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Iphofen: Ärger um Iphöfer Maschinenhalle: Wird hier ein Stück Natur zerstört?

Iphofen

Ärger um Iphöfer Maschinenhalle: Wird hier ein Stück Natur zerstört?

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    Im Iphöfer "Schießgrund", einem Stück unverbauter Natur, soll eine Maschinenhalle entstehen. Etliche Stadträte sehen dieses Projekt eines Weinguts äußerst kritisch.
    Im Iphöfer "Schießgrund", einem Stück unverbauter Natur, soll eine Maschinenhalle entstehen. Etliche Stadträte sehen dieses Projekt eines Weinguts äußerst kritisch. Foto: Eike Lenz

    Der Bau einer Maschinenhalle ist in der Regel eine unspektakuläre Sache. Quadratisch, praktisch, funktional muss sie sein, das ist es, was die Öffentlichkeit von Projekten dieser Art oft mitbekommt. Anders sieht es aus, wenn diese Halle in einem Umfeld entstehen soll, das von vielen Iphöferinnen und Iphöfern als beliebtes Naherholungsgebiet genutzt wird. Der Aufschrei im Bauausschuss war groß, als nun der offizielle Antrag des Weinguts vorlag. Die Rede ist von einer „monströsen Halle in unverbauter Natur“, von einem Eingriff in ein „wunderschönes Tal“. Dass der Bau der 42 mal 20 Meter großen Halle im "Schießgrund" mit dem neuen Baugebiet Ost IV zusammenhängt, macht die Sache erst recht kompliziert.

    Ein Jahr schwelt das Thema nun schon vor sich hin, ohne dass es groß ans Licht der Öffentlichkeit geraten wäre. Der Bürgermeister rechtfertigt den Verbleib des Themas im stillen Kämmerlein mit dem Hinweis auf „Grundstücksangelegenheiten“. Die seien eben nichtöffentlich zu beraten. Dass hier etwas verschwiegen werden sollte, weist er von sich. Der Vorwurf steht zwar gar nicht explizit im Raum, aber sicher ist sicher. Das zeigt, wie sensibel der Fall verhandelt wird.

    Für das neue Baugebiet muss die Lagerhalle weg

    Er nimmt seinen Anfang mit Erwägungen für ein neues Baugebiet gegenüber der bestehenden Wohnbebauung im Iphöfer Osten. Um die Fläche entlang der Einersheimer Straße optimal ausnutzen zu können, steht die Halle eines örtlichen Weinguts im Weg. Die Stadt verhandelt mit dem betroffenen Winzer, der sich gesprächsbereit zeigt, aber einen Ausgleich fordert: eine neue Halle, am besten in unmittelbarer Umgebung. Die Sache nimmt ihren Lauf, lange Zeit im nichtöffentlichen Teil der Bauausschusssitzungen. Erst als jetzt der offizielle Bauantrag auf dem Tisch liegt, wird der Fall öffentlich.

    In der Diskussion zeigt sich, dass die politischen Verwerfungen innerhalb des Gremiums doch größer sind als von Bürgermeister Dieter Lenzer mit dem Hinweis auf „unterschiedliche Meinungen“ angedeutet. Die Stadträtin Peggy Knauer fühlt sich vom Kollegen Otto Kolesch falsch zitiert, Kolesch selbst wird von Lenzer gerügt, dass er überhaupt aus nichtöffentlicher Sitzung zitiert. All das zeigt die Empfindlichkeiten, die viele nach so langer Zeit bei dem Thema entwickelt haben. Kolesch sagt, hier gehe ein „kostbares Naherholungsgebiet“ verloren, und erinnert an Aussagen wie die des Zweiten Bürgermeisters Hans Brummer, die Maschinenhalle müsse an den Rand des Gebiets gedrängt werden. Nun aber sei sie von ursprünglich geplanten 500 auf 800 Quadratmeter gewachsen und stehe gut sichtbar direkt an der Straße.

    Ist die Maschinenhalle nur der Anfang weiterer Bauten?

    Tourismusreferent Matthias Schuhmann fürchtet, dass mit dem Vorhaben „eine der schönsten Naturecken Iphofens verbaut und für immer zerstört“ werde. Und die Maschinenhalle könnte nur der Anfang sein. „Sollen hier ein großer Wohnmobilstellplatz oder ein Aussiedlerhof hin?“, fragt er. Der Winzer ist baurechtlich privilegiert, darf also Bauten im Außenbereich errichten. Schuhmann fordert eine „stichhaltige Begründung, warum in dieses wunderschöne Tal eine Halle gestellt wird“. Kolesch fragt mit Blick auf die Stadträte der Freien Wähler: „Stehen Sie noch zu Ihren Aussagen?“

    Um das Baugebiet Ost IV in geplanter Größe realisieren zu können, muss die Halle eines Iphöfer Weinguts (im Hintergrund) weichen. Sie soll an anderer Stelle neu gebaut werden.
    Um das Baugebiet Ost IV in geplanter Größe realisieren zu können, muss die Halle eines Iphöfer Weinguts (im Hintergrund) weichen. Sie soll an anderer Stelle neu gebaut werden. Foto: Eike Lenz

    Bürgermeister Lenzer sagt, ihm gehe es „nicht um die Halle, sondern um das Baugebiet Ost IV“ und die „Bauland-Freigabe“. Um die bestehende Halle des Weinguts in dem überplanten Gebiet wegzubekommen, hat sich die Stadt zu einem Ausgleich verpflichtet. Allerdings war die neue Halle offenbar deutlich weiter hinten vorgesehen, sie sollte in einer Mulde verschwinden. Nach derzeitiger Planung stehe sie „massiv in der Sichtachse“, wie Stadtrat Andreas Müller sagt. Auch er hat sein anfängliches Ja zu dem Projekt deshalb in ein Nein gewandelt. Die Halle müsse „verträglich platziert“ sein und notfalls um 90 Grad im Gelände gedreht werden, um die optische Linie von 42 Meter Außenmaß zu brechen.

    Der Bürgermeister will noch einmal verhandeln

    So sei es für den Bauherrn die „wirtschaftlichste Lösung“, wirft der Bürgermeister ein. Er wolle gemeinsam mit dem Bauwerber „noch einmal prüfen“, ob sich die Halle 40 Meter nach Norden verschieben lasse, aber trotzdem schon heute über den Bauantrag abstimmen lassen. Als Ulrich Ruck Bedenken anmeldet, dass sich dann schwerlich noch etwas an dem Projekt ändern lasse, wird es eng mit einer Mehrheit für den Antrag. Lenzer lenkt ein und lässt nun doch nicht abstimmen. Er will nun zuerst mit dem Winzer reden und die Sache dann noch einmal in den Ausschuss bringen. Für Tourismusreferent Schuhmann ist klar, was bis dahin passiert: „Die Bürger werden die Wände hochgehen.“

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