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Iphofen: Als an einem nebligen Tag ein Bärentöter übergeben wurde, kam die Polizei

Iphofen

Als an einem nebligen Tag ein Bärentöter übergeben wurde, kam die Polizei

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    An der Wand ist noch Platz für viele Plakate von Sonderausstellungen. Markus Mergenthaler hat auch noch einiges vor.
    An der Wand ist noch Platz für viele Plakate von Sonderausstellungen. Markus Mergenthaler hat auch noch einiges vor. Foto: Gerhard Krämer

    An einem Hitzetag hatte sich einmal nur ein einziger Besucher im Iphöfer Knauf-Museum befunden. Aber es gab in den vergangenen 25 Jahren keinen einzigen Tag mit null Besuchern, erinnert sich Museumsleiter Markus Mergenthaler, der genau diese Zeit dort tätig ist. Im Jahr 2000 übernahm er die Leitung von Kurt Schmidt. Jetzt gibt es auch ein neues Buch mit 25 Glanzstücken.

    An seinen ersten Tag im Museum, den 1. Oktober 1997, erinnert sich Markus Mergenthaler noch genau. Nebel lag über Iphofen. Mergenthaler hatte am Marktplatz geparkt. Ein Mann lief in merkwürdigem Outfit um Hilfe rufend an ihm vorbei. Dahinter kam dann der nächste Mann, allerdings mit einem Fotoapparat in der Hand. Letzterer wollte fotografieren, ersterer dachte, er sollte erschossen werden. Diese merkwürdige Begebenheit hielt Mergenthaler nicht davon ab, in Iphofen Fuß zu fassen. Auch nicht die Polizei vor seinem Auto, weil er angeblich eine Garagenzufahrt zugeparkt haben soll, die aber locker zu erreichen gewesen ist, was ihm auch die Polizei bestätigte. "Alles etwas schräg", meint Mergenthaler heute.

    Die Handbewegungen von Markus Mergenthaler passen zum Ägypten-Raum.
    Die Handbewegungen von Markus Mergenthaler passen zum Ägypten-Raum. Foto: Gerhard Krämer

    Geradlinig nach vorne verlief dagegen die Entwicklung des Museums. Schon allein der Neubau in den Jahren 2007 bis 2010 sei ein Schritt nach vorne gewesen, erinnert sich der 48-Jährige. Zukunftsorientiert ausgerichtet sei auch der Einbau des Lastenaufzugs und der Klimatisierung gewesen.

    Vieles habe sich in den 25 Jahren geändert. Früher habe man manche Objekte für Sonderausstellungen noch selbst mit dem Auto abgeholt. "Ich habe auch schon eine Goldmaske durch die Weltgeschichte gefahren", erzählt der Museumsleiter – "eingepackt in eine Aldi-Tüte."

    Dann war da noch die Karl-May-Ausstellung. Silberbüchse und Bärentöter sollte er vom Karl-May-Museum in Radebeul geliehen bekommen. Der damalige Leiter des Museums wollte ihm im September die beiden Stücke bringen. Ort der Übergabe: der Autobahnparkplatz bei Greding. Treffpunkt war im McDonald's. Dort sei seinem Kollegen Ketchup aus dem Burger aufs Hemd gelaufen. "Das sah wie ein Blutfleck aus." Nach dem Essen fuhr Mergenthaler sein Auto neben das des Kollegen aus Radebeul. Wie konnte es anders sein: Es war leicht neblig. Er bekam die Gewehre und – ja, es kam die Polizei dazu. Die Sache konnte aufgeklärt werden, anschließend gab es noch ein Gruppenfoto. Ob das Bild bei der Polizei noch irgendwo hängt, weiß er nicht. Allein solche Anekdoten würden Bücher füllen.

    In diesem Raum würde Markus Mergenthaler, wenn es sein müsste, eine Nacht im Museum verbringen.
    In diesem Raum würde Markus Mergenthaler, wenn es sein müsste, eine Nacht im Museum verbringen. Foto: Gerhard Krämer

    Lieblingsobjekte an sich hat er nicht. Doch wenn er eine Nacht im Museum verbringen müsste, würde er in den Urwaldraum gehen. "Wegen des Vogelgezwitschers." Jede der Sonderausstellungen sei etwas Besonderes gewesen. Vielleicht waren in der Ausstellung im Jahr 2005 über kleine Möbel seine Lieblingsobjekte. "Die Ausstellung hat viel Spaß gemacht, hat mich begeistert", erzählt er. Doch schwärmt er auch von den Ausstellungen "Frühe Maingeschichte", bei der es eine Fahrt mit einem selbstgebauten Floß gab, "Troja" mit dem riesigen hölzernen Pferd auf dem Iphöfer Marktplatz oder "Hexenwahn", bei der zu Forschungszwecken ein toter Eber auf dem Scheiterhaufen bei Seinsheim verbrannt worden war.

    Die Hutzeichnungen von Marilyn Monroe faszinieren Markus Mergenthaler in der aktuellen Ausstellung.
    Die Hutzeichnungen von Marilyn Monroe faszinieren Markus Mergenthaler in der aktuellen Ausstellung. Foto: Gerhard Krämer

    In jeder Sonderausstellung gebe es Objekte, die ihn besonders anziehen. Bei der aktuellen über Marilyn Monroe sind es ihre Modeentwürfe mit den Hutzeichnungen. Manche Ausstellung, wie die "Exotische Welten", seien heute nicht mehr möglich wegen der Objekte, verweist er auf die aktuelle Diskussion in der Museumslandschaft. In der Reliefsammlung hingegen gibt es nur Abformungen von Kunstwerken in Gips. Trotz der Empfindlichkeit mancher Ausstellungsgegenstände: "Noch nie ist etwas kaputt gegangen", sagt Mergenthaler. Bei der Glasausstellung habe er zuhause Likörgläschen mit Handschuhen angefasst und geübt, wie man solche Objekte in die Vitrine stellt.

    Der Kontakt mit Objekten fasziniert ihn an der Arbeit im Knauf-Museum. Ebenso freut er sich über die regelmäßigen Kontakte mit Besucherinnen und Besuchern. "Seit 1983 knapp eine Million", schätzt er. Allein im Jahr 2000 kamen 50.000 Besucher, wobei die Ausstellung "Leben und Tod am Nil" wohl mit 40.000 Gästen zur hohen Zahl beigetragen hat.

    Eine Mykene-Ausstellung wird wohl ein Traum bleiben, weil er in einem Privatunternehmen auch wirtschaftlich denken muss. Nach der Schokolade-Ausstellung hat er auch an eine über Eis gedacht, aber auch dieser Wunsch ist geschmolzen. Was aber demnächst zu sehen ist, ist eine kleine Ausstellung über Baukästen, bei der die Besucherinnen und Besucher aktiv werden können.

    Ursprünglich hat Mergenthaler Schreiner mit Schwerpunkt Restaurierung gelernt, dann folgte eine kaufmännische Ausbildung. Sein Volkskundestudium schloss er in außereuropäischer Ethnologie ab. Während des Studiums hatte er sich auch ein wenig der Ägyptologie gewidmet. 2016/17 studierte er noch Museumsmanagement in Berlin.

    Das Tempelrelief mit Festdarstellung aus der Ägypten-Abteilung des Knauf-Museums ist eines der 25 Glanzstücke im neuen Buch, das Markus Mergenthaler herausgegeben hat.
    Das Tempelrelief mit Festdarstellung aus der Ägypten-Abteilung des Knauf-Museums ist eines der 25 Glanzstücke im neuen Buch, das Markus Mergenthaler herausgegeben hat. Foto: Gerhard Krämer

    Zu seinem 25. Dienstjubiläum hat er das Büchlein "25 Glanzstücke – Reliefgeschichte(n) aus dem Knauf-Museum Iphofen" herausgegeben. Die Auflage ist auf 500 Exemplare begrenzt, weitere 200 kommen in den Buchhandel. Es erzählt laut Annette Nünnerich-Asmus vom gleichnamigen Verlag Geschichten, die den Leserinnen und Lesern den Zugang zur Reliefsammlung öffnen. Es ist auch quasi ein Kurzführer.

    An der Wand ist noch Platz für viele Plakate von Sonderausstellungen. Markus Mergenthaler hat auch noch einiges vor.
    An der Wand ist noch Platz für viele Plakate von Sonderausstellungen. Markus Mergenthaler hat auch noch einiges vor. Foto: Gerhard Krämer
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