Was braucht die Feuerwehr in Iphofen und in den Stadtteilen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein? Wo in der Stadt befinden sich die größten Gefahrenherde? Und wie kann es sein, dass bei einer relativ gut ausgestatteten Wehr dennoch "akuter Handlungsbedarf" besteht? Diese Fragen versucht der Feuerwehrbedarfsplan zu beantworten, der nach eineinhalb Jahren Vorarbeit am Dienstagabend dem Stadtrat vorgestellt wurde.
Klar ist: Die Erkenntnisse aus diesem 140 Seiten starken Werk sollen und müssen nun möglichst rasch in ein Konzept münden. Denn: In Teilen ist die Iphöfer Feuerwehr, was Ausrüstung, Gebäude und Personal angeht, selbst ein Notfall.
Was hat der Feuerwehrbedarfsplan ermittelt?
Bei zwei Ortsterminen hat die Firma RFB Brandschutz (Eßfeld) an allen sieben Standorten in der Stadt und den Stadtteilen Gerätehäuser und Fahrzeuge besichtigt. An dieser Inventur waren auch die Kommandanten und Ortssprecher beteiligt. Bei einem Workshop im Februar wurden die Ergebnisse mit der Feuerwehrspitze des Landkreises diskutiert. Die wesentlichen Punkte sind in dem Plan als Ziele und Maßnahmen verankert.

Wo sieht der Feuerwehrbedarfsplan die größten Gefahrenherde?
Über das 7800 Hektar große Stadtgebiet hat das Fachbüro RFB eine Folie gelegt. Farblich abgestuft von grün (niedrig) bis rot (hoch) ergibt sich hier die Brandgefahr einzelner Bereiche, dargestellt als ein Quadratkilometer große Quadrate. Geringe Brandgefahr geht nach dieser Karte etwa von den Biogasanlagen in Birklingen und Hellmitzheim, dem Verkehr auf der B8, der Bahnlinie oder den großen Waldflächen aus. Mittleres Risiko bergen Einrichtungen wie Kitas, Hotels und Pensionen oder das Altenbetreuungszentrum. Die größte Gefahr droht in den beiden Werken der Firma Knauf, ausgehend von den vielen dort eingesetzten Geräten und Maschinen. Beide Werke unterliegen der zweithöchsten von fünf Gefährdungsstufen.

Was bedeuten die Gefahrenklassen für die Hilfskräfte und die Menschen?
Das Bayerische Feuerwehrgesetz schreibt vor, dass "jede an einer Straße gelegene Einsatzstelle (...) in höchstens zehn Minuten nach Eingang einer Meldung bei der Alarm auslösenden Stelle erreicht werden kann". Um das zu gewährleisten, müssen die Feuerwehren entsprechend ausgerüstet sein. Am zentralen Standort Iphofen, der eine Stützpunktwehr beherbergt, stehen dazu ein Dutzend Fahrzeuge bereit. Hinzu kommen acht Fahrzeuge in den Ortsteilen, die hauptsächlich dem ersten Löschangriff dienen.

Wo gibt es Mängel, und was ist mehr oder weniger Luxus?
Als "Sonderfall" bezeichnen die Experten von RFB die in Iphofen stationierte Drehleiter, ausfahrbar auf bis zu zwölf Meter. Sie sei nicht zwingend nötig, da es im Stadtgebiet kein Gebäude über acht Meter gebe, bei dem der zweite Rettungsweg über die Drehleiter zu sichern wäre. Mängel gibt es laut Plan in den Stadtteilen, wo die Wehren zum Teil mit 30 bis 40 Jahre alten Fahrzeugen unterwegs sind, etwa in Hellmitzheim. Dort ist bereits ein neues Auto bestellt.
Andreas Müller, Stadtrat und selbst Feuerwehrmann, hätte sich im Bedarfsplan etwas mehr Alarm in dieser Hinsicht gewünscht. Er spricht von "akutem Handlungsbedarf" und sagt: "Wir haben einen riesigen Berg abzuarbeiten." Auch Birklingen soll demnächst ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug, kurz TSF, für autarke Einsätze im Ort erhalten.

Wo braucht es in den nächsten Jahren neue Feuerwehrhäuser?
Der kleinste Stadtteil kämpft auch bei seiner Feuerwehr mit "sehr kritischen Platzverhältnissen". Im 60 Einwohner zählenden Birklingen sei es derzeit nicht möglich, moderne Fahrzeuge unterzubringen; dort hat die Wehr in einem Seitenflügel des Bürgerhauses ihr Domizil. Ein komplett neues Feuerwehrhaus soll in Mönchsondheim gebaut werden, wo die Stadt laut Bürgermeister Dieter Lenzer bereits ein passendes Grundstück erworben hat.

Mit welchen Problemen hat die Feuerwehr in Iphofen zu kämpfen?
Was die Ausstattung angeht, sieht der Bedarfsplan die Iphöfer Wehren solide aufgestellt. Bei den Gebäuden könnte es besser aussehen. Und: In Sachen Personal schlägt Sebastian Muth, Stadtrat und Kreisbrandinspektor, Alarm. Hier gebe es deutliche Lücken. Muths Beobachtung: Wenn die Infrastruktur auf modernem Stand ist, wenn im Ort "ein schickes, rotes Feuerwehrauto in Betrieb geht", bekomme man auch wieder neue Kräfte für den aktiven Dienst.
Was kostet es, die Ziele des Bedarfsplans umzusetzen?
Die Frage nach den Kosten stellte im Stadtrat Dritter Bürgermeister Jörg Schanow. Die Sicht des RFB-Experten Christoph Frank, "durch die Brille des Feuerwehrlers" betrachtet: schwer zu sagen. Bei den Fahrzeugen konnte Frank noch relativ konkrete Summen nennen: 200.000 bis 250.000 Euro für ein wasserführendes Tragspritzenfahrzeug, 50.000 Euro für einen Mannschaftstransporter. Für einzelne bauliche Objekte wollte er sich nicht festlegen.
Der Tenor im Stadtrat: Es muss in den nächsten Jahren mehr Geld in die Feuerwehren fließen als zuletzt. Und: Allzu lange sollte man sich dafür besser nicht Zeit lassen.