Von einer neuen Rettungswache für den nördlichen Landkreis Haßberge ist schon seit einiger Zeit die Rede. Als Standort wird Schweinshaupten genannt. Aber was steckt dahinter? Wie konkret sind die Pläne?
Ein erstes Ergebnis der Recherche: Genau genommen geht es nicht um eine Rettungswache, sondern um einen so genannten Rettungswagen-Stellplatz. Den Anstoß hat die jüngste „TRUST“-Studie der Uni München gegeben. Die Abkürzung steht für „Trend- und Strukturanalyse des Rettungsdienstes in Bayern“. In dem Gutachten hat das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement empfohlen, im Bereich Schweinshaupten einen Stellplatz zu errichten, der von Montag bis Sonntag jeweils von 8 bis 20 Uhr besetzt sein soll. Das heißt, zwölf Stunden täglich sollen dort ein Rettungswagen sowie zwei Mitarbeiter bereitstehen. Wie bei einer Rettungswache handelt es sich um ein Gebäude, wenn auch mit geringeren räumlichen Anforderungen und eben nicht rund um die Uhr besetzt.
Mit der Einrichtung in Schweinshaupten sollen die Hilfsfristen, wie die Fachleute sagen, noch besser eingehalten werden. Es geht also um einen Stützpunkt zwischen den Rettungswachen Hofheim, Ebern, Bad Königshofen und Westhausen im benachbarten Thüringen.
„Insgesamt hat die Zahl der Rettungsdiensteinsätze – Krankentransporte und Notfalleinsätze – zugenommen“, erläutert Michael Will, Pressesprecher des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Kreisverband Haßberge. Das BRK leistet bislang allein den Rettungsdienst im Landkreis und hat sich auch für den Stellplatz in Schweinshaupten beworben. Besagte Zunahme gilt „bayernweit und auch im Rettungsdienstbereich Schweinfurt, zu dem der Landkreis Haßberge zählt“, sagt Will. Es handle sich um eine stetige Entwicklung, vor allem in den vergangenen fünf bis zehn Jahren.
Die Gründe dafür „lassen sich nicht im Detail bemessen“, führt der Pressesprecher weiter aus. Der demografische Wandel sei ein Aspekt. Ein anderer: Wenn Notfallpatienten mit bestimmten Verletzungen und Krankheiten in weiter entfernte Kliniken – beispielsweise in Bamberg, Schweinfurt und Bad Neustadt – gebracht werden müssen, stehen die Fahrzeuge in dieser Zeit nicht für mögliche andere Einsätze zur Verfügung. Zur Absicherung der betreffenden Gebiete werden dann Krankenwagen benachbarter Rettungswachen herangezogen. „Das sieht – vereinfacht dargestellt – so aus, dass ein Rettungsfahrzeug ,in die Mitte‘ zwischen zwei Rettungswachen gestellt wird“, erläutert Will. „Deshalb sind öfter Rettungswagen zu sehen, die beispielsweise auf einem Parkplatz, auf der Einfahrt zu einem Waldweg stehen. Diese Gebietsabsicherungen werden von der Integrierten Leitstelle angeordnet, um die Hilfsfristen bis zum Eintreffen eines Rettungswagens bei einem weiteren Notfall sicherzustellen. Insofern können hier Stellplätze, wenn man so will, sicher auch unter diesem Aspekt gesehen werden.“
Aufgrund rechtlicher Vorgaben musste der neue Standort für den Rettungsdienst europaweit ausgeschrieben werden. Zwar hat der Europäische Gerichtshof diese Regelung am 21. März dieses Jahres gekippt, doch das wirkt sich im Fall von Schweinshaupten noch nicht aus. Die Ausschreibung war da schon über die Bühne gegangen: Mitte März ist die Frist abgelaufen und die Angebote wurden geöffnet. Verantwortlich für die Errichtung des Stützpunktes ist der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Schweinfurt. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss der Stadt Schweinfurt und den Landkreisen Bad Kissingen, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt. Seine Aufgabe ist die Sicherstellung der Notfallrettung und des Krankentransports in der Region. Laut Stefan Pabst, Leiter der Geschäftsstelle und stellvertretender Geschäftsführer des ZRF Schweinfurt, läuft gerade die Auswertung. Welche Dienste sich beworben haben oder auch nur wie viele Angebote eingegangen sind, dazu macht er mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Angaben.
Für den Landkreis Haßberge hat die TRUST-Studie auch einen Stellplatz in Untersteinbach vorgeschlagen. Über die Vergabe entscheidet die Verbandsversammlung des ZRF Schweinfurt in nichtöffentlicher Sitzung, voraussichtlich Mitte Mai. Den Unterschied können Bieter mit dem Konzept für das Gebäude machen.
Wobei es durchaus üblich ist, dass ein Stellplatz zumindest für die erste Zeit in einem bestehenden Gebäude eingerichtet wird. „Die meisten Bieter kommen erst mal bei der örtlichen Feuerwehr oder ähnlichem unter“, sagt Stefan Pabst. Nach der Vergabe braucht es noch die Genehmigung der Sozialversicherungsträger wegen der Kosten.
In Schweinshaupten soll der Stellplatz bereits am 1. August in Betrieb gehen. „Es ist für die Einwohner ein großer Vorteil, wenn ein Stellplatz vor Ort ist und zeitnah den Leuten geholfen werden kann“, sagt Bürgermeister Hubert Endres. Die Gemeinde Bundorf habe alles versucht, das Ihre zu der Einrichtung beizutragen. Aber: „Wir können nur unterstützen, zum Beispiel bei der Suche nach entsprechenden Gebäuden oder Örtlichkeiten.“ Eine Lösung ist hier bereits ins Auge gefasst. Aber das wird erst spruchreif, wenn entschieden ist, welcher Rettungsdienst den Zuschlag für den Stellplatz bekommt. „Es ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt für die Gemeinde“, sagt Endres.