Um 1600 von den Benediktinern aus Münsterschwarzach errichtet, hat der "Zehnthof" einiges erlebt. In den 60er-Jahren erwarb das denkmalgeschützte Gebäude die Winzergemeinschaft Nordheim. Der Zehnthof machte sich als Gasthaus und Weinlokal einen Namen.
Doch 2017 musste überraschend Insolvenz angemeldet werden. Das Gasthaus schloss. Die damalige Besitzerin, die Winzergenossenschaft Divino, suchte drei Jahre lang nach einer Nutzungsmöglichkeit, als Sternekoch Bernhard Reiser aus Würzburg auftauchte und das Restaurant pachtete.
Nicht nur für ihn wurde der "Zehnthof" zu einer Herzensangelegenheit. Eine Investorengruppe mit dem Immobilienkaufmann Paul Hupp, dem Bauunternehmer Reinhold Walz, dem Bauingenieur Hans-Rainer Waldbröl und dem Architekten Ernst Stang sowie Bernhard Reiser selbst gründeten die Zehnthof GmbH & Co. KG. Reiser wurde zudem der Pächter. 2022 nahm das Restaurant nach aufwendiger Renovierung seinen Betrieb auf. Auch für Events sollte der "Zehnthof" vermehrt genutzt werden.
Bernhard Reiser: Hotel-Bau mit 109 Betten ist nicht mehr lukrativ

Doch Anfang 2025 wird es Veränderungen geben. So liegen die genehmigten Pläne für das Landhotel mit 52 Zimmern und 109 Betten auf Eis. Letzteres, weil die Kosten seit der Planungsphase davongelaufen sind, wie Reiser gegenüber dieser Redaktion erklärt. 45 bis 55 Prozent lägen die Kosten höher als ursprünglich erwartet. Derzeit sei dieses Projekt nicht finanzierbar. Denn man könne nicht die höheren Kosten später auf die Zimmerpreise umlegen. "Dann wären wir allein im Hotel", schätzt Reiser dies realistisch ein.
Die Investorengruppe hat daher beschlossen, das Gebäude auf dem Immobilienmarkt anzubieten. Für 2,4 Millionen Euro. Enthalten ist im Kaufpreis auch das gesamte Inventar. Die Hotelplanung ist ebenfalls inbegriffen.
"Das Konzept vom klassischen Gasthaus müssen wir überdenken."
Bernhard Reiser, Gesellschafter und Pächter im Nordheimer "Zehnthof"
"Zwei Herzen schlagen in meiner Brust", sagt der Gastronom, sei er doch Pächter und Gesellschafter zugleich. Als Gesellschafter habe er mitentschieden, dass ein Investor gesucht werde. Falls sich ein solcher finde, könne dieser mit oder ohne ihn weitermachen. "Ich lege keine Steine in den Weg", sagt Reiser, auch wenn "es mir in der Seele weh tut", bekennt er. "Denn es ist ein Herzensprojekt."
Nach der Betriebsruhe im Oktober öffnet das Restaurant ab November wieder. Doch ab Januar 2025 wird es keine Restaurant-Öffnungszeiten mehr geben; der Zehnthof wird dann zum reinen Event-Gasthaus.
"Das Konzept vom klassischen Gasthaus, das wir an diesem besonderen Ort gelebt haben, müssen wir überdenken", teilt Reiser mit. Sehr gutes, qualifiziertes Fachpersonal, die wichtigste Ressource, sei – zu Recht – sehr teuer geworden. "Deshalb müssen wir hier besser planen können, um Personal effektiver einsetzen zu können." Gerade im ländlichen Raum könne man das nicht einfach vorhalten.
Gäste müssen sich künftig für Veranstaltungen verbindlich anmelden

"Deshalb machen wir aus dem Zehnthof ein Event-Gasthaus: Gäste müssen sich dann für unsere regelmäßigen, kulinarischen Veranstaltungen verbindlich anmelden, und so wird das für uns besser planbar", heißt es in der offiziellen Pressemitteilung. "Ich bin ein kreativer Mensch und möchte diese wunderbaren Räumlichkeiten im Zehnthof weiter beleben, und vor allem für unsere Gäste weiterhin ein hochwertiges, authentisches Genusserlebnis anbieten", erklärt Bernhard Reiser die Veränderung in Nordheim.
Es wird im "Zehnthof" ab 2025 also kein klassisches Tagesgeschäft mehr geben, dafür aber mindestens zweimal im Monat Veranstaltungen zu bestimmten kulinarischen Themen, so wie jetzt ab November schon auf Vorbestellung das Gansessen.
Gleichzeitig kann sich laut Reiser jeder Gast – sei es privat oder geschäftlich – den "Zehnthof" exklusiv mieten: von 50 bis 200 Personen. "Ein solches Konzept lässt sich viel besser planen und damit wirtschaftlicher umsetzen, weil wir im Vorfeld genau wissen, mit welcher Gästezahl wir es zu tun haben", erklärt der Sternekoch. "Jetzt muss man schauen, wie sich alles entwickelt."