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Ebelsbach: Wiederverwendbare FFP-2-Masken: Was taugt die Alternative zum Wegwerfprodukt?

Ebelsbach

Wiederverwendbare FFP-2-Masken: Was taugt die Alternative zum Wegwerfprodukt?

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    Der "Handymanni" wird zum "Maskenmanni": Manfred Kremer ist nach eigener Aussage der größte Händler für wiederverwendbare FFP2-Masken in Deutschland.
    Der "Handymanni" wird zum "Maskenmanni": Manfred Kremer ist nach eigener Aussage der größte Händler für wiederverwendbare FFP2-Masken in Deutschland. Foto: René Ruprecht

    Fast schon seit Beginn der Corona-Pandemie gilt in Deutschland die Maskenpflicht, doch die Regeln haben sich immer wieder geändert. Am Anfang setzten viele Bürgerinnen und Bürger auf Stoffmasken. Egal ob selbstgenäht oder gekauft: Diese galten als umweltfreundlichere Alternative zu den "Wegwerfmasken", außerdem gab es sie in verschiedenen Farben und mit Mustern und Aufdrucken. Doch dann kam die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken und es war vorbei mit der Vielfalt. Diese Mund-Nasen-Bedeckung gab es zunächst nur als Einwegmasken, auch die Farbauswahl beschränkte sich auf Weiß und Schwarz. Was allerdings kaum bekannt ist: Mittlerweile gibt es auch FFP2-zertifizierte Stoffmasken. Einer, der im großen Stil mit diesen handelt, ist Manfred Kremer aus Ebelsbach.

    Masken sind mittlerweile "Handymannis" Hauptgeschäft

    In seiner Heimat ist Kremer vor allem als "Handymanni" bekannt. Denn unter diesem Namen betreibt er in Ebelsbach seinen Handyshop. Mittlerweile mache er aber sein Hauptgeschäft mit den FFP2-R-Masken, sagt er. Dabei handelt es sich um Masken aus Baumwolle, die waschbar und damit wiederverwendbar sind. Das R im Namen steht für das englische Wort "reusable" (wiederverwendbar). Diese vertreibt Kremer vor allem über seinen Online-Shop bei Ebay und Idealo, bald sollen auch Amazon und Check24 dazukommen.

    Nach eigenen Angaben ist der Ebelsbacher einer der größten Anbieter für waschbare FFP2-Masken in Deutschland. Und tatsächlich: Wer auf Ebay nach FFP2-R-Masken sucht, stößt als erstes auf sein Angebot. Am Anfang hieß das für Kremer, der sich mittlerweile auch die Internetadresse masken-manni.de gesichert hat, dass er viel Zeit damit verbrachte, Pakete zu packen. Dafür reduzierte er sogar die Öffnungszeiten seines Handyshops. Mittlerweile setzt er auf ein System namens "Fulfillment". Das bedeutet: Kremer hat in Berlin Lagerfläche gemietet, in der seine Masken zum Weiterverkauf liegen. Den Versand an die Kunden muss er nicht selbst übernehmen. Darum kümmert sich ein Dienstleister. 

    Lassen sich Kunden von hohen Preisen abschrecken?

    "Ich habe selber was für mich gesucht", beschreibt Kremer, wie er auf die Baumwollmasken aufmerksam geworden ist. Aufgrund von Vorerkrankungen gelte für ihn die Maskenpflicht zwar ohnehin nicht. Aus "Respekt vor den anderen" habe er dennoch Masken tragen wollen. Allerdings habe er unter den normalen FFP2-Masken kaum Luft bekommen und deshalb nach einer Alternative gesucht, unter der er besser atmen kann. Schließlich habe er die FFP2-R-Masken entdeckt, sei von ihnen begeistert gewesen und habe deshalb beschlossen, selbst damit zu handeln.

    Eine Auswahl an verschiedenen Farben: Die wiederverwendbaren FFP2-Masken von Casada in Manfred Kremers Handyshop in Ebelsbach.
    Eine Auswahl an verschiedenen Farben: Die wiederverwendbaren FFP2-Masken von Casada in Manfred Kremers Handyshop in Ebelsbach. Foto: René Ruprecht

    Am Anfang sei er noch ausgelacht worden, berichtet Kremer. Denn mit 11,99 Euro pro Maske und 6,99 Euro Versand sind die in China hergestellten Baumwollmasken um einiges teurer als die normalen FFP2-Masken. Aber: "Ich habe bewiesen, dass Leute Masken für 19 Euro kaufen", sagt er. Immerhin werde der höhere Preis ja auch dadurch ausgeglichen, dass die Masken wiederverwendbar sind.

    Wie Kremer berichtet, gehören zu seinen Kunden mittlerweile neben Privatkunden auch zahlreiche Einzelhändler, die ihr Personal damit ausstatten, ebenso wie einige Stationen des Roten Kreuzes und der Malteser, Kolping-Schulen und Don-Bosco-Schulen. Auch ein deutscher Veranstaltungsriese gehöre zu seinen Kunden.

    Was sagen Experten dazu?

    Doch halten die Baumwollmasken auch, was sie versprechen? Diese Frage ist schwer zu beantworten, denn echte Untersuchungen zur Wirksamkeit der Masken in Manfred Kremers Shop stehen noch aus. Zwar haben Organisationen wie Stiftung Warentest bereits FFP2-Masken getestet, aber nicht die wiederverwendbaren Stoffmasken.

    Einige Fragen kann jedoch Physikprofessor Eberhard Bodenschatz beantworten, der sich am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen mit der Thematik beschäftigt. "Wir haben solche Masken (Livipro aus der Schweiz) im Labor, aber noch kaum Tests durchgeführt", schreibt er in einer E-Mail an diese Redaktion. Erste Messungen einer neuen Maske zeigten demnach, dass sie wie eine FFP2-Maske filtere. "Wie die Leistung nach dem Waschen abnimmt, müssen wir noch in Feldversuchen messen." Die Tests seien für dieses Jahr geplant.

    Filterwirkung lässt beim Waschen nach

    Allerdings kann Bodenschatz schon einige Angaben machen, die jedoch nicht auf abgeschlossenen Tests, sondern nur auf ersten Einschätzungen beruhen. So gehe beim Waschen der Stoffmasken mit der Zeit ein Teil der Filterleistung verloren, offenbar unterscheiden sich die Masken verschiedener Hersteller aber darin, wie stark die Wirkung nachlässt.

    Die Masken von Casada, die Manfred Kremer vertreibt, habe Bodenschatz gekauft und nach mehrmaligem Waschen getestet. Die Filtration sei dabei auf 90 Prozent gefallen. Das sei "immer noch ok, aber nicht mehr FFP2". Denn für eine FFP2-Klassifizierung ist eine Filterleistung von mindestens 94 Prozent nötig. "Vom Material her filtert eine gute FFP2 99 Prozent und besser", teilt der Physiker mit.

    Genaue Messungen stehen noch aus

    Doch die Filterleistung des Materials ist nicht der einzige wichtige Punkt, wenn es darum geht, wie wirksam eine Maske ist. "Die Frage, wie gut der Schutz ist, liegt besonders an der Leckage am Gesicht", schreibt Bodenschatz, also daran, wie dicht der Maskenrand auf der Haut aufliegt. Diese bewertet er bei den Casada-Masken als "ok", betont aber: "Allerdings sind das nur Eindrücke. Wir sollten noch genaue Messungen durchführen."

    Manfred Kremer sagt jedenfalls, dass der Großteil seiner Kunden mit den Masken zufrieden sei. Das sehe man auch daran, dass die meisten auch weitere Masken bei ihm kaufen. Denn auch die Wiederverwendbarkeit, die diese Masken im Vergleich zu Einwegmasken zu einem nachhaltigen Produkt macht, hat ihre Grenzen. Der Hersteller empfiehlt, sie nach 20-maligem Reinigen auszutauschen. Laut Hersteller dürfen die Masken nur bei 30 Grad mit klarem Wasser gewaschen werden. Laut Manfred Kremer sei der Stoff auf eine besondere Art behandelt, durch die auch diese geringe Temperatur ohne Reinigungsmittel ausreiche.

    In einer früheren Version des Artikels war zu lesen, Manfred Kremer sei der größte Händler für FFP2-R-Masken in Deutschland. Inzwischen hat er klargestellt, dass er einer der größten, nicht aber der größte ist.

    Die wiederverwendbaren FFP2-Masken im Selbsttest unseres RedakteursKönnen die FFP2-R-Masken mit den Einwegmasken mithalten? Dazu wollte ich mir eine eigene Meinung bilden und habe sie deshalb ausprobiert - auch wenn es sich dabei lediglich um die subjektiven Eindrücke einer Einzelperson handelt. Was nach dem Auspacken auffiel, war ein recht "chemischer" Geruch. Nach ein paar Stunden Auslüften war der Geruch zwar nicht ganz weg, aber zumindest so weit reduziert, dass beim Tragen nicht mehr gestört hat.Im Praxistest bekomme ich den Eindruck, dass mir das Atmen darunter leichter fällt als unter einer Einwegmaske. Als ungünstig empfinde ich die Beschriftung auf der Verpackung. In der Anleitung steht: "Waschen oder desinfizieren Sie die Maske nach dem Gebrauch vorsichtig mit der Hand." Eine genauere Waschanweisung steht weiter unten in einer viel kleineren Schriftart. Das ist leicht zu übersehen. Und für mich ist es schwer vorstellbar, dass lauwarmes Wasser ohne Waschmittel für eine gründliche Reinigung ausreicht.(pes)

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