Normalerweise ist in Deutschland am Sonntagabend erst um 20.15 Uhr Krimi-Zeit, doch im Landkreis Haßberge war das an diesem Sonntag anders: Die Bürgermeisterwahl der Marktgemeinde Burgpreppach entwickelte sich am frühen Abend zu einem echten Wahlkrimi. Erst beim Auszählen der Stimmen aus Urnen- und Briefwahl in Burgpreppach, dann im Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft in Hofheim.
Dort war im ersten Stock hinter verschlossener Tür das Wahlamt zu finden. Mehrere der amtierenden Bürgermeister aus den Kommunen der Verwaltungsgemeinschaft hatten sich nach und nach im Gang davor eingefunden. Gegen 19 Uhr war eigentlich die Verkündung des vorläufigen Wahlergebnisses erwartet worden. Doch es kam anders.
Hochrechnungen vor dem Wahlamt und ein früherer Los-Entscheid
Marion Fleischmann-Hilton, Kandidatin der Gemeinsamen Liste Burgpreppach (GLB), und Zweiter Bürgermeister Reinhold Klein, ebenfalls GLB, waren kurz zuvor gemeinsam im VG-Gebäude eingetroffen. Erste Informationen, dass das Ergebnis wohl ein sehr knappes werden würde, sickerten durch. Auf einem Zettel überschlug Hofheims Bürgermeister Alexander Bergmann (CSU) kurzerhand die in Umlauf befindlichen Zahlen: zwei Stimmen Unterschied.

Da zu dem Zeitpunkt noch nicht völlig klar war, ob es auch wirklich dabei bleiben würde – zur Sicherheit wurde vor der offiziellen Verkündung mehrfach gezählt und geprüft – kam auch die Frage auf, was denn passieren würde, wenn am Ende Gleichstand herrscht. Bundorfs Bürgermeister Hubert Endres (CSU) erinnerte an einen Fall aus dem benachbarten Sulzdorf an der Lederhecke. Dort wurde der Bürgermeister 2002 aufgrund gleicher Stimmenzahl tatsächlich mittels Los ermittelt.

So weit kam es bei der Burgpreppacher Bürgermeisterwahl jedoch nicht. Kurz nach 19.30 Uhr öffnete sich die Tür des Wahlamts und Wahlleiter Julian Altmann verkündete das vorläufige Ergebnis: Marion Fleischmann-Hilton hatte 448 der Wählerstimmen auf sich vereinen können. Michael Krug, der Kandidat der Freien Wählergemeinschaft "Gemeinwohl", 446 Stimmen. Damit gaben am Ende zwei Stimmen den Ausschlag.
Knappes Wahlergebnis wie ein 1:0-Sieg beim Fußball
"Ich war mega aufgeregt", blickt Marion Fleischmann-Hilton im Gespräch mit der Redaktion am Montag auf den Wahlabend zurück. Nach dem Bekanntwerden des Ergebnisses und auf dem Weg nach Burgpreppach, wo im vollbesetzten Sportheim gefeiert wurde, habe sich die Aufregung gelöst und sei einem Gefühl der Erleichterung gewichen. Sie fange langsam an, sich mit dem Gedanken, dass sie jetzt Bürgermeisterin sei, anzufreunden und empfinde "große Freude und Stolz".
"Es ist wie beim Fußball, kein Unentschieden, sondern ein 1:0-Sieg. Für mich zählt das genauso viel, wie wenn ich 100 Stimmen mehr hätte."
Marion Fleischmann-Hilton, Bürgermeisterin Burgpreppach
Das knappe Ergebnis schmälere dies nicht. "Es ist wie beim Fußball, kein Unentschieden, sondern ein 1:0-Sieg. Für mich zählt das genauso viel, wie wenn ich 100 Stimmen mehr hätte", erklärt die Wahlsiegerin und sagt: "Ich möchte mich bei allen Wählerinnen und Wählern bedanken. Und den vielen Unterstützern, die dazu beigetragen haben, dass ich gewählt wurde."

Er sei natürlich ein bisschen enttäuscht, berichtet "Gemeinwohl"-Kandidat Michael Krug am Tag nach der Wahl im Gespräch mit der Redaktion. Der Wahlausgang sei im Vorfeld sehr schwierig einzuschätzen gewesen, aber "dass es so knapp wird, war nicht vorhersehbar". Er nehme positiv für sich mit, dass es fast eine Pattsituation und ein Ergebnis auf Augenhöhe gewesen sei. "Ich mache meine Arbeit im Gemeinderat so weiter wie bisher", sagt Krug. Er könne sich aber auch vorstellen, diese auszubauen. Ob er sich als Dritter Bürgermeister bewerben möchte, ließ Krug auf Nachfrage offen.
Erstmals eine Frau an der Burgpreppacher Gemeindespitze
"Es ist eine große Herausforderung, aber ich weiß, worauf ich mich einlasse", sagt Marion Fleischmann-Hilton mit Blick auf ihr Amt und auf die Tatsache, dass sie als Bürgermeisterin die erste Frau an der Spitze der Marktgemeinde ist. Es sei schon ein "Riesenschritt" gewesen, dass bei der zurückliegenden Kommunalwahl 2020 zwei Frauen in den Gemeinderat gewählt wurden. Seit Jahrzehnten habe es dort überhaupt keine weiblichen Ratsmitglieder gegeben.

Im Wahlkampf erlebte die GLB-Kandidatin, dass einige offenbar einer Frau das Bürgermeisteramt immer noch nicht zutrauen. "Es ist ein harter Kampf, auch die Letzten umzustimmen, dass Frauen das genauso gut können", sagt sie darauf angesprochen. "Es ist ganz wichtig, dass Frauen und Männer gemeinsam am Ratstisch sitzen." Frauen hätten einfach eine andere Art zu denken und zu entscheiden. In der Mischung könne sich das zum Positiven ergänzen.
Bauprojekte, Dorferneuerung, Nahwärme-Netze
Als Dritte Bürgermeisterin arbeitete Fleischmann-Hilton seit der Kommunalwahl 2020 an der Seite Hermann Niedieks. Gedanken über eine Bürgermeisterkandidatur habe sie sich dabei nicht gemacht, berichtet sie. Doch der plötzliche Tod des Burgpreppacher Bürgermeisters änderte das. "Die Projekte müssen weitergeführt werden und das geht nur mit einem von uns", ist die Vertreterin der GLB von ihrer Fraktion überzeugt. Deswegen habe sie nicht lange überlegen müssen.

Ein Ziel für ihre Amtszeit, die bis zur nächsten Kommunalwahl 2026 laufen wird, sei es, die bereits begonnenen oder geplanten Projekte weitestgehend umzusetzen. Als Beispiele nennt Fleischmann-Hilton die Gemeinfelder Straße, die aktuell saniert wird, den Neubau der Brücke in Hohnhausen und die Fertigstellung des Burgpreppacher Kindergartens. Auch die Dorferneuerung und eine mögliche Nahwärme-Versorgung stünden auf ihrer Agenda.
Für die Arbeit im Gemeinderat wünsche sie sich, dass man nicht immer einer Meinung sei und auch diskutiere, um dann Entscheidungen im Sinne der Gemeinde zu treffen. Deren Wohl und Fortschritt sollten das eine gemeinsame Ziel aller sein, wie die frisch gewählte Bürgermeisterin dann noch anfügt.
Wahlergebnis und GemeinderatDer Wahlausschuss bestätigte am späten Montagnachmittag das Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Burgpreppach. 448 der insgesamt abgegebenen 906 Stimmen entfielen auf Marion Fleischmann-Hilton. 446 auf Michael Krug. Zwölf Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung lag bei circa 80 Prozent. Der Anteil der Briefwählerinnen und -wähler betrug 56 Prozent, wie Wahlleiter Julian Altmann berichtet. Bei der Briefwahl entfielen 241 der Stimmen (47,3 Prozent) auf die GLB-Kandidatin, 268 (52,7 Prozent) auf den "Gemeinwohl"-Kandidaten. Bei der Urnenwahl stand es am Ende 207 zu 178 (53,8 zu 46,2 Prozent) für die spätere Bürgermeisterin.Der Gemeinderat hat nun die Aufgabe, eine neue Dritte Bürgermeisterin oder einen neuen Dritten Bürgermeister zu wählen, da Marion Fleischmann-Hilton durch den Wahlsieg aus diesem Posten zur Bürgermeisterin aufsteigt. Für die Gemeinsame Liste Burgpreppach (GLB) zieht indes eine Nachrückerin oder ein Nachrücker ins Gremium ein. Vom Ergebnis der Kommunalwahl 2020 ausgehend wäre dies Hannes Herold, wie Zweiter Bürgermeister Reinhold Klein erklärt.bex