Es ist nicht ganz einfach, den Weg in die Änderungsschneiderei von Edith Otter im ersten Stock des Hauses an der Ecke Ritterstraße/Stadtgraben zu finden. Die Schneiderin hat an allen Eingängen zum ehemaligen Kaufhaus Storg Zettel aufgehängt. Auch bei den anderen Mietern wie Rossmann und NKD.
Kerzen erleuchten den Weg
Den Weg in den ersten Stock, über die Nottreppe von Textildiscounter NKD aus, durch die angelehnte Stahltür und den dunklen Verkaufsraum der insolventen Firma Kitzingen Mode Vertriebs GmbH finden die Kunden dennoch nur schwer. Da hilft auch der Versuch wenig, ihnen der Weg mit einem von Kerzen beleuchteten Hinweisschild zu zeigen.
Licht in der Schneiderei
„Wir haben noch Licht“, sagte Edith Otter, die von ihrer hell beleuchteten Schneiderei in der hinteren Ecke des ersten Stocks in die dunklen Verkaufräume der ehemaligen Mode Vertriebs GmbH blickt. Der Betrieb in der Änderungsschneiderei geht ganz normal weiter. Mit einer Kollegin werden Kleider geändert, Hosen gebügelt, was halt so anfällt.

Von jetzt auf nachher
„Das Aus für den Nachbarn kam von jetzt auf nachher“, sagte sie. Geschäftsführer Thomas Storg habe ihr Anfang vergangener Woche völlig überraschend den Gang zum Insolvenzgericht mitgeteilt. Danach wurde es dunkel im ersten Stock. Seit der Zeit hat sich nichts mehr getan. „Keiner hat sich hier sehen lassen“, sagt sie, auch nicht der vom Gericht eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter.
Ein Problem
Aber Edith Otter hatte und hat ein Problem, ohne auch nur irgendwie mit der Zahlungsunfähigkeit des Modeladens etwas zu tun zu haben. Sie weiß, in Kitzingen gehen immer noch viele Leute davon aus, dass das ehemaligen Kaufhaus noch Storg gehört. Das ist aber seit Jahren nicht mehr so. Das Haus gehört Investoren, Thomas Storg war mit seinem Modegeschäft ebenso Mieter wie sie oder NKD und Rossmann im Erdgeschoss.
Der Betrieb lebt noch
Dass sie und ihr Betrieb noch leben, darauf möchte sie unbedingt hinweisen. Und zwar auch nach 15 Jahren. Vor kurzem haben der Betrieb und die Chefin das 15-Jährige gefeiert. Eingestiegen ist sie vor 16 Jahren, als noch Hosen-Eich Teile des ersten Stockes des ehemaligen Traditionskaufhauses angemietet hatte. Nach der Insolvenz von Eich sprang sie ins kalte Wasser, zog sich auf eine kleinere Fläche zurück und führt seither erfolgreich ihre Änderungsschneiderei.
Nähmaschinen rattern
Damit das auch so weiter geht und sie und ihre Kollegin Arbeit haben, müsse den Leuten klar sein, dass es die Änderungsschneiderei noch gibt. Das ist nicht zu überhören. Die Nähmaschinen rattern und das bei besten Lichtverhältnissen. Der Weg ist also frei, wenn die Leute ihn denn finden, über den NKD, die Nottreppe und dann durch den ehemaligen Verkaufsraum auf der Suche nach dem Licht im Dunkeln.