„Die Zahlen sind viel zu hoch, aber eine Absage wäre eine Blamage für Dettelbach.“ Michael Hartmann brachte die Stimmungslage etlicher Stadträte in ihrer Sitzung am Montagabend auf den Punkt.
Zuvor hatte die Verwaltung die bisherigen Kosten für das Konzert von Radio Gong auf den Tisch gelegt: Über 47.000 Euro sind zwischenzeitlich ausgegeben, dazu kommt eine Arbeitsleistung von knapp 160 Stunden durch die Verwaltung.
Mitte März hatte die Stadt die Radio-Gong-Bürgermeisterschaften und damit ein Freiluftkonzert von Wincent Weiss gewonnen. In der Ratssitzung am 19. März beschloss eine Ratsmehrheit, dass die Stadt als Veranstalter für dieses Konzert auftritt, so sich genügend Helfer zur Umsetzung finden.
„Wir haben uns alle den Arsch aufgerissen“
Die haben sich auch gefunden und sind sehr rührig: Da wurden eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts gegründet. Da wurden viele Vereine aus Dettelbach mit ins Boot genommen, die Mäharbeiten auf dem Gelände erledigt, zwischenzeitlich Bauzäune und Einfriedungen gestellt, alleine 40 Parkplatzeinweiser von den örtlichen Feuerwehren gestellt, insgesamt etliche Hundert Helferstunden geleistet: „Wir haben uns alle den Arsch aufgerissen“, sagte Ratsmitglied Marcel Hannweber, der im Organisationsteam mitarbeitet. Ein möglicher Gewinn aus der Veranstaltung soll unter den beteiligten Vereinen nach Stundenleistung aufgeteilt werden.
Und trotzdem: Für die erwarteten 10.000 Konzertbesucher ist ein aufwendiges Sicherheitskonzept nötig. Das kostet Geld und dafür muss die Stadt aufkommen. Da ist professionelle Sicherheit nötig: Gut 16.000 Euro. Die Absperrsysteme müssen ebenso, wie die Generatoren und die Beleuchtung angemietet werden: 23.000 Euro. Und die technische Vorplanung kostet noch mal gut 5000 Euro. Dazu kommen etliche „kleinere“ Ausgabenposten. Nicht einberechnet sind die Arbeit der Verwaltung und natürlich die Helferstunden.
"Die Zahlen sind schockierend"
In der Diskussion im Rat wurde die Arbeit des Organisationsteams hoch gelobt. Zudem gebe es Werbung für die Stadt und natürlich stärke eine solche Veranstaltung auch den Zusammenhalt der Dettelbacher, insbesondere der mithelfenden Vereine. Doch dann kam das „große Aber“: „Die Zahlen sind schockierend“, sagte etwa Ralph Peckmann, „mit 50.000 Euro kann man verdammt viel anfangen, das Steuergeld hätte besser eingesetzt werden können.“ Für Manfred Berger war beim Beschluss im März „viel Naivität da“. Es sei ein Lehrbeispiel dafür, was man künftig anders machen sollte.
Karlheinz Bielek wollte eine Deckelung der städtischen Ausgaben auf 50.000 Euro sehen. Davor aber warnte Bürgermeisterin Christine Konrad: Wenn diese Kosten überschritten werden sollten, dann müsse die Stadt das für den 18. Mai geplante Konzert noch kurzfristig absagen: „Dann gibt's Chaos“, so die Bürgermeisterin, die auch sagte, dass es vom Radiosender noch einen Zuschuss in Höhe von 10.000 Euro geben könnte.
Am Ende stimmte eine deutliche Ratsmehrheit bei zwei Gegenstimmen, wenn auch etliche unter erheblichem Zähneknirschen zu, das Konzert zu veranstalten und die außerplanmäßigen Ausgaben zu billigen.