Liebe Leserin, lieber Leser,
Es ist nicht leicht, auf engem Raum täglich mit Menschen zusammenzuleben, die man sich nicht ausgesucht hat. Auch mit Familienangehörigen ist es nicht unbedingt besser. Immer treffen Menschen aufeinander, die unterschiedlich sind in ihren Stärken und in ihren Schwächen. Der eine ist zupackend und hilfsbereit, aber er kann nicht gut zuhören. Die andere ist freundlich und sanft, aber praktisch unbegabt. Die eine ist unterhaltsam, der andere bekommt den Mund nicht auf. Auch die Menschen, die wir uns als Freunde oder Partner ausgesucht haben, weil wir sie toll finden, haben manchmal Seiten, für die wir sie auf den Mond schießen könnten. Aber sind wir selber nicht auch so? Denken andere das nicht vermutlich auch von uns?
Jesus sagt auch: "Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, aber den Balken im eigenen Auge nimmst du nicht wahr." Er mahnt: Verurteile den andern nicht zu schnell. Bist du nicht selber ähnlich oder sogar noch schlimmer?
Die Welt wird nicht besser, wenn wir den anderen sagen, wie sie sich ändern sollen. Vielleicht eher noch, wenn wir selber versuchen, bessere Menschen zu werden. Das Böse in der Welt bekämpfen wir weniger mit Bösem, als mit einem guten Geist, der mit Phantasie und unerwarteten Ideen an die Sache heran geht: Was könnte ich Gutes tun, um das Schlechte, das mir begegnet, zu mildern? An mir ist es, das Gute in die Welt zu setzen. Vielleicht schon heute!
Die Autorin: Pfarrerin Martina Posekardt, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Maroldsweisach