Konstantin Röther und seine Kollegen fahren jetzt mit dem „ResiTrac“. Manchem kommt da sofort der Gedanke an ein bayerisches Lied. Die Resi wird darin mit dem Traktor abgeholt, weil, „mit dem, da mach i niemals net schlapp…“ Die Ähnlichkeit des Namens mit dem Lied ist Zufall, und doch geht es in Schwarzenau gerade um genau dieses Thema. Zwei Jahre lang testet das dortige Staatsgut einen mit Pflanzenölkraftstoff aus heimischen Ölsaaten betriebenen John Deere-Traktor. Taugt er für die Arbeit auf dem Acker? Ist er eine nachhaltige Alternative für die Diesel-betriebenen Fahrzeuge in der Feldarbeit?
„ResiTrac“ ist der Name eines europäischen Forschungs- und Demonstrationsprojektes, die Abkürzung steht für „Resilient Foot Produktion with Green Tractors“. Unabhängig von Kraftstoffimporten zu sein und klimafreundlich Nahrungsmittel zu produzieren, ist das Ziel. Der Landmaschinenhersteller John Deere entwickelt Traktoren der Abgasstufe V und testet sie mit den Bayerischen Staatsgütern und dem TFZ (Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe). Die Ergebnisse fließen in die Forschung und in die künftigen Gerätegenerationen mit ein.

Udo Scheff von John Deere übergab in Schwarzenau den ersten von zehn dieser Traktoren für den Praxistest an den Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Hubert Bittlmayer und die Bayerischen Staatsgüter. Dort ist er seit einigen Tagen im Einsatz. Erste Unterschiede haben der Bereichsleiter Außenwirtschaft Konstantin Röther und seine Kollegen bereits ausgemacht: Morgens einsteigen, Knopf drücken und starten ist nicht. "Das Kaltstartverhalten ist anders", sagt Röther. "Man muss vorwärmen, dann geht es."
Die Herausforderungen des Klimawandels sind nur zu meistern, wenn alle zusammenarbeiten
2040 wird in keinem bayerischen Traktor mehr fossiler Dieselkraftstoff zum Einsatz kommen, so das Ziel des bayerischen Klimaschutzgesetzes. 17 Jahre, viel und doch nicht viel. „Wir müssen bei den klimafreundlichen Antriebssystemen in der Land- und Forstwirtschaft einen deutlichen Schritt vorankommen und erneuerbare PS auf den Acker bringen“, sagte Amtschef Bittlmayer und forderte wie schon mehrfach vom Bund Anreize und Unterstützung, zum Beispiel für pflanzenbasierte Kraftstoffe.
Die Herausforderungen des Klimawandels seien alleine nicht zu meistern. Politik, Wirtschaft, Behörden, Wissenschaft und Landwirte müssten zusammenarbeiten. Die Richtung sei klar. Was den Weg angehe, müsse man sich „rantasten“ – und dafür müssten Erfahrungen gesammelt werden. "Landwirte probieren gern etwas aus", erklärte Bittlmayer. Aber es müsse in der täglichen Arbeit funktionieren.
Aufgabe sei es nun, dies in der Praxis zu erkunden, erklärte Edgar Remmele vom TFZ. Schafft der Traktor die Arbeit so, wie vergleichbare Dieselmaschinen? Wie ist die Leistung, wie der Kraftstoffverbrauch, in welchem Umfang muss gewartet werden, welche Reparaturen fallen an? Wie hoch sind die Kosten dafür?...
Staatsgüter als Informationsdrehscheibe und Bildungsstandort: Den Bauern zeigen, dass es in der Praxis funktioniert
Anton Dippold, Geschäftsführer der Bayerischen Staatsgüter, ist froh um die Leihgabe. Nur durch Kooperationen ist es den Staatsgütern möglich, verschiedene umweltgerechte Antriebsformen zu testen. Rein elektrische Antriebe zum Beispiel könnten nicht in allen Bereichen der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. „Ein 300 oder 500 PS-Traktor geht nicht mit Strom“, so Dippold. Auch Biomethan haben die Staatsgüter schon ausprobiert. „Wasserstoff hatten wir noch nicht, aber auch das würden wir gerne versuchen.“
Dippold sieht die Staatsgüter als Informationsdrehscheibe und Bildungsstandort. Dorthin kommen Schüler, Studenten und Auszubildende, man steht in Kontakt mit Landwirten. Dort könne man den Bauern zeigen, dass und wie es funktioniert mit den klimafreundlichen Antriebssystemen.
Auch auf die Kritik, bei pflanzenölbasierten Kraftstoffen landen Nahrungsmittel im Tank, gingen die Redner ein. Es sei wichtig zu beachten, welche Koppelprodukte es bei der Herstellung des pflanzlichen Treibstoffs gebe und was man damit machen könne. Der Rapsextraktionsschrot werde verfüttert, so Dippold, damit spare man Eiweißfuttermittel ein, die sonst aus Südamerika importiert würden.