Eine Woche lang hat die Unterfränkische Bläserwoche in der Hammelburger Musikakademie getagt; zum Abschluss gab es ein beeindruckendes Konzert der 51 jugendlichen Musiker aus Unterfranken. Die hatten ganze Arbeit geleistet, wie der stehende Applaus mit Zugabeforderung im Großen Saal bewies. Auch Dirigentin Susanne Kolb und eine Handvoll Dozenten waren hoch zufrieden.
Das Repertoire der Orchesterstücke reichte von der jüdischen Klezmer-Musik (Philip Sparke) über Rhapsodie „Novena“ (James Swearingen) und Mususa (Robert Finn) bis hin zur Samba (Mitchell Peters), Dschingis Khan (Kees Vlak) und den Blues Brothers (Jay Bocook).
Was zugleich Faszination und spontane Begeisterung auslöste, das war das schon akrobatisch zu nennende Xylophonspiel von Hagen Hirt aus Volkach. Im Musikstück „Erinnerung an Zirkus Renz“ (Gustav Peter) glänzte er mit seinem Solo. Im Einsatz war nicht nur das Hauptorchester, sondern auch verschiedene Ensembles aus den beteiligten Registern. So zum Beispiel ein Saxophonquartett, Flötisten, Klarinettenspieler, Waldhörner, Trompeten und Posaunen. Gänsehaut war angesagt, als die Tubaspieler und Baritonhörner das aus Gottesdiensten bekannte „Heilig, heilig, heilig“ in eindrucksvoll tiefer Stimmlage spielten.
Auch der 13-jährige Baritonhornist Dominik Schäfer aus Schönderling war unter diesen Musikern. „Ich bin das erste Mal in diesem Workshop“, verrät Dominik und gibt zu, dass er anfangs recht aufgeregt gewesen sei. Doch schnell habe er sich eingewöhnt und im Orchester schon einige Freundschaften geschlossen. „So viel am Stück habe ich daheim noch nie geübt“, sagt Dominik. Den ganzen Tag über habe er sein Instrument gespielt, sogar freiwillig bis in die Abendstunden. „Weil ich hier so gute Übungsbedingungen vorfinde“, erklärt Dominik.
„Die Musikakademie ist einfach klasse“, meint der junge Baritonspieler. Da sei genug Platz zum Üben, eine gute Unterkunft zum Nächtigen und mit der Küche sei er ebenfalls sehr zufrieden. „Klar, zwischendurch machen wir auch mal Pause“, gibt Dominik zu. „Doch nach spätestens zwei Stunden treibt es mich wieder zum Üben“, sagt er. Nein, die Noten für die Musikstücke habe er nicht vor der Bläserwoche erhalten. „Das müssen wir alles hier erlernen und bis zum Abschlusskonzert am Samstag können“, sagt er.
Dirigentin Susanne Kolb sieht es gelassen: „Bis dahin können die zwölf bis 18 Jahre alten Musiker das Pensum bewältigen“, weiß sie aus Erfahrung. Die Bläserwoche in der Musikakademie leite sie jetzt im dritten Jahr.
Filmmusik von den Blues Brothers
„Heuer ist die 34. Bläserwoche“, weiß der unterfränkische Bezirksdirigent Jürgen Weyer. Der kommt aus Bad Neustadt und kümmert sich um die Organisation der Bläserwoche. Zurzeit spielen 51 junge Musiker in diesem Orchester. Auf den Notentischen liegen Kompositionen, die absichtlich von den meisten heimischen Dorfkapellen abweichen: Von den Sinfonien bis hin zu den modernen Filmmusiktiteln wie zum Beispiel Blues Brothers. „Damit unsere Teilnehmer hier etwas Neues in vorgegebener Zeit erlernen“, betont Dirigentin Kolb.
Seit vier Jahren spielt Dominik Schäfer das Baritonhorn und er hat mittlerweile schon einen festen Platz in der Schönderlinger Blaskapelle, sowohl im Jugend- als auch im Hauptorchester. „Das Baritonhorn war schon seit meiner Kindheit ein tolles Instrument für mich, das ich eines Tages spielen wollte“, erinnert er sich. Dass er jetzt zur Bläserwoche kam, sei der Schönderlinger Dirigentin Karolin Klug zu verdanken.
„Im Bezirksorchester landen zumeist die ausscheidenden älteren Musiker, wenn sie die Altersgrenze von 18 Jahren überschritten haben“, bestätigt Kolb. Junge neue Mitspieler rücken nach. Ob Musik eines Tages zum Beruf werden soll, das könne in jungen Jahren noch niemand abschätzen. Auch Dominik nicht, der ganz einfach Spaß am Musizieren hat. „Für mich ist es ein schönes Hobby“, sagt er. Im kommenden Jahr will er wieder dabei sein bei der Bläserwoche.
„Musik kann in jedem Alter gespielt werden“, freut sich Bezirksdirigent Weyer. Die Erarbeitung konzertanter Werke sei Schwerpunkt der Bläserwoche. So werde Teilnehmern gerade aus kleinen ländlichen Kapellen eine neue Welt der sinfonischen Musik zugänglich gemacht. Sowohl die Registerstimmproben als auch das Spiel in kleinen Gruppen unter der Anleitung von Fachdozenten gehören dazu. Gestärkt sollen vor allem die jungen Musiker in ihre heimatlichen Orchester zurückkehren.