Den Antrag hatte Franz Schneider, ein 55-jähriger Industrievertreter aus Eltmann gestellt. Er ist auf der Suche nach einer Haus- und Grundstücksvariante, die den Bedürfnissen der Generation 50 plus entspricht und für ihn und seine Lebensgefährtin die den Ruhestand so attraktiv wie auch praktikabel macht.
Im Ortskern von Ebelsbach möchte er ein Erdhaus errichten und es nach Fertigstellung selbst bewohnen. Die Mitglieder des Bauausschusses waren aufgefordert, ihre Meinung dazu zu äußern. Sie stellten fest, dass das Haus zumindest „sehr ungewöhnlich“ sei und ein „extravagantes Design mit Gründach“ aufweise. Auch war man sich einig, dass es den Tourismuswert der Gemeinde am Main wohl steigern würde.
Doch was kann man sich unter einem Erdhaus vorstellen? Erdhäuser haben eine umwelt- und ökologisch bewusste und progressive Architektur zur Grundlage. Sie bieten eine alternative Raumstruktur zu den üblichen vier Wänden und wollen die Ursprünglichkeit der Landschaft möglichst erhalten.
Franz Schneider war bei seiner Suche auf die Passiv-Erdhaus GmbH mit Sitz in Günzburg gestoßen. Das Angebot dieses Unternehmens kam seinen Vorstellungen nach einem kleinen, ebenerdigen Haus zu günstigen Konditionen, wie geringe Folgekosten, wartungsarme Haustechnik, Barrierefreiheit oder thermische Behaglichkeit, sehr nahe.
Voraussetzung für eine Baugenehmigung für ein Erdhaus ist in der Regel eine Änderung des örtlichen Bebauungsplanes. Um abzuklären, wie Gemeinde Ebelsbach und der Bauausschuss auf sein Ansinnen reagieren, reichte Schneider die Bauvoranfrage ein und wird nun, nachdem er grünes Licht erhalten hat, den Antrag an das Landratsamt Haßfurt einreichen.
„Mit meinem Vorhaben befinde ich mich gegenwärtig noch in der Vor-Vor-Phase“, sagte Schneider auf Nachfrage, „aber ich hoffe sehr, dass meine Heimatregion dem Antrag aufgeschlossen gegenüber steht“.
Vorteile der Erdhaus-Architektur sind vor allem ökologische und sicherheitsspezifische Aspekte. Neu ist die Idee nicht: Bereits die Indianer bauten ihre Häuser in die Erde, um sich dadurch besser gegen Kälte isolieren zu können. Heute werden Erdhäuser nicht ausschließlich unterirdisch gebaut, sondern können durch Erdaufschüttung oder in Hanglagen entstehen und fügen sich perfekt in die Landschaft ein.
Sie haben mindestens in eine Richtung große Fenster und entsprechen auch im Inneren modernen Anforderungen. Als Dacheindeckung wird Aushubmaterial verwendet, daher ist eine Bepflanzung mit Nutzpflanzen möglich. Die begrünten Dächer geben einen Teil leisten einen positiven Beitrag zum Sauerstoff-Stickstoff-Haushalt.
Erdhäuser können im Winter ohne Heizung auszukommen. Durch die konsequente Ausrichtung der Räume nach Süden, eine Anlage zur Wärmerückgewinnung und durch die Dämmung sollen im Passiv-Erdhaus konstante 20 bis 22 Grad herrschen, egal wie niedrig die Außentemperatur ist. Die ersten Erdhäuser Bayerns stehen in Günzburg.