Schindelsee (ger) Ein kleines Dorf namens Schindelsee mitten im schönen Naturpark Steigerwald ist die Heimat von Bettina Hofmann. Hier hat sie das ehemals einfache, ländliche Gasthaus Hofmann zu einer kulinarischen Adresse ersten Ranges verwandelt. Die Küchenmeisterin hat das Gasthaus mit dem großen Garten nach ihren Vorstellungen umgebaut und serviert ihren Gästen feine, fränkisch inspirierte Küche mit sorgsam ausgewählten Produkten aus der Region und jahreszeitlichen Schwerpunkten.
Warum sie sich als 15-jährige entschied, nach der Mittleren Reife eine Ausbildung zur Köchin zu machen? "Weil ich gerne handwerklich arbeite, aber für eine Schreinerlehre keinen Ausbildungsplatz bekam und für die Ausbildung zur Bäckerin oder Konditorin noch zu jung war", erinnert sich Bettina Hofmann. "Der Service war überhaupt nicht mein Fall." Dass sie einmal das Gasthaus ihrer Eltern übernehmen würde, stand für sie damals nicht fest. Sie erhielt im Hotel Weirich in Bamberg eine fundierte Ausbildung zur Köchin und war als Jungköchin im "Maritim" Nürnberg, im Stern-Restaurant "Schwarzer Adler" in Nürnberg-Kraftshof, im Drei-Sterne-Tempel "Schiffchen" in Düsseldorf und im Königshof in München sowie als stellvertretende Küchenchefin im Gasthaus Polster in Erlangen tätig.
"Diese Jahre waren sehr lehrreich", so Bettina Hofmann, "aber oft auch sehr hart." Im "Schiffchen" zum Beispiel musste sie an sechs Tagen in der Woche jeweils zwölf Stunden arbeiten. "Das geht an die Substanz." Überhaupt sei der Beruf des Kochs äußerst anstrengend, stressig und belaste den Körper sehr. "Das lange Stehen, das Heben der schweren Töpfe und die große Hitze am Herd sind besonders strapaziös. Hinzu kommt, dass die Koordination starke Nerven fordert und oft das Ende der Arbeitszeit nicht abzusehen ist." Sie habe in all den Jahren keinen "alten" Koch gesehen und nur ganz selten Frauen.
"Das ist einfach kein Beruf zum Altwerden. Außerdem kann man als Frau Familie und Beruf nicht vereinbaren." Dass wenige Frauen als Köchin arbeiten, habe viele Gründe. "Der Umgangston in den Küchen ist sehr rau und die psychische Belastung immens hoch. Da braucht man ein starkes Selbstbewusstsein, um sich als Frau zu behaupten."
Das Schlimmste sei die Teilschicht, bei der man von morgens um 9 Uhr bis mittags um 14 Uhr arbeite und dann von 17 Uhr bis spät in die Nacht. "In der Pause zwischen den beiden Schichten bekommt man den Kopf nicht frei, man findet einfach keine Erholung." Und so stand sie nach ihrer Meisterprüfung 1993 vor der Entscheidung: Sollte sie das elterliche Gasthaus übernehmen oder weiterhin als Küchenmeisterin im Angestelltenverhältnis arbeiten?
Sie entschied sich dafür, nach Hause zurückzukehren und schaffte es, das Gasthaus weit über die Grenzen von Steigerwald und Haßberge hinaus bekannt zu machen. Bettina Hofmann wird von zwei Jungköchen und einem Auszubildenden unterstützt, ihr Mann Markus hat sein Aufgabengebiet im Service und in der Buchführung gefunden.
Ob sie denn genügend Zeit für den mittlerweile zweijährigen Sohn Jakob hat? "Mit Sicherheit nicht", stellt Bettina Hofmann fest. Aber ihr Mann kümmere sich viel um ihn. Trotz allem Stress: So lange ihr das Kochen noch Spaß mache, sei sie mit ihrem Leben zufrieden.