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Kitzingen: Ärger am Kitzinger Bahnhof: Anwohner kämpft mit der Stadt um Entschädigung wegen Schäden am Haus

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Ärger am Kitzinger Bahnhof: Anwohner kämpft mit der Stadt um Entschädigung wegen Schäden am Haus

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    Der Kitzinger Amalienweg ist die Direktverbindung zwischen Bahnhof und dem Schulzentrum in der Kanzler-Stürtzel-Straße – und im Laufe der Jahre ziemlich unter die Räder gekommen.
    Der Kitzinger Amalienweg ist die Direktverbindung zwischen Bahnhof und dem Schulzentrum in der Kanzler-Stürtzel-Straße – und im Laufe der Jahre ziemlich unter die Räder gekommen. Foto: Eike Lenz

    Der Amalienweg ist keine Prachtstraße und keine Allee. Er ist kaum 200 Meter lang, macht auf halber Höhe einen Knick von 90 Grad und verbindet den Kitzinger Bahnhof mit dem Schulgelände in der Kanzler-Stürtzel-Straße. Vor mehr als 40 Jahren haben Richard und Ursula Biener das Haus im Amalienweg 5 bezogen – verglichen mit damals ist es heute eine Oase der Ruhe. Und doch sagt Richard Biener: "Wenn wir am Esstisch sitzen, wackeln alle Gläser im Haus." Weil der Scherbenhaufen längst größer ist, streiten die Bieners seit Jahrzehnten mit der Stadt Kitzingen um Entschädigung.

    Das Haus mit stattlichem Walmdach und großer, zur Straße gerichteten Gaube ist eines von nur sechs Gebäuden im Amalienweg. 1928 erbaut, hat es manchem Sturm und einem Weltkrieg getrotzt. Als die Bieners es 1981 kauften, war es in "jämmerlichem Zustand". Zwei Jahre nach Erwerb ließen sie es kernsanieren, den kompletten Putz von der Fassade schlagen und acht Tonnen neuen Putz aufbringen. In dem Haus stecke ein "riesiges Vermögen". So erzählt es Richard Biener, heute 82, wenn man mit ihm telefoniert. Schon damals ging der Zoff mit der Stadt um Schäden am Haus los. Inzwischen, so schildert es Biener, streite er mit dem fünften OB. Ein Ende ist nicht absehbar.

    Das US-Militär nutzte den Amalienweg als Abkürzung zum Bahnhof

    Jahrzehntelang donnerten Panzer und Militär-Konvois den Amalienweg entlang, wenn die US-Armee Truppen und Material von der hoch über Kitzingen liegenden Larson-Kaserne verlegte und den Bahnhof als Drehkreuz in alle Welt nutzte. Heute sind es vor allem Busse, die sich durch das Nadelöhr zwängen. Man kann sagen, die Straße ist schon immer ziemlich unter die Räder gekommen. Aber laut Biener sind die Schäden an seinem Gebäude immer größer geworden.

    Die Sache geht längst ins Grundsätzliche und um die Frage: Wenn jahrzehntelang Busse, Panzer und Lastwagen eine Straße entlangwalzen, wie wahrscheinlich ist es dann, dass umliegende Häuser dadurch Schaden nehmen? Und wer muss letztlich für diese Schäden geradestehen?

    Das gelbe Haus auf halber Höhe des Amalienwegs hat das Ehepaar Biener vor mehr als 40 Jahren gekauft – so lange geht auch der Streit mit der Stadt.
    Das gelbe Haus auf halber Höhe des Amalienwegs hat das Ehepaar Biener vor mehr als 40 Jahren gekauft – so lange geht auch der Streit mit der Stadt. Foto: Eike Lenz

    Um darauf eine Antwort zu finden, muss man in die Tiefe gehen. In den Unterbau der Straße. Richard Biener sagt, es gebe gar keinen richtigen Unterbau, sondern lediglich "sieben Zentimeter Teerschicht auf Lehmboden". Der schwere Boden übertrage jede Schwingung, die vom Verkehr ausgehe, und wirke wie ein Verstärker. "Wir spüren hier jede Erschütterung." Fragt man bei der Stadt nach, heißt es: "Der Unterbau des Amalienwegs ist baulich nicht verschlissen und tragfähig." Im Jahr 2016 sei hier der Kanal erneuert worden.

    Die Stadt Kitzingen sieht keine Grundlage für Schadensersatz

    Vor zwei Jahren stellte der Dachdecker der Bieners bedenkliche Schäden fest. Der Giebel der großen Dachgaube, so erklärt es Biener, drohte abzubrechen und musste aufwändig gesichert werden. Ein massives Stahlband wurde eingezogen und verbindet seither Giebel und Gebälk. 12.000 Euro kostete Biener nach eigenen Angaben die Reparatur am Dach. Die Rechnung schickte er der Stadt, doch gesehen habe er bislang keinen Cent.

    Bei der Stadt sieht man keinen Anlass für eine Kostenübernahme. "Weder waren frühere Arbeiten an der Straße oder dem Kanal ursächlich für irgendwelche Schäden am Haus Amalienweg 5 noch der Verkehr auf dem Amalienweg oder den angrenzenden Straßen", heißt es aus dem Rathaus. Und: Eine unzumutbare Frequentierung der Straße sei nicht zu erkennen.

    Biener wünscht sich von der Stadt Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, etwa Blumeninseln oder Schwellen auf der Fahrbahn, und beklagt, dass vor allem Busse und Lastwagen, die von unten kämen, schneller als mit den dort erlaubten 30 km/h unterwegs seien – schwer vorstellbar bei der Enge und dem Zuschnitt der Straße. Die Stadt teilt mit, sie stehe im regelmäßigen Austausch mit der Polizei: Ein Schwerpunkt für Verkehrsüberschreitungen sei der Amalienweg nicht.

    Die Fahrbahn ist in einem desolaten Zustand und soll bei der Neugestaltung des Bahnhofsumgfelds saniert werden.
    Die Fahrbahn ist in einem desolaten Zustand und soll bei der Neugestaltung des Bahnhofsumgfelds saniert werden. Foto: Eike Lenz

    Möglicherweise regelt sich das Problem ohnehin bald von selbst. Denn beim Umbau des Bahnhofsvorplatzes wird auch der Amalienweg neu gestaltet. Der Stadtrat hat dem Millionenprojekt bereits zugestimmt. Ab 2024 sollen die Arbeiten in mehreren Bauabschnitten vorangehen – wann aber der Amalienweg an der Reihe ist, steht noch nicht fest.

    Klar ist: Auch nach der Sanierung wird die Straße nicht komplett dichtgemacht. Dafür sei sie als Erschließung des Bahnhofs zu wichtig, heißt es bei der Stadt. Aber: Der Stadtrat hat sich auf eine Einbahnregelung verständigt, der Verkehr soll künftig nur noch nach unten fließen. Dies sei mit den Busunternehmern so abgestimmt, sagte seinerzeit der OB. Dann wäre ausreichend Platz, um parallel zur Fahrbahn auch noch Parkplätze sowie einen Fahrrad- und Fußweg zu schaffen. Und Richard Biener kann nur hoffen, dass nach dem Umbau auch bei ihm wieder mehr Ruhe einkehrt.

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