kosten aktuell auf rund 3,2 Millionen Euro.

Für die Gemeindekasse spielt das jedoch keine Rolle. Die Gemeinde Knetzgau, die das Gebäude laut Paulus "im Jahre 2009 günstig gekauft" hatte, war von Anfang an mit rund 600 000 Euro im Boot. Die restlichen Aufwendungen verteilen sich auf die katholische und die evangelische Kirche, die jeweils 200 000 Euro beisteuern, sowie auf das Landesamt für Denkmalpflege mit 600 000 bzw. 700 000 Euro nach der Verteuerung. Das sind insgesamt 1,7 Millionen. Verbleiben also ziemlich genau eineinhalb Millionen Euro. Eine Finanzierung über Mittel aus der Städtebauförderung und der Dorferneuerung war nicht möglich. "Dafür war das Projekt zu groß", erklärt Paulus.

Aber ein Rat der Regierung von Unterfranken entpuppte sich als die Lösung: Städtebaufördermittel über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Diese Mittel wurden zunächst in Höhe von einer Million zugesagt und nach der Verteuerung auf 1,5 Millionen aufgestockt. Damit ist die Finanzierung gesichert. "Die Erhöhung der Kosten bewegt sich für ein Projekt dieser Größe durchaus im akzeptablen Rahmen", sagt Robert Selig, zumal an der Gemeinde von der Verteuerung ja nichts hängen bleibt. "Aber auch 600 000 Euro sind eine Menge Geld", sagt Stefan Paulus. Der Gemeinderat habe sich die Entscheidung pro "Schwarzer Adler" sicher nicht leicht gemacht.
"Wichtig war, dass beide Kirchen sich recht bald festlegten, dass sie mitmachen und sich auch finanziell beteiligen wollten."
Stefan Paulus, Bürgermeister
"Wichtig war", so das Gemeindeoberhaupt, "dass beide Kirchen sich recht bald festlegten, dass sie mitmachen und sich auch finanziell beteiligen wollten." Die beiden Konfessionen haben auch die Zusage bekommen, dass sie die beiden früheren Gasträume im Erdgeschoss zur Verfügung gestellt bekommen. Aber natürlich dürfen die Kirchen auch den großen Saal im ersten Stock benutzen, wenn sie eine entsprechende Veranstaltung durchführen möchten. Außerdem habe sich ein Förderverein "Schwarzer Adler" mit inzwischen über hundert Mitgliedern gegründet. Dieser Verein sei laut dem Bürgermeister zum einen der lebende Beweis dafür, dass das Projekt endgültig in der Bevölkerung angekommen ist. Zum anderen führe diese Gemeinschaft schon seit mehreren Jahren Veranstaltungen durch, deren Erlöse die Gemeinde beim Unterhalt des Gemeindezentrums unterstützen sollen. Der Verein hatte sich schon vor dem Beschluss des Gemeinderates für den Umbau bereiterklärt, für die Dauer von 30 Jahren einen hohen Anteil an den Betriebskosten des neuen Gemeindezentrums zu übernehmen. Nicht zuletzt diesem so bewiesenen Bürgerengagement war es zu verdanken, dass das Projekt auch im Gemeinderatsgremium im Februar des Jahres 2018 eine deutliche Mehrheit fand.
Möglichst unbürokratisch
Die Zurverfügungstellung der einzelnen Räumlichkeiten soll völlig unbürokratisch funktionieren, wünscht sich der Bürgermeister. "Schließlich soll das Gemeindezentrum das Dorf zusammenführen." Man verfüge zwar in Westheim bereits über den offenen Treff in der "Alten Tankstelle". "Das ist aber nicht für alle Veranstaltungen geeignet", so Stefan Paulus, "für die größeren ist die alte Tankstelle zu klein. Dafür steht jetzt der neue Saal zur Verfügung." Damit könne das jetzt schon vorhandene große Engagement in der Bevölkerung besser gefördert werden.

Paulus erinnert sich angesichts des sichtbaren Baufortschritts an den langen Weg, der bislang bereits beschritten wurde, um schließlich das Ziel eines einzigartigen Gemeindezentrums zu erreichen. Nach dem Erwerb des Gebäudes habe eine Bestandsaufnahme der Bausubstanz stattgefunden. Diese Maßnahme habe das Landesamt für Denkmalpflege finanziert. Einige Visionäre hätten danach die Chance erkannt, hier eine Stätte der Begegnung zu schaffen. Im Jahre 2011 schließlich habe man im Kloster Langheim ein Nutzungskonzept erarbeitet. "Ohne dieses Konzept hätte es nicht geklappt", so Paulus. Drei Jahre später kam die Regierung von Unterfranken ins Boot. In Würzburg sei man von der Vielfalt der geplanten Nutzungen und dem gemeinsamen Handeln der beteiligten Akteure sehr angetan gewesen. Damals war auch erstmals der Begriff des "Leuchtturmprojektes" geprägt worden, das inzwischen immer stärker zu strahlen begonnen hat.