Mehr als 7000 Tonnen Biomüll jährlich werden alleine im Landkreis Haßberge eingesammelt und in wertvollen Kompost umgewandelt. Auf Felder ausgebracht, setzt er Nährstoffe frei und lässt somit Pflanzen wachsen und gedeihen. Doch einen Haken hat die Sache:
Auch Plastik, Glas und Aluminium landen in der Biotonne und gelangen in gewissem Maße ebenfalls in die Natur. Ein Umstand, den der Gesetzgeber nicht länger hinnehmen möchte. Daher können Verwertungsbetriebe ab dem 1. Mai Anlieferungen von Bioabfällen mit mehr als drei Prozent Fremdstoffanteil zurückweisen. Der Anteil der Gesamtkunststoffe darf bei der getrennten Sammlung von Bioabfällen aus privaten Haushalten einen Kontrollwert von einem Prozent nicht mehr überschreiten.

Werden in der Folge Biotonnen zukünftig nicht mehr geleert? Abfuhrunternehmen für ein Teilgebiet des Landkreises ist die Firma Eichhorn Transport- und Entsorgungs GmbH mit Sitz in Eltmann. Die Redaktion hat mit Dominik Eichhorn gesprochen. Der 43-Jährige ist ausgebildeter Speditionskaufmann und Mitglied der Geschäftsleitung in dem Familienunternehmen Eichhorn Transport- und Entsorgungs-GmbH mit Sitz in Eltmann. Seine Aufgabe in dem Unternehmen ist die Leitung des Geschäftsbereichs Entsorgung.

Frage: Herr Eichhorn, warum braucht es ein solches Gesetz?
Dominik Eichhorn: Ziel der neuen Bioabfallverordnung (BioAbfV) ist es, die Umwelt langfristig vor Schadstoffeinträgen zu schützen. Das aus Bioabfällen gewonnene Kompostprodukt wird bereits heute in der Landwirtschaft, im Gartenbau und in öffentlichen Grünanlagen eingesetzt. Damit dieses Produkt Böden und Pflanzen nicht unnötig belastet, muss bereits das Ausgangsmaterial – also der gesammelte Bioabfall – möglichst frei von Störstoffen sein. Eine saubere Getrenntsammlung ist daher der zentrale Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung der neuen Vorgaben.
Welche Erfahrungen machen Sie bei Biomüllanlieferungen aus dem Landkreis Haßberge bisher?
Eichhorn: Generell gilt: Bioabfälle aus ländlich geprägten, dörflichen Gebieten sind tendenziell deutlich sauberer als in städtischen Bereichen. Insbesondere bei Mehrfamilienhäusern ist der Anteil an Störstoffen erfahrungsgemäß höher.

Gibt es typische Störstoffe?
Eichhorn: Natürlich! Plastiktüten, Alufolie und verpackte Lebensmittel, beispielsweise in Gläsern und Dosen. Aber auch Windeln, Zigarettenkippen und weiterer Hausmüll.
In Prozentzahlen ausgedrückt?
Eichhorn: Der Störstoffanteil in den angelieferten Bioabfällen schwankt je nach Abfuhrgebiet und liegt aktuell zwischen unter ein bis zu vier Prozent.

Das bedeutet, dass derzeit nicht alle Anlieferungen den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Wie gehen Sie zukünftig damit um?
Eichhorn: Unsere Aufgabe besteht zunächst darin, die Eingangskontrollen so zu gestalten, dass alle gesetzlichen Anforderungen zuverlässig und dauerhaft erfüllt werden. Insbesondere betrifft dies die Nachvollziehbarkeit und Transparenz. Das heißt, der Focus liegt zunächst auf der Dokumentation der angelieferten Abfälle und ihrer Qualität.
Wie kann man sich das vorstellen?
Eichhorn: Unsere Eingangskontrolle erfolgt durch geschulte Mitarbeiter, die bei jeder Anlieferung der Bioabfälle eine Sichtprüfung durchführen. Dabei wird der angelieferte Bioabfall direkt bei der Entladung auf Fremdstoffe wie Kunststoff, Glas, Metall oder Restmüll überprüft.

Was passiert denn dann?
Eichhorn: Die angelieferten Chargen werden entsprechend ihres Verschmutzungsgrades entweder der regulären Verwertung zugeführt oder müssen einer separaten Vorbehandlung unterzogen werden, um Störstoffe vor der eigentlichen Kompostierung möglichst vollständig zu entfernen. Hierzu bringen wir moderne Siebtechnik, Absaugvorrichtungen und weitere technische Einrichtungen in Einsatz.
Das klingt nach erheblicher Mehrarbeit
Eichhorn: Diese Maßnahmen bedeuten in der Tat einen sehr großen zusätzlichen Aufwand im Betrieb. Sie sind aber ein notwendiger Schritt hin zu einer nachhaltigen, umweltgerechten und gesetzeskonformen Bioabfallverwertung. Unser Ziel ist es doch, die Verwertung auf einem möglichst hohen Qualitätsniveau sicherzustellen. Hierzu ist es unabdingbar, dass wir die problematische Fraktionen frühzeitig auszusortieren.

Sollte man nicht schon viel früher ansetzen, beispielsweise mit Kontrollen?
Eichhorn: Dies geschieht bereits. Verantwortlich für die Qualitätssicherung der Bioabfallsammlung ist der Abfallwirtschaftsbetrieb Haßberge (AWHAS). Und der hat in den letzten Jahren schon wichtige Maßnahmen zur Verbesserung ergriffen: So werden seit rund 1,5 Jahren bei der Sammlung der Bioabfälle systematische Kontrollen durchgeführt. Biotonnen mit auffällig hohem Störstoffgehalt werden stehen gelassen, und die betroffenen Haushalte erhalten einen schriftlichen Hinweis. Die Bürgerinnen und Bürger werden so gezielt auf Fehlwürfe aufmerksam gemacht.
Mit welchem Ergebnis?
Eichhorn: Die Anzahl der nicht geleerten Biotonnen variiert je nach Abfuhrgebiet, Verschmutzungsgrad und Jahreszeit. Durchschnittlich bleiben bei jeder unseren Touren etwa fünf bis zehn Tonnen stehen, die einen deutlich erhöhten Anteil an Störstoffen aufweisen – beispielsweise Plastiktüten, Glas, Restmüll oder auch Bauschutt. Diese Tonnen werden mit einem Hinweiszettel markiert und bewusst nicht geleert, um die Bürgerinnen und Bürger auf die Fehlbefüllung aufmerksam zu machen. Uns wurde versichert: Diese Sammlungskontrollen werden künftig weiter intensiviert, um das Trennverhalten kontinuierlich zu verbessern.

Wird das ausreichen?
Eichhorn: Nein, vermutlich nicht. Auch wir sind gefordert. Zusätzlich zu den Kontrollen ist geplant, die Kompostierungsanlage technisch weiter aufzurüsten. Durch den Einsatz zusätzlicher Maschinentechnik – wie Siebanlagen, Absaugtechnik oder optische Erkennung – sollen Störstoffe künftig noch effektiver vor der biologischen Behandlung entfernt werden.
Es gibt also viel zu tun...
Eichhorn: Wie bereits gesagt: Eine saubere Getrenntsammlung ist der zentrale Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung der neuen Vorgaben. Unser gemeinsames Ziel ist es, durch konsequente Rückmeldungen ein Umdenken im Trennverhalten zu fördern und so die Qualität der Bioabfallsammlung langfristig zu verbessern. Gerade in sensiblen Bereichen wie Mehrfamilienhäusern oder stark frequentierten städtischen Gebieten besteht ein besonders großer Handlungsbedarf.